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Wie die Tomaten nach Franken kamen


Autor: Dr. Manfred Welker

Herzogenaurach, Mittwoch, 09. Sept. 2020

Ein französischer Kriegsgefangener war der Erste, der in Niederndorf die Früchte züchtete, die inzwischen der Deutschen liebstes Gemüse sind. Spanische Eroberer hatten die "Xitomatl" bei den Mayas kennengelernt und nach Europa mitgebracht.
Tomatenvielfalt aus einem Herzogenauracher Garten Fotos: Manfred Welker


Fast in jedem heimischen Garten sind sie anzutreffen, egal ob buschig oder an Stäben wachsend, rund oder länglich, rot oder gelb, die Tomaten. Sie sind der Deutschen liebstes Gemüse. Hans Fink aus Niederndorf kennt sie bereits seit seiner Jugend.

Die Tomate (Solanum lycopersicum) zählt zur Familie der Nachtschattengewächse. In Italien wird sie als Pomodoro, als Goldapfel tituliert, in Österreich dagegen als Paradeiser. Die Herkunft der Tomate ist Mittel- und Südamerika, wo zahlreiche Wildformen von Nordchile bis Venezuela verbreitet sind. Sie wurden bereits von den Mayas kultiviert, die sie als Xitomatl (Nabel des dicken Wassers) oder kurz Tomatl (dickes Wasser) titulierten. Der deutsche Name Tomate wurde erst im 19. Jahrhundert gebräuchlich, er leitet sich von dieser Bezeichnung aus Südamerika ab.

Ein Stück Italien

Ähnlich wie Kartoffeln oder Paprika wurden auch die Tomaten durch die spanischen Eroberer nach Europa gebracht. Hier verbreiteten sie sich ausgehend von den spanischen Besitztümern in Süditalien über ganz Italien. Inzwischen kann sich wohl niemand Italien ohne Tomaten vorstellen. Die klassische Pizza Margherita in den italienischen Nationalfarben grün-weiß-rot benötigt als Belag die rote San-Marzano-Tomate, den weißen Mozzarella und den grünen Basilikum.

Wie sich Hans Fink erinnert, kamen die ersten Tomaten durch einen französischen Kriegsgefangenen, Marcel Forrestier, ein Kaufmann aus Paris, nach Niederndorf. Er wurde zur Unterstützung in der Landwirtschaft im Fink'schen Anwesen ab 1941 eingesetzt und kultivierte sich Tomatenpflanzen während seiner Freizeit. Die Samen bekam er offensichtlich aus seiner Heimat zugeschickt. Als er nach Kriegsende im Jahr 1945 wieder nach Paris zurückkehrte, hatten sich die Tomaten in Niederndorf bei einigen Bewohnern etabliert und wurden weiter angebaut.

Hobbygärtner sind der Überzeugung, dass selber gezogene Tomaten besser schmecken. Besonders, wenn man alte Sorten kultiviert. Mitte März in einen Topf auf der Fensterbank gesät und nach rund zwei Wochen pikiert, wachsen sie bis zu den Eisheiligen im Mai so gut heran, dass sie ausgepflanzt werden können. Die stark zehrenden Tomaten müssen ausreichend gedüngt und vor allem gut gewässert werden, damit sie gedeihen.

Das Ausgeizen der zahlreichen Nebentriebe gehört zu den Pflegearbeiten, damit die ganze Kraft der Pflanze in die Früchte geht. Die krautige, meist einjährige Pflanze wächst zunächst aufrecht, mit fortschreitendem Wachstum aber kriechend. Daher ziehen sie die Gärtner an Stäben oder Schnüren hoch. An den Stengeln befinden sich die Laubblätter und die Blüten. Die Tomaten sind Vibrationsbestäuber, hier können neben Bienen auch Hummeln helfen. Aus den Blütenständen entwickeln sich die Tomatenfrüchte, die je nach Sorte unterschiedliche Größe und Formen annehmen.

In vielen Farben und Formen

Neben roten Ochsenherz-, Reise- und Cocktailtomaten gibt es so interessante Sorten wie Gelbe Hörnchen, Noire de Crimee (die Schwarze von der Krim), Rotes Zebra, Roter Pfirsich, Black Plum, Ananastomate, Dattelherz, Japanische Trüffel und Tai Wan, um nur einige Beispiel zu nennen.

Bereits beim Wachsen und Reifen im eigenen Garten sind sie eine Freude für das Auge, und dann erst der sonnengereifte Geschmack! Nicht zu vergleichen mit den Einheitstomaten aus dem Treibhaus, die im Supermarkt zu haben sind.

Im Spätherbst grün abgeleerte Tomaten können zu Hause in Ruhe nachreifen und werden dadurch rot. Der Hauptbestandteil der Tomate ist bis zu 95 Prozent Wasser, daneben enthalten sie viele Vitamine und Mineralstoffe. In der Küche sind die Tomaten universell einsetzbar in der Suppe oder im Salat, als Gemüsebeilage oder für die Pizza. Ist der Erntesegen zu groß, kann man sie auch einkochen und in Gläser gefüllt für den Winter einlagern. Nach eigenem Gusto gewürzt schmeckt das Ergebnis bestimmt besser als die Fertigprodukte aus dem Tetrapack.