Werte müssen Kindern altersgemäß vermittelt werden
Autor: Günther Geiling
Eltmann, Freitag, 17. Oktober 2014
Eltmann — "Junge, warum hast du nichts gelernt? Junge, brich deiner Mutter nicht das Herz, und du warst so ein süßes Kind." Mit diesen Zeilen aus dem Lied der "Ärzte" stieg Realsch...
Eltmann — "Junge, warum hast du nichts gelernt? Junge, brich deiner Mutter nicht das Herz, und du warst so ein süßes Kind." Mit diesen Zeilen aus dem Lied der "Ärzte" stieg Realschuldirektor Torsten Stein aus Bad Brückenau vor zahlreichen Eltern in einen kurzweiligen Vortrag ein. "Wie kann (Werte-)Erziehung gelingen?", fragte er in der Realschule in Eltmann.
Dabei betonte er, dass der Gesellschaft die gemeinsame Wertebasis nicht abhanden gekommen sei, aber dennoch die Werteerziehung in mancherlei Hinsicht nicht mehr so einfach funktioniere wie vor 30 Jahren.
Mit den Eltern stellte er einen Beispielkatalog typischer Werte zusammen. Darunter fielen in erster Linie Klassiker wie Respekt, Toleranz oder Höflichkeit. Rasch stellte man fest, dass alle in der Definition des Begriffs Werte übereinstimmten.
Trotzdem bestehe allgemeine Verunsicherung über politische und gesellschaftliche Entwicklungen, und die wirke sich auf die Werteerziehung aus, sagte er.
Nicht zu früh mit Smartphone
Zum anderen sei die technologische Entwicklung rasant mit dem Einzug von Smartphones und Internet in sehr viele Kinderzimmer. Stein sieht diesen Trend sehr kritisch und wies darauf hin, dass Kindern völlig ungeeignete Inhalte wie Pornografie oder rechtsradikales Gedankengut in Sekunden zugänglich gemacht werden durch ein Smartphone mit Internetzugang. Der Pädagoge riet den Eltern, Schülern frühestens ab der siebten Klasse ein Smartphone zu besorgen.
Als weiteren Baustein in der Erziehung nannte er die Erfüllung bekannter, aber doch immer wieder vernachlässigter Grundbedürfnisse wie ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und Sicherheit durch ein verbindliches Regelsystem.
Natürlich müssten Jugendliche an Medien herangeführt werden, nicht jedoch Kinder.
Es komme auch hinzu, dass sich durch materielle Dinge wie teure Smartphones oder Ähnliches kein intensives, dauerhaftes Glückserlebnis einstelle. Möglichkeiten, solche Glücksmomente zu schaffen, und Selbstvertrauen sowie einen Freundeskreis aufzubauen, böten sich beispielsweise in Vereinen.
Schließlich betonte Stein, dass Kinder klare Regeln bräuchten und nicht alles diskutiert werden müsse. Statt endlosen Erklärungen sei manchmal auf die Frage "Warum muss ich das tun?" die schlichte Antwort "Weil ich es gern möchte" die effektivste.
Kinder sind laut Stein keine kleinen Erwachsenen. Daher seien Erwachsenengespräche und -probleme wie Scheidungsstreitigkeiten von ihnen fernzuhalten. Außerdem hätten sie auch keinen Anspruch auf Erfüllung all ihrer Wünsche. "Lassen Sie es nicht zu, dass der Schwanz mit dem Hund wackelt! Verhindern Sie, dass Ihr Kind die Ich-Alles-Sofort-Mentalität annimmt!", mahnte er. gg