Werden die Schwarzkittel bald mit Drohnen geortet?
Autor: Stephan-Herbert Fuchs
Kulmbach, Donnerstag, 25. Sept. 2014
von unserem Mitarbeiter Stephan Herbert Fuchs Kulmbach/Plech — "Die Tragweite der Problematik ist in weiten Teilen von Politik und Gesellschaft noch nicht angekommen." Das sagt Gü...
von unserem Mitarbeiter
Stephan Herbert Fuchs
Kulmbach/Plech — "Die Tragweite der Problematik ist in weiten Teilen von Politik und Gesellschaft noch nicht angekommen." Das sagt Günther Felßner, BBV-Vizepräsident und Kreisobmann des Nürnberger Landes. Er meint damit das massive Schwarzwildproblem. Felßner schätzt den Schaden allein auf seinem 200-Hektar-Betrieb bei Lauf auf rund 10 000 Euro pro Jahr. "Die Population steigt an und damit auch die Schäden", betonte er bei einem Kontaktgespräch mit Landwirten, Jägern und Jagdpächtern, das die stellvertretende Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion, Gudrun Brendel-Fischer, auf den Weg gebracht hatte.
Längst sei nicht nur der Mais betroffen, sondern auch Gerste, Weizen und Grünland. "Es gibt Stellen, an denen keine Landbewirtschaftung mehr möglich ist", machte Felßner deutlich.
Hintergrund für das Gespräch war das Programm "Brennpunkt Schwarzwild", das heuer nach vier Jahren zu Ende gegangen war und für das bereits im Juli der Abschlussbericht präsentiert wurde. Das Fazit fällt zweischneidig aus: "Es ist noch nicht zu spät, um das Problem in den Griff zu bekommen", so Brendel-Fischer, die auch dem Landwirtschaftsausschuss angehört. Sie machte aber klar, dass weiterhin mit Schwarzwildbeständen auf hohem Niveau zu rechnen ist, denn: "Auf die Schnelle ist nichts zu machen, was nachhaltig wirkt."
"Der Leidensdruck ist riesig"
Die Abgeordnete könnte sich letztlich sogar eine bessere Ortung von Schwarzwild mit dem Einsatz von Drohnen vorstellen. "Der Leidensdruck ist riesig, weiß die Politikerin.
"Es ist nicht fünf vor Zwölf, es ist Zwölf."
Ähnlich lautete das Fazit von Frank Pirner von den Bayerischen Staatsforsten in Pegnitz. "Wir werden lernen müssen, mit den Sauen zu leben." Alle abschießen, das werde kaum funktionieren. Er ist sich aber sicher, dass man die Problematik langfristig in den Griff bekommt.
Aus Sicht des Bauernverbands sei das Schwarzwild-Projekt auf jeden Fall ein Gewinn gewesen, so Harald Köppel, BBV-Geschäftsführer von Bayreuth, Kulmbach und Kronach. Es gebe mittlerweile kein Gegeneinander mehr, man spreche miteinander, und jeden sei klar geworden: "Landwirtschaft und Jagd gehören zusammen."
Wildschwein-Schäden gebe es freilich immer noch, und die Schadensregelung sei letztlich auch nicht verbindlich geklärt. Allerdings wurden Köppel zufolge in den Musterregionen alle in Frage kommenden Möglichkeiten getestet, um die Schwarzwildpopulation zu verringern.
Die Einrichtung von Jagdschneisen habe beispielsweise im Raum Pottenstein/Schnabelwaid wenig gebracht, Grund dafür seien die vielen kleinstrukturierten Flächen. Anders im Kulmbacher Landkreis, allerdings rechnet Köppel nicht damit, die Population entscheidend dezimieren zu können.
Ganz gute Erfolge konnte der BBV-Geschäftsführer dagegen mit den Drückjagden vermelden. Allerdings müsse auch hier eingeschränkt werden, dass der Erfolg vom Engagement der Akteure abhängt. Wenn alle zusammenhelfen, bringe es auch etwas, aber man dürfe auch hier nicht allzu viel erwarten.
Große Hoffnungen setzen alle Beteiligten in Nachtzielgeräte.
Das sei aber auch eine Frage des Geldbeutels, sagte Köppel, denn so ein Gerät fange in der Regel bei 3000 Euro an, modernste Versionen kosteten schon mal das Vier- bis Fünffache - ohne Gewehr.
Erfolgreiche Drückjagden
"Regionale Probleme erfordern regionale Lösungen", sagte Karl-Heinz Inzelsberger, Vorsitzender der Pegnitzer Kreisgruppe im bayerischen Jagdverband. Für ihn waren besonders die Drückjagden ein Thema, die etwa wegen der Straßensperrungen recht aufwändig sind, aber meist zu den gewünschten Ergebnissen geführt hätten.
Bleibt die Frage der Schadensregelung. Laut Harald Köppel gibt es kein Patentrezept. Letztlich habe die Jagdgenossenschaft das Heft in der Hand. Und der legt Köppel ans Herz, lieber den Jagdpachtschilling oder das Reh-Essen ersatzlos zu streichen, als an die Wildschadensregelung heranzugehen.