Druckartikel: Wie kann der Pflegeberuf attraktiver werden?

Wie kann der Pflegeberuf attraktiver werden?


Autor: Gerda Völk

Redwitz, Dienstag, 17. April 2018

Mit den Herausforderungen im Bereich der Altenpflege hat sich am Montag ein Pflegegipfel befasst, zu dem die oberfränkischen SPD-Landtagsabgeordneten in das Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt (Awo)...


Mit den Herausforderungen im Bereich der Altenpflege hat sich am Montag ein Pflegegipfel befasst, zu dem die oberfränkischen SPD-Landtagsabgeordneten in das Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt (Awo) eingeladen hatte. Thema des Vormittags: Kann die Politik Rahmenbedingungen schaffen, um den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten?
Dazu diskutierten Vertreter von Pflegeberufen, Einrichtungsträgern und Berufsfachschulen mit den Landtagsabgeordneten Inge Aures, Klaus Adelt, Susann Biedefeld und Christoph Rabenstein. "Wer heute eine Pflegeeinrichtung eröffnet, stellt sich vordergründig nicht die Frage, wie sie ausgelastet werden kann, sondern wie und woher die Mitarbeiter gewonnen werden sollen", stellt dazu Einrichtungsleiter Steffen Coburger in seinem Impulsreferat fest. In der Altenhilfe arbeiten 1,1 Millionen Menschen, deutlich mehr als in der Automobilindustrie (800 000). Im  Gegensatz zu den Pflegeheimen habe der medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) kaum personelle Schwierigkeiten zu beklagen, Coburger sprach in diesem Zusammenhang vom einem "Jobwunder", da der MDK seinen Personalbestand mittlerweile auf 9000 Beschäftigte aufstockte. Davon seien 3000 gelernte Pflegekräfte, die in der Betreuung von Pflegebedürftigen fehlen. Finanziert wird der MDK zu gleichen Teilen von der sozialen Pflegeversicherung und von der Krankenversicherung. 2017 erhielt der MDK insgesamt rund 840 Millionen Euro. Zu den großen Herausforderungen in den Altenpflegeeinrichtungen zählte Coburger die Gewinnung von Pflegefachkräften, die Sicherung und Ausbildung des Personalnachwuchses, bessere Rahmenbedingungen und eine Wertschätzung der Pflege durch die Gesellschaft.


Bedingungen angleichen

In der Diskussion wurde deutlich, dass es viele Herausforderungen in der Altenpflege gibt. Angefangen von der Ausbildung des Nachwuchses über den Bereich Kurzzeitpflege bis hin zum wachsenden Fachkräftemangel. "Gleiche Bedingungen für alle", forderte Dagmar Alfsmann von der Berufsfachschule für Altenpflege Coburg. Die Schüler der Altenpflegehilfe sollten wie Schüler der Krankenpflegehilfe eine Vergütung bekommen.
Albrecht Diller aus Neuenmarkt sprach das Problem der Kurzzeitpflege an. Viele der älteren Einrichtungen entsprechen nicht mehr den Mindeststandards, was die Größe anbelangt, und könnten deshalb nicht bei Bedarf belegt werden. "Hier wäre ein bisschen Flexibilität notwendig", stellte Inge Aures fest. Als weiteres Thema stand die Kontrolle durch die Heimaufsicht und den MDK zur Diskussion. "Der schlechte Ruf der Einrichtung kommt nicht von ungefähr", stellte ein Diskutant fest. Passierte ein Fehler, hätten sich alle auf die Pflege gestürzt und dabei übersehen, dass alle anderen Einrichtungen gut gearbeitet haben.
Als größtes Dilemma wurde der Fachkräftemangel in der Altenpflege ausgemacht. Dieses Problem lasse sich weder durch fachfremdes Personal, noch durch Anwerbung aus dem Ausland lösen. Neben Sprachbarrieren kämen auch kulturelle Unterschiede zum Tragen. Man habe den demografischen Wandel unterschätzt, obwohl ihn jeder vorausgesagt hat, stellte der SPD-Landtagsabgeordneter Christoph Rabenstein fest. "Es muss ein Systemwechsel her", lautet seine Forderung. Mehr Geld in das bestehende System zu pumpen, davon hält Rabenstein nichts. Auch die Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland werde das Problem nicht lösen. "Es muss ein Umdenken in den Köpfen stattfinden."