Wetter spielt immer mal verrückt
Autor: Klaus-Peter Gäbelein
Herzogenaurach, Mittwoch, 08. Mai 2019
Im Jahr 1305 brachen die Äste unter der Schneelast, 1338 berichtet Stadtschreiber Schürr von einer Heuschreckenplage und 1347 suchte eine "erschröckliche Pest" das Städtchen heim - Überlieferungen aus Herzogenaurach.
Klaus-Peter Gäbelein Anfang Mai: Erst Temperaturen wie im Sommer, dann Regen und Kälteeinbruch, ja sogar Schnee im östlichen Landkreis: Das Wetter spielt wieder einmal verrückt. Dass dies alles nicht unbedingt mit dem viel diskutierten Klimawandel zusammenhängen muss, beweisen Wetteraufzeichnungen aus früheren Zeiten. Schon immer schlug das Wetter "Kapriolen", machte also "Bocksprünge", wie der Begriff aus dem Lateinischen zu übersetzen ist.
Die ältesten Wetteraufzeichnungen für die hiesige Region liegen uns aus dem zwölften Jahrhundert vor. Da heißt es über das Jahr 1148: "Ein sehr strenger Winter vernichtet viele Getreidesorten" und aus dem Jahr 1179 wird für Herzogenaurach notiert: "Nach vielem Schnee und anhaltender Kälte folgte eine allseitige Überschwemmung."
Und fünf Jahre später halten die Chronisten fest: "1184 war es während der Wintermonate in den fränkischen Gegenden so warm, dass Bäume und Reben schon im März zur Blüte kamen, im Mai wurde das Getreide geschnitten und Anfang August der beste Rebensaft getrunken." Dagegen war im folgenden Jahr (1185) die Kälte bis Pfingsten so anhaltend, dass nichts reifen und zeitigen konnte, "so dass Teuerung, Hungersnot und die Folge davon ansteckende Krankheiten entstanden".
Während 1303 große Hitze und Trockenheit herrschten, war zwei Jahre später (1305) der "kälteste Winter seit Menschengedenken, noch im Mai fiel so viel Schnee, dass die Äste der Bäume brachen und die kaum hervorragenden Weinreben zugrunde gingen". Und die Folge davon war von 1315 bis 1322 "eine so große Verteuerung des Getreides, infolge der vorgehenden Missjahre".
Heuschrecken und Pest
1338 brachte für unsere Gegend eine unvorstellbare Heuschreckenplage, "dass diese beinahe die Sonne verfinsterte"; das berichtet Herzogenaurachs Stadtschreiber Johann Schürr. Des Weiteren brach eine "erschröckliche Pest, der schwarze Tod genannt", 1347 über unser Frankenland herein, so dass damals außerhalb des Städtchens ein Krankenhaus, das sogenannte Siechhaus (gegenüber dem heutigen Liebfrauenhaus), errichtet wurde.
Die Menschen hatten allerdings auch Erklärungen für diesen Pestausbruch parat, nämlich: "...eine durch die Meereskühle und durch Sümpfe eingesperrte Luft, besonders enge Bergtäler, schlechte Nahrungsmittel, Genuss halbfauler Fische, schlechte und ranzige Speisen, verdorbenes Trinkwasser und schließlich auch (durch) das Zusammenleben in engen, nassen Hütten, worin die Hautkultur (= Körperpflege) ...vernachlässigt wird".
Für den Mittwoch,12. August 1654, war eine Sonnenfinsternis vorausgesagt worden, "deretwegen man wegen des Viehes, Wassers und dergleichen große Vorsorge zu tragen habe, die Brunnen zu verwahren (zu schützen = abzudecken) und solchem Unheil vorzubeugen". Zusätzlich forderte man die Bevölkerung auf, "an künftigen Tagen mit gemeinem (gemeinsamem) Gebet den Gottesdienst abzuwarten".