"Werbung für das eigene Gebiet"
Autor: Reinhard Löwisch
LKR Forchheim, Freitag, 20. Sept. 2019
Vom "Kampf um Kunden" zur modernen Vermarktung: Wie der Gebietsausschuss Fränkische Schweiz entstand und sich das "Land der Burgen, Höhlen und Mühlen" vermarktete.
1946, mit der Wiedergründung des Fränkischen Tourismusverbandes als "Landesfremdenverkehrsverband Nordbayern e. V." in Nürnberg (es gab ihn schon mal von 1904 bis 1933 als Nordbayerischen Verkehrsverein), ab 1949 dann als "Fremdenverkehrsverband Franken", begann die touristische Neuerschließung Frankens, um den wichtigen Wirtschaftszweig wieder nach vorne zu bringen, nachdem er im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört worden war. Jetzt firmiert das Ganze als "Tourismusverband Franken".
In der Fränkischen Schweiz startete die Neuausrichtung 1951 mit dem Beitritt des Fränkische Schweiz-Vereins (FSV) zum Landesfremdenverkehrsverband, was die Neubelebung des "Gebietsausschusses Fränkische Schweiz" zur Folge hatte. Damit waren auch die touristischen Grenzen der Fränkischen Schweiz, nämlich das Gebiet der FSV-Mitgliedsgemeinden, vorerst gesteckt. Die Aufgaben des Gebietsausschusses beschreibt der Landesfremdenverkehrsverband damals wie folgt: "Der Hauptzweck ist die Werbung für das eigene Gebiet, Pflege von Wegmarkierungen, auch im Rahmen von Großmarkierungen, die Pflege der Sitten und Gebräuche in entsprechender örtlicher Zusammenarbeit."
Gleichzeitig mit der Bildung von Gebietsausschüssen ging der Nürnberger Verband auf Mitgliedersuche und ließ über die Regierung von Oberfranken Empfehlungsschreiben an die Landratsämter verschicken, in denen darum geworben wurde, dass alle Gemeinden dem Verband beitreten sollten mit der Begründung: "Fremdenwerbung stellt einen Kampf um Kunden dar, der alljährlich erneut ausgetragen werden muss."
Das Neue Volksblatt Bamberg schrieb über die Neugründung am 28. August 1951: "Jetzt endlich ist es so weit, dass wieder eine Organisation dasteht, die Bayern als dem größten in sich geschlossenen Fremdenverkehrsgebiet des Bundes wieder jene Haltung verschaffen wird, die ihm zusteht. Der Strom der Fremden, insbesondere der der Ausländer, muss nach Bayern hineingelenkt werden. Im Rahmen dieser Aufgaben muss sich der Verkehrsverband ganz besonders dafür einsetzen, dass Nordbayern und damit auch die Fränkische Schweiz im Rahmen der gesamten Verkehrswerbung und bei Vergebung der Mittel hierfür entsprechend berücksichtigt werden."
Der FSV war also der touristische Partner des Nürnberger Verkehrsverbandes. So war es auch nicht verwunderlich, dass der Vereinsvorstand Heinrich Uhl zum Obmann des Verbandes gewählt wurde und damit zum Chef des Gebietsausschusses. Über die Ortsgruppen gelang es ihm erfolgreich, die touristische Infrastruktur zu verbessern.
1960 berichtete Uhl in seinem Geschäftsbericht davon, dass "immer mehr Busgruppen, durch Reisebüros vermittelt, in die Fränkische kommen". Skandinavier, Niederländer und Engländer bevorzugten meist das Wiesenttal und hier besonders den Gasthof in Doos zum Sportfischen und zum Wandern.
Bis 1962 ging der Gebietsausschuss Fränkische Schweiz im FSV auf. Rechtsrat Uhl bemühte sich, beide anspruchsvolle Posten unter einen Hut zu bringen. Den Gebietsausschuss betrachte er als Instrument, um Gäste in die Fränkische Schweiz zu locken, den FSV als Organisation, die sich vor allem um die touristische Infrastruktur in der Region kümmerte. Die Anlage und die Pflege von Wanderwegen und Aussichtspunkten waren Aufgabenschwerpunkte. Aus Altersgründen gab Uhl beide Posten 1962 ab, und damit trennten sich die Wege des Gebietsausschusses Fränkische Schweiz und des FSV. Landrat Franz-Josef Kaiser aus Ebermannstadt wurde Chef des FSV und Landrat Heinrich Dittrich aus Pegnitz Chef des Gebietsausschusses.