Erst wurde gegen den Neubau eines Hühnerstalles protestiert, demonstriert und sogar geklagt, jetzt, knapp drei Jahre später, kommen einige der früheren Gegner und kaufen die Bio-Eier selbst. "Manche d...
Erst wurde gegen den Neubau eines Hühnerstalles protestiert, demonstriert und sogar geklagt, jetzt, knapp drei Jahre später, kommen einige der früheren Gegner und kaufen die Bio-Eier selbst. "Manche der ehemaligen Demonstranten haben sich sogar entschuldigt", sagt Landwirt Stephan Haas aus Mannsflur. "Solche Gesten sind schön, das baut einen auf", so der 43-Jährige.
Für den Kulmbacher BBV-Kreisobmann Wilfried Löwinger ist dies typisch: "Jeder will bio und jeder will regional, aber bloß nicht vor der eigenen Haustür", sagte er bei einem "Stallgespräch", das parallel zur Grünen Woche in Berlin auf dem Bio-Legehennenhof der Familie Haas in Mannsflur stattfand. Das Beispiel zeige auch, wie viele falsche Vorstellungen über die Landwirtschaft von heute in der Gesellschaft kursieren, die sich am Ende als haltlos erweisen.
Um die 12 000 Hühner sind es, die in dem Bio-Legehennenstall am Ortsrand des Marktleugaster Ortsteiles Mannsflur unterwegs sind. Gut 10 000 Eier liefern sie täglich, der Großteil davon geht an die Gutshof-Ei GmbH im sächsischen Taucha, von wo aus die Eier bundesweit vermarktet werden.
Noch bis vor einigen Jahren gab es statt der Legehennen rund 40 Milchkühe auf dem Hof der Familie Haas. Zu wenig, um den Hof wirtschaftlich weiter zu betreiben. Irgendwann konnten die Eltern nicht mehr, wollten beziehungsweise mussten aufgeben.
Als Stephan Haas und seine Frau Karolin den Hof übernahmen, hatten sie sich schon jahrelang Gedanken über die Zukunft gemacht und waren nach der Besichtigung von Bio-Legehennenställen in ganz Deutschland sicher, das wollten sie auch machen. Vor drei Jahren erfolgte dann die Umstellung auf bio, im Juli 2018 der Einzug in den neuen 30 mal 90 Meter großen Stall. Die Milchviehhaltung läuft derweil langsam aus
Insgesamt bewirtschaftet Stephan Haas, der zusätzlich halbtags noch bei der BayWa in Kronach tätig ist, 80 Hektar Ackerbau- und Grünland. Den Weizen verfüttert er direkt an seine Hühner, Klee und Luzerne werden zu Grünpellets verarbeitet und an eine Futtermühle geliefert. Im Gegenzug bekommt er weiteres Futter für die Hühner. Auch der Hühnerkot wird als Dünger auf den eigenen Flächen ausgebracht, so dass auf dem Bio-Hof ein geschlossener Kreislauf herrscht, bei dem alles verwertet wird.
Nach dem anfangs erbitterten Streit sei in Mannsflur mittlerweile längst wieder Ruhe eingekehrt. Nur einige wenige Hardliner habe er noch gegen sich. Kreisobmann Wilfried Löwinger lobt, dass sich Stephan Haas nicht von den Protesten beirren habe lassen und konsequent seinen Weg gegangen sei.