Wilde Weiber stürmen Rathäuser
Autor: Andreas Lösch
LKR Haßberge, Freitag, 01. März 2019
Wie verhext ging es in einigen Rathäusern im Maintal zu, als am Donnerstag rabiate Damen zur Weiberfastnacht die Amtstuben stürmten, Krawatten zerschnitten und die Bürgermeister schließlich ent- und vorführten.
Es gab kein Entkommen am Donnerstag, Krawattenträger wurden "zurechtgestutzt" und Bürgermeister ent- und vorgeführt: Bei der Weiberfastnacht schrecken die holden Damen vor nichts zurück, sie reißen die Macht vorübergehend an sich, die Rathäuser sind in Frauenhand. So geschehen zum Beispiel in Zeil, Knetzgau, Sand und Eltmann, wie folgende Berichte zeigen.
Zeil: Am Donnerstag haben die Zeiler Hexen das Rathaus gestürmt. Bürgermeister Thomas Stadelmann wurde gefangen und anschließend in die Mangel genommen: "Das ganze Jahr warn wir voll Groll, jetzt haben wir die Schnauze voll", rief die Oberhexe, denn der Bürgermeister hatte erst wenige Tage zuvor das endgültige Aus für das Zeiler Hallenbad verkündet.
Stadelmann geht baden
"Das Hallenbad will er schließen! Und dafür muss er doppelt büßen!", sagte die Oberhexe, während ihre wilden Weiber auf der Bühne den Bürgermeister in eine Art Schwimmkostüm steckten. Fortan musste sich Stadelmann durch Schwimm- und Planschbewegungen auf einem Biertisch ein bisschen vor versammelter Menge auf dem Marktplatz lächerlich machen, was er ohne Murren tat. Nach den Trockenübungen sagte er: "Das Bad wird geschlossen, das ist Fakt. Aber ich verspreche: Wir kämpfen um ein neues Bad!" Derzeit prüfen mehrere Kommunen im Kreis Haßberge gemeinsam mit dem Landratsamt, ob sich der Neubau und der Betrieb eines Hallenbades möglicherweise mit Hilfe einer Gemeindeallianz realisieren ließe. Der Standort ist dabei noch unklar, derzeit sind Zeil, Knetzgau und Eltmann im Gespräch.
Bewährungsprobe für Paulus
Knetzgau: "Schnipp, Schnapp, Krawatte ab", hieß es für Knetzgaus Bürgermeister Stefan Paulus am Weiberfasching in seinem Amtszimmer im Rathaus. Das wilde Volk stürmte das Rathaus und übernahm das Kommando. Danach entführten die als Hexen verkleideten Frauen das Gemeindeoberhaupt auf den Rathausvorplatz, wo sich zahlreiche Gäste zum närrischen Treiben eingefunden hatten. Galant meisterte Paulus seine "Bewährungsprobe".
Gekleidet in einen Tüllrock mit Perücke auf dem Kopf, führte er dem wilden Volk einen Tanz vor. Unterstützung bekam er dafür von der kleinen Nele. Die Strafe war dafür gedacht, weil der Bürgermeister im vergangenen Jahr versprochen hatte, seine Beine im Männerballett zu erheben. Dies hatte er nicht eingehalten, wie zu hören war. Paulus entgegnete, dass er sich sportlich auf diese Herausforderung vorbereitet habe. "Aber das Männerballett wollte mich ja nicht", kommentierte der Bürgermeister schmunzelnd. Sein Versprechen aus dem Vorjahr, dem Knetzgauer Carnevalsverein beizutreten, hatte er gehalten, wie er verkündete.
Eltmann: Zum Sklavenmarkt einer wilden Piratenhorde wurde die Eltmanner Stadthalle zum Weiberfasching am Donnerstag. Sehr enttäuscht zeigten sich die Freibeuterinnen von den gekaperten Männern, die sie dann auch gleich wieder zum Verkauf anboten - das Eltmanner Publikum schätzte Bürgermeister Michael Ziegler und seine Stadträte allerdings besser. Vielleicht waren es aber auch die Dienstleistungen, die zusammen mit den Herren zu ersteigern waren, die die Kasse klingeln ließen.