Wie Michael gegen das Böse der Welt
Autor: Siegfried Sesselmann
Stadtsteinach, Freitag, 30. November 2018
Wer um das Leben des Malers Columbus Josef Max weiß, wird sein Altarbild in Stadtsteinach mit neuen Augen sehen.
Siegfried Sesselmann Wenn man im Kirchenführer St. Michael von Stadtsteinach blättert, so liest man unter der Beschreibung des Hochaltars: "1912 Holzaufbau in Anlehnung an den Hochaltar der Wallfahrtskirche Marienweiher, ausgeführt von Firma Schoyerer, Cham. Altarblatt von Max Colombo, München: Erzengel Michael (Kirchenpatron) im Kampf mit Luzifer." Doch einen Maler Max Colombo gibt es so nicht.
Neun Jahre zuvor am 23. Februar 1903, brannte die barocke Pfarrkirche, die 1773 neu erbaut und eingeweiht worden war, bis auf die Grundmauern ab. Die Arbeiten zogen sich bis 1923 hin, als Pfarrer Johann Hart erstmals nach 20 Jahren von der neuen Kanzel predigen konnte. Der Architekt Josef Schmitz aus Nürnberg lieferte die Skizzen für den Kirchenbau und der Münchner Architekt Anton Bachmann plante die Inneneinrichtung.
Bekennender Pazifist
Anscheinend kannte Bachmann einen 35-jährigen begabten Künstler aus München, der das imposante Gemälde zum Altar, das den gesamten Kirchenraum inspiriert, gestalten sollte. Dieser hieß eigentlich Columbus Josef Max, oder Colombo Max. Er starb 93-jährig 1970 am Starnberger See. Doch sein Leben sollte nach Vollendung des Altarbildes in Stadtsteinach anders verlaufen, als sich der bekennende Pazifist dies träumen ließ.
Im Jahre 1913 war Colombo Max in Stadtsteinach, um den Entwurf von Anton Bachmann aus dem Jahre 1906 zu realisieren. Ist in der Skizze der Erzengel Michael in Übergröße siegreich auf dem bezwungenen Luzifer dargestellt, so gestaltet Colombo Max die Szene bewegter und theatralischer. Der Kampf ist gleich beendet und der Erzengel drückt ihn mit festem Fuß zur Hölle, um den letzten Hieb zu vollenden. Der besiegte Teufel, das Böse, ins Feuer gedrückt, wehrt nur noch mit seinem linken Bein ab, verzieht sein hässliches Froschgesicht und krallt sich an seine Schlangen fest.
Im Hintergrund die neu erbaute Kirche von Stadtsteinach, das Pfarrhaus und das alte Rathaus scheinen gerettet und hinter dem bunt gekleideten Sieger Michael, der urplötzlich mit wehenden Umwurf aus dem hellen Licht des Himmels herabstürmt, werden die düsteren Wolken hinweggerissen.
Wieder am Starnberger See liest Ende Juli 1914 des Malers Frau Paula, beiden hatten 1910 geheiratet, von der Mobilmachung der deutschen Soldaten, und sie schreibt in ihrem Tagebuch: "Sind die Menschen noch nicht reif und gebildet genug, um sich so blutig wie Buben oder Raufbolde zu schlagen." Doch auch er wurde als Unteroffizier der Landwehr eingezogen kam an die Westfront. Er und Paula korrespondierten fast täglich und so sammelten sich mehr als 1000 Feldpostbriefe.
Colombo Max kommt mit den Gräueltaten des Krieges nicht zurecht und er berichtet von "Totenkreuzen, die wie Blumen in den Himmel wachsen". "Bei Anblick von Verwundeten, Leichen und all dem Zerstörten habe ich immer nur ein mächtiges Gefühl der Scham", schrieb er Paula. Erst als Colombo 1918 nach Hause kehrt, beginnt er wieder zu malen.