Wie sich die Wolfsdorfer Raspelbuben zu helfen wissen
Autor: Thomas Hümmer
Wolfsdorf, Mittwoch, 08. April 2020
Die Corona-Pandemie und ihre Beschränkungen haben auch im 350-Seelen-Ort Auswirkungen auf das gesamte soziale Leben. Nun drohte auch die jahrzehntelange Tradition des Raspelns auszufallen. Von der Erz...
Die Corona-Pandemie und ihre Beschränkungen haben auch im 350-Seelen-Ort Auswirkungen auf das gesamte soziale Leben. Nun drohte auch die jahrzehntelange Tradition des Raspelns auszufallen. Von der Erzdiözese in Bamberg kam der Aufruf, die Kinder sollten von ihrem Garten aus raspeln oder, wie man andernorts sagt, ratschen.
Aber Not macht bekanntlich erfinderisch: Da es im Dorf viele Geschwisterpaare gibt, kam die Kirchenmesnerin Uschi Bornschlegel auf die Idee, jedes Paar einen Straßenzug ablaufen zu lassen. Gesagt, getan. Die "Lindenkids"-Muttis - bestens untereinander mit dem Smartphone vernetzt - starteten einen Aufruf per WhatsApp. Und siehe da, innerhalb eines Tages konnte man alle Straßenzüge "besetzen" - natürlich unter Einhaltung der bekannten Beschränkungen.
Dabei laufen nur Geschwister alleine oder mit ihren Eltern - jeweils getrennt von den anderen Gruppen - durch eine Straße. Zwar wird es im Dorf bei zwei oder maximal drei Kindern pro Straße nicht so lautstark zugehen, wie es in den vergangenen Jahren üblich war, allerdings ist es sowieso durch die Ausgangsbeschränkungen um einiges ruhiger im Ort geworden.
Die Kinder starten bereits am heutigen Gründonnerstagabend zu ihrer ersten Runde. Bis Samstagabend, jeweils zur Früh-, Mittags- und Abendzeit, werden sie die verstummten Glocken ersetzen und die Dorfbewohner zum Gebet aufrufen. Natürlich sollen die Kinder für ihre "Arbeit" auch belohnt werden. Allerdings muss die Übergabe der Süßigkeiten, Eier- oder Geldspenden auch kontaktlos über die Bühne gehen.
Wer von den Wolfsdorfern etwas geben möchte, wird gebeten, es am Samstag nach dem Mittags-Raspeln auf die Treppe, vor die Haustür oder anderswo für die Kinder sichtbar abzulegen. Bleibt zu hoffen, dass im kommenden Jahr Corona vergessen ist und die Wolfsdorfer Buben wieder wie gewohnt mit ihren Raspeln durch den Ort laufen können. thü