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Wiesenthau kämpft mit Sprüngen bei den Geburtenzahlen


Autor: Pauline Lindner

Wiesenthau, Dienstag, 03. März 2020

Seit 2007, dem höchsten Einwohnerstand mit 1778 Personen, ist die Bevölkerung der Gemeinde Wiesenthau bis heute um 133 Personen auf 1645 gesunken. Das stellt die Kommune vor besondere Herausforderunge...


Seit 2007, dem höchsten Einwohnerstand mit 1778 Personen, ist die Bevölkerung der Gemeinde Wiesenthau bis heute um 133 Personen auf 1645 gesunken. Das stellt die Kommune vor besondere Herausforderungen, erläuterte Bürgermeister Bernd Drummer (BGW) in der Bürgerversammlung.

Hinzu kommen starke Sprünge bei den jährlichen Geburtenzahlen. Waren es 2018 25, lag die Zahl 2019 bei nur 14. "Da ist schwer zu planen", bekannte er denn auch. Dabei bilden die Kinder bis zu drei Jahren aktuell mit 80 eine starke Altersgruppe; hingegen gibt es nur 51 Drei- bis Sechsjährige und 48 Sieben- bis zehnjährige. Besondere Auswirkungen hat das auf Schule und Kindergarten.

Die Grundschule, deren Gebäude derzeit energetisch ertüchtigt wird, besuchen 65 Kinder, wovon 15 Gastschüler sind. Sie wurden bislang problemlos aufgenommen. Das wird sich bis 2025 ändern, wenn die prognostizierte Zahl 82 eintreten sollte.

Bei der Kita wirkt sich die höhere Geburtenzahl der letzten Jahre schon aus. Sie besuchen 77 Kinder, wovon 16 unter drei Jahren sind. Der Erweiterungsbau steht kurz vor der Vollendung. Derzeit, so Drummer, wird die Fußbodenheizung verlegt. 2019 hat Wiesenthau hier schon 780 000 Euro verbaut. Insgesamt wird die Maßnahme auf 1,7 Millionen Euro kommen, die mit 850 000 Euro gefördert wird.

Der Standort des Neubaus war früher der Spielplatz. Der neue Spielplatz, der im September eröffnet wurde, suche nach Drummer seinesgleichen. Der Bürgermeister erwartet bei der Inneneinrichtung eine leichte Kostenüberschreitung. Ein Teil rührt daher, dass die Küche so eingerichtet werden soll, dass dort selbst gekocht werden kann. Man denkt an eine ähnliche Praxis wie in Weilersbach, wo die Kita-Küche die Kindergarten- und die Schulkinder versorgt. Weiter will man noch einen Carport bauen für Kinderwägen, die Müllcontainer und als überdachter Warteplatz.

Da die Anbindung an das bestehende Gebäude ansteht, aber der Betrieb weiterlaufen muss, denkt Drummer an eine Art Waldwoche für die Kleinen, um den Einweihungstermin 11. Oktober halten zu können. Dann läuft der Betrieb in fünf Gruppen.

Schuldenfreie Gemeinde

Für die Steuer- und Umlagekraft sind die sinkenden Einwohnerzahlen offenbar nicht relevant; sie steigen stetig. Die schuldenfreie Gemeinde rückte bei der Umlagekraft inzwischen auf den 15. Platz der 29 Kreisgemeinden vor, wobei sie 2018 noch das Schlusslicht bildete.

Das Baugebiet "Binzig" soll neue Einwohner anlocken. Bei 17 der 21 Baugrundstücke war schon der Notartermin. Der Straßenbau beginnt Anfang März. In den Osterferien, so kündigte Drummer an, wird die Kreisstraße gesperrt, wenn die Einmündung der Straße "Im Binzig" gebaut wird.

Die Erschließungskosten lagen bei rund 1,5 Millionen Euro, damit entfallen auf den Quadratmeter Baugrund etwa 100 Euro. Hineingerechnet sind auch 25 000 Euro für Ersatzflächen und Verlagerung einer Zauneidechsenpopulation. Zehn Tiere wurden gefunden und manuell umgesetzt. Die Zahlen führten zu spitzen Rechnungen unter den Zuhörern, gibt die Kommune doch für jeden Grundschüler nur etwa 1900 Euro und ein Kindergartenkind rund 2900 Euro aus.

Das Baugebiet hat eine positive Auswirkung auf das örtliche Wasserleitungsnetz durch einen Ringschluss von der Weiherstraße zum "Binzig" und zur Siedlung auf der anderen Seite der Kreisstraße. Über die Schulstraße soll auch eine Verbindung der Leitungsnetze von Wisenthau und Schlaifhausen hergestellt werden.

An der Entwässerung war bisher ein Baugebiet "Dorfäcker" auf Höhe des Aussiedlerhofs bei Schlaifhausen gescheitert. Versickern des Oberflächenwassers in einer Mulde ist wegen des lehmigen Bodens nicht möglich. Der Rat hat sich nun dennoch für eine Neuauflage entschlossen. Allerdings wird man ein Regenrückhaltebecken bauen müssen. Die Erschließungskosten werden rund 350 000 Euro betragen. Die Erschließungsarbeiten sollen noch im Frühjahr beginnen.

Umstrittener Standort

Der Standort für einen Mobilfunkmast ist in der Bevölkerung umstritten. Drummer kündigte deshalb eine Bürgerbefragung an. "Was ist die Konsequenz daraus?", fragte ein Versammlungsteilnehmer an. Für Drummer erst einmal: gesicherte Zahlen, was die Mehrheit wolle. Bei klaren Quoten will er die Richtung der großen Mehrheit befolgen. Er wies aber darauf hin, dass die Telekom schon jetzt ein Recht zum Aufstellen habe: "Sie setzt es aber nicht gnadenlos durch."