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Wie reagieren auf extremes Klima?


Autor: Werner Reißaus

Kulmbach, Mittwoch, 20. Juni 2018

Der Landkreis überlegt derzeit, sich von Experten ein Anpassungskonzept erstellen zu lassen.
Das Unwetter in Kulmbach an Pfingsten 2017 verwandelte Straßen wie hier die Pestalozzistraße in kürzester Zeit in eine Seenlandschaft. Foto: privat


Im Zuge des Klimawandels wird es einen deutlichen Anstieg von Extremwetterereignissen wie Starkregen, Hitzeperioden und Trockenphasen geben. Davon ist Klimamanagerin Ingrid Flieger überzeugt. In der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses war deshalb die Erstellung eines Klimaanpassungskonzeptes für den Landkreis Kulmbach ein Thema.
Mit Mady Olonscheck und Carsten Walther hatte die Verwaltung zwei Experten von der GreenAdapt Gesellschaft für Klimaanpassung mbH eingeladen, die dem Umweltausschuss die Eckdaten im Rahmen einer Power-Point-Präsentation vorstellten. Die Kosten für ein derartiges Konzept belaufen sich auf rund 70 000 Euro. Wie die beiden Referenten erklärten, könnte der Landkreis Kulmbach mit einer erhöhten Förderquote von bis zu 70 Prozent rechnen. Nachdem die Erstellung eines derartigen Konzeptes von einigen Kreisräten sehr unterschiedlich gesehen wurde, hielt Landrat Klaus Peter Söllner (FW) den Punkt nicht für entscheidungsreif und schlug kurzerhand eine weitere Beratung im Klimarat vor.
Klimamanagerin Flieger: "Eine Steigerung unserer zu ergreifenden Klimaschutzmaßnahmen ist unumgänglich, und zeitgleich sind wir gezwungen, die negativen Auswirkungen des Klimawandels entsprechend zu reduzieren." Im vergangenen Jahr ereigneten sich auch im Landkreis Kulmbach zahlreiche Extremwetterereignisse. So gab es bereits 2014 und 2015 länger anhaltende Trockenphasen und 2016 führte Starkregen zu Überschwemmungen von Straßen und Kellern.
Klar wird auch, dass die 22 Gemeinden des Landkreises zum Teil deutliche naturräumliche Unterschiede aufweisen. Es ist also nach den Worten der Klimamanagerin sinnvoll, neben einer Betrachtung des Landkreises als Gesamtheit auch drei bis vier Gemeinden als Pilotregionen und Schwerpunktgebiete detaillierter zu analysieren.
Landrat Klaus Peter Söllner verwies darauf, dass der Landkreis in den zurückliegenden Jahren für Energie und Klimaschutz viele Förderungen in Anspruch genommen und bislang Bundesmittel in Höhe von 550 000 Euro abgerufen hat: "Wir haben hier sehr viel auf den Weg bringen können, insbesondere durch die Initiativen von Ingrid Flieger."
Bei der GreenAdapt Gesellschaft für Klimaanpassung mbH vor, die aus der Humboldt-Universität Berlin und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung ausgelagert wurde, ist ein Team von Physikern, Geographen, Regionalplanern und Informatikern tätig. Die Gesellschaft, die über ein relativ großes Netzwerk verfügt, ist Träger des Deutschen Exzellenzpreises und hat bislang für die Stadt Iserlohn in Nordrhein-Westfalen sowie den Landkreis Ostallgäu und die Stadt Kaufbeuren Klimaanpassungskonzepte erstellt. Carsten Walther nannte eine Reihe von guten Gründen, die für ein Klimaanpassungskonzept sprechen. Unter anderem der Schutz der Bürger vor Extremwetter, die Verringerung von Kosten durch Klimafolgenschäden bis hin zu einem Beitrag zum kommunalen Klimaschutz über Win-Win-Maßnahmen. Erklärtes Ziel eines Klimaanpassungskonzeptes ist es, eine Kommunikationsstrategie aufzubauen, in deren Mittelpunkt informieren, sensibilisieren und motivieren stehen.
Der Landkreis Kulmbach strebt den Titel "Fair trade Landkreis Kulmbach" an. Die für die Zertifizierung erforderlichen fünf Kriterien der Kampagne sollen schnellstmöglich erfüllt werden. Nach der Gründung der Steuerungsgruppe am 26. Juli werden nach den Worten von Klimamanagerin Ingrid Flieger die Bewerbungsunterlagen eingereicht. In der Kantine des Landratsamtes wird zusätzlich zum bereits angebotenen fairen Kaffee auch fairer Tee bei allen Sitzungen der Kreistagsgremien und der Ausschüsse mit ausgegeben. Zudem werden fairer O-Saft oder faire Kekse mit angeboten.
Die Klimaschule des Landkreises Kulmbach wird weiterhin unterstützt. So werden die Kinderhorte ab dem kommenden Schuljahr in den Klima-Aktions-Pass mit aufgenommen. Die Klimaschule beteiligt sich weiterhin zielorientiert an der Gestaltung von Blühflächen. Damit soll auch das Artenschutz-Projekt "10 000 Tankstellen für Hummeln", das an der Carl-von-Linde-Realschule initiiert wurde, in Kooperation mit allen Beteiligten auf 100 000 "Tankstellen" im Landkreis Kulmbach erweitert werden.