Wie das Leben so spielt
Autor: Petra Malbrich
Neunkirchen am Brand, Donnerstag, 17. Dezember 2015
Die Schüler des Neunkirchener M-Zugs erzählen bei der BR-Aktion "My Story" multimediale Geschichten
Jeder hat eine Geschichte zu erzählen. Manchmal hilft das auch dabei, Entscheidungen zu fällen oder Erlebnisse zu verarbeiten. Der Bayerische Rundfunk hat das Projekt "My Story" ins Leben gerufen. Schüler des M-Zuges bekommen dabei die Chance, ihre Themen zu multimedialen Lebensgeschichten zu verarbeiten - auch in Neunkirchen am Brand.
Hupende Autos, quietschende Bremsen oder den fürchterlichen Klang eines Autounfalls - das stellt sich Jan Klenner als Geräuschkulisse für seine Geschichte vor. Im Internet sucht er nach einer passenden Hintergrundmusik.
Vor einem Jahr wurde Jan unverschuldet in einen Autounfall verwickelt. Das ist seine persönliche Geschichte. Eine, die ihn bewegt, die er versucht zu verarbeiten. Eine Geschichte, in der er auch aufzeigen will, wie sich sein Leben für ihn verändert hat. Eine Geschichte von vielen.
Viele Fragen
Mehrere Schüler des M-Zuges der Mittelschule Neunkirchen beteiligen sich an dem BR-Projekt "My Story". Sie erzählen Geschichten, die sie selbst erlebt haben und die sie bewegen, und das alles in der Ich-Perspektive. Wo komme ich her? Wohin gehe ich? Kann man sich an mich erinnern? Was ist meine Aufgabe? Mit diesen und anderen Fragen haben Christiane Arndt von der Jugendsozialarbeit der Schule und Klassleiterin Pia Bayer wichtige Vorarbeit geleistet. Denn die Lebensgeschichten der Jugendlichen sind vor allem auch eine Hilfe für sie selbst, um einen Entscheidungsweg zu erkennen, um bei der Berufswahl klarer zu sehen, die eigenen Stärken zu finden und auch die Rollen zu beleuchten, die jeder einzelne einnimmt.
Samantha Mennear beispielsweise passt nicht in die typischen Rollenbilder. Die Jugendliche liebt Kickboxen und möchte Mechatronikerin werden. Das zeigt sie auch in ihrer "Story" auf. Nur einen passenden Sound zu finden, gelingt ihr auf Anhieb nicht.
Eine fantastische Geschichte hat Leon Olbrisch aufgeschrieben, lobt Sabine Felber vom Bayerischen Rundfunk. Sie sitzt gerade neben Leon am PC. "Sie ist super lustig und spannend", sagt Felber und lobt die große Kompetenz der Schüler, während sie mit ihrem Finger auf eine Zeile deutet.
Kurze Sätze, passende Fotos
Felber gibt Tipps, wie aus dem Geschriebenen eine echte Geschichte wird, die vom Zuschauer aufgenommen werden kann. Kürzere Sätze, empfiehlt sie, passende Fotos und die richtige Hintergrundmusik. Eine Uhr möchte Leon fotografieren. Er hat eine erfundene Geschichte gewählt, in der er einen Wunsch verarbeitet. Als Moderator einer Computerfreakgruppe trifft er sich mit fremden Mitgliedern am Bahnhof in Berlin.
Mit jeder Geschichte geben die jungen Leute auch ein Stück von sich selbst preis. Doch vielleicht hilft die M-Klasse anderen Jugendlichen mit ihrer Arbeit dabei, Entscheidungen zu treffen. Das wäre ja schon mal was.
Sehr bewegende, emotionale Geschichten sind in der Projektwoche entstanden. Eine Schülerin hat den Tod ihrer Uroma zum Thema gemacht. Tim Schmidt sucht traurige und lustige Musik für seine Geschichte im Fitnessstudio, während Lukas Rauch schon typische Geräusche in einem Fußballstadion gefunden hat. Er will klären, ob er lieber eine Fußballkarriere oder doch eine solide Ausbildung machen soll.
"Ein bisschen Wedeln"
"Ein bisschen Wedeln", sagt der Fotograf Michael Schobe unterdessen in einem anderen Klassenzimmer zu Christiane Arndt. Sie nimmt das Stück Pappe in die Hand und fächert Sarah Forster, Adriana Marsing und Laura Siebenhaar Luft zu.
Die Mädchen sind dort zu den Porträtaufnahmen und lachen in Schobes Kamera. Jeder hat viele Aufgaben in der Woche zu erledigen. Die Ergebnisse sollen morgen beim Abschlussfest in der Klasse gezeigt werden, dann noch einmal bei der Weihnachtsfeier der Schule. Natürlich dürfen da auch Eltern zuschauen, wenn sie die "Story" ihrer Kinder als ganz professionell gestaltete multimediale Lebensgeschichte erleben möchten.