Wie einst im Wiener Kaffeehaus
Autor: Klaus Gagel
Lichtenfels, Dienstag, 28. Januar 2020
Das "Bernstein Ensemble" unterhielt die Zuhörer in der Lichtenfelser Synagoge charmant und mitreißend zugleich.
Schon der Name "Bernstein-Ensemble" klingt verheißungsvoll. Das Konzert in der Lichtenfelser Synagoge ist seit Wochen ausverkauft. "Der Bernstein ist ein Schmuckstein. Mehrere Schmuckstücke der Musik werden wir heute hören" lautet die Ankündigung für das Quintett aus dem Nürnberger Raum. Der Charme echter Kaffeehausmusik soll die Besucher verzaubern. "Großartig" lautet am Ende das Fazit nach Standing Ovations und einem nicht enden wollenden Schlussapplaus.
Doch dieses Lob muss man sich erst einmal verdienen und das gelingt den fünf Künstlerinnen mit ihrer herzerfrischenden Musik, die Anklänge bietet aus der Zeit der Jahrhundertwende, als man im Salon, dem Stolz jedes großbürgerlichen Haushalts, seine Gäste empfing.
"Man pflegte gehobene Konversation und frönte einem genussreichen Lebensstil. Zu diesem Umfeld gehörte natürlich auch die entsprechende Musik: eine, die unterhält, verzaubert, schmeichelt, nicht tief dringen muss, aber geistvoll ist", verriet Katrin Dinkelmeyer (Violine), die moderierend durch das fast zweistündige Nachmittagsprogramm führte.
Abwechslungsreich wie ein bunter musikalischer Blumenstrauß gestaltete sich das Programm. In der pikanten Instrumentierung zweier Violinen (Katrin Dinkelmeyer, Neuzugang Irina Teiwes), Cello (Mi Jang) und Querflöte (Yoko Tanaka) und Klavier (Pei Shan Ruf) entführt die Tritsch-Tratsch-Polka durch ihre frische, humoristische Färbung die Zuhörer mitten in die musikalische Welt des österreichischen Kapellmeisters und Komponisten Johann Strauß Sohn.
Geografisch spannt sich der Bogen von den wiegenden Walzerklängen der blauen Donau hin zu den eher ernst und melancholisch anmutenden Klängen der Werke von Josef Bernhard Glühmann, mit denen dieser das Liedgut von Volksliedern aus Rumänien, Ungarn und Russland aufgriff.
Weiter ging's im typischen Wiener Kaffeehaustil mit "Dornröschens Brautfahrt" und dem opulenten Walzer "Gold und Silber" von Franz Lehár. Nicht unbedingt als Appetitanreger für die Pause war der Ragtime "Baked Beans and Pork" gedacht, denn da gab´s dem Wiener Kaffeehauscharme entsprechend Kaffee und Gebäck, wenngleich auch spartanisch auf der Serviette präsentiert.
So mitreißend wie das Konzert begonnen hatte, verlief der Auftakt in den zweiten Teil mit "Einzug der Gladiator(innen)". Die Bögen tanzten auf den Saiten, der Flügel hämmerte den Rhythmus dazu und die Querflöte umrankte den Militärmarsch von Julius Fucik.