Wichtiger Faktor für die Stadt Zeil
Autor: Sabine Weinbeer
Zeil am Main, Montag, 23. April 2018
Die Überparteiliche Zeiler Liste feiert am kommenden Freitag ihr 70-jähriges Bestehen. Die ÜZL, wie sie sich abkürzt, ist damit die älteste überparteiliche Wählervereinigung im Landkreis Haßberge.
Die Überparteiliche Zeiler Liste (ÜZL) gestaltete die Stadt Zeil ganz wesentlich mit, nicht zuletzt deshalb, weil sie über 50 Jahre lang die Zeiler Bürgermeister stellte. Die ÜZL habe ganz wesentlich dazu beigetragen, dass im Stadtrat "70 Jahre lang pragmatische Entscheidungen zum Wohle unserer Bürger getroffen wurden", schreibt der Vorsitzende Peter Pfaff in der Einladung zum Gründungsfest.
1948 waren die ersten freien Kommunalwahlen nach dem Zweiten Weltkrieg. 16 Stadtratsmitglieder waren zu wählen. Neben CSU, SPD und KPD trat die Zeiler Überparteiliche Liste an, ein Zusammenschluss von Zeiler Bürgern, die nach den schlimmen Erfahrungen des Nationalsozialismus ohne Zugehörigkeit zu einer politischen Partei dennoch ihre Heimatstadt mitgestalten und Verantwortung übernehmen wollten. Dieser Ansatz fand offenbar auch bei den Wählern viel Sympathie, denn die ÜZL gewann mit 9967 Stimmen die Kommunalwahl deutlich vor der CSU (9565), der SPD (6581) und der KPD (1216 Stimmen). Schon im ersten Zeiler Stadtrat fanden sich auch Flüchtlinge beziehungsweise Heimatvertriebene.
Rudolf Winkler, Gründungsvorsitzender der ÜZL, wurde mit überwältigender Mehrheit gegenüber seinen Mitbewerbern Bürgermeister von Zeil. Er rief zu Sparsamkeit und Fairness auf. Durch die Einführung von Bürgerversammlungen bezog er die Bevölkerung in die Kommunalpolitik ein. 32 Jahre lang war Rudolf Winkler Bürgermeister, und die ÜZL bewährte sich als dritte Kraft im Zeiler Stadtrat.
Die Parteien erholten sich nach und nach vom Imageverlust, den sie erlitten hatten, und so konnte die ÜZL die sechs Stadtratssitze nicht halten, doch schickte sie immer Persönlichkeiten mit Gewicht ins Gremium, mit Hermine Neugebauer 1952 schon die erste Frau. Ganze sechs Amtsperioden lang gehörte Otto Beßler dem Stadtrat an.
Schlimme Wohnungsnot
Erst 29 Jahre alt war Rudolf Winkler, als er Bürgermeister geworden war. Erste Aufgabe war es, die schlimme Wohnungsnot zu beseitigen. Viel Geld floss in die Infrastruktur, das Hallenbad wurde gebaut, ebenso die Turnhalle und moderne Freisportanlagen. Die Zuckerfabrik und das Milewski-Möbelwerk siedelten sich an. Rudolf Winkler war aber auch ein Förderer des Vereinslebens und der Denkmalpflege. Schon sein Vater Oskar Winkler war Stadtrat, Zweiter und dann Erster Bürgermeister der Stadt, doch nach nur sechs Amtsjahren starb er 1932 erst 50-jährig.
Sichtbare Spuren in der Stadt
Ab 1992 stellte die ÜLZ erneut den Bürgermeister - mit Christoph Winkler, dem Sohn des Ehrenbürgers. Der Major und Diplom-Pädagoge hinterließ ebenfalls viele sichtbare Spuren in der Stadt, knüpfte das Netzwerk für Familien, bemühte sich um die Ansiedlung weiterer Firmen nach dem Weggang der Zuckerfabrik und dem massiven Arbeitsplatzverlust bei "Allmilmö". Der Hafen und die moderne Ausrichtung des Stadtwerks waren einige zentrale Anliegen seiner Amtszeit. Daneben waren Otto Beßler und Hartwin Zecha zwei Persönlichkeiten, die die ÜZL und die Kommunalpolitik in Zeil wesentlich prägten."Da es seit der Gründung der ÜZL niemals mehr eine politische Mehrheit im Stadtrat Zeil gab, war parteiideologisches Verhalten in diesem Gremium kaum anzutreffen, und es ging stets um die Frage, was nutzt dieser Stadt und ihren Bürgern und was nicht", sagt Altbürgermeister Christoph Winkler.
Die ÜZL hat also allen Grund, am Freitag zu feiern. Um 19 Uhr beginnt die Jubiläumsfeier im Schützenzimmer der Brauerei Göller, zu der der Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Fahn sein Kommen zugesagt hat. sw