Druckartikel: Werbemarkt ist heftig umkämpft

Werbemarkt ist heftig umkämpft


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Mittwoch, 15. März 2017

Eine neue Ebern-Broschüre sorgt für Irritationen im Ämtergebäude der Mitgliedsgemeinden. Dabei geht es vorrangig um wirtschaftliche Interessen. Beim VG-Amtsblatt leistet auch der Steuerzahler sein Scherflein.
Viel gedruckte Informationen für so einen überschaubaren Werbemarkt: Im Bereich der Verwaltungsgemeinschaft Ebern buhlen mehrere Anbieter um die Anzeigen der Firmen aus der Region. Jeder möchte ein möglichst großes Stück vom Werbekuchen abhaben. Einige Agenturen auch im Auftrag der Verwaltungsgemeinschaft. Foto: Ralf Kestel


Ebern — Ein "Papierkrieg" der besonderen Art kam bei der (Verwaltungs-)Gemeinschafts-Versammlung am Mittwochabend im Ämtergebäude zur Sprache: Es ging um den überschaubaren, aber umkämpften Werbemarkt innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft bei Informationsbroschüren. Aktueller Anlass: Das Erscheinen eines Ebern-Prospektes auf Hochglanz-Papier, das zumindest zeitlich einer geplanten VG-Broschüre, die Mitte des Jahres erscheinen soll, den Rang abgelaufen hat.
Aktuell fragte Klaus Dünisch aus Junkersdorf (KUL) was es mit "dem bunten Ebern-Heft, das da jetzt erschienen ist, auf sich hat?" Dünisch: "Das ist ein Konkurrenz-Produkt zu der von uns beschlossenen, neuen VG-Broschüre. Dass das jetzt überall verteilt wurde, ist eher kontraproduktiv."
Das sieht auch VG-Vorsitzender Jürgen Hennemann (SPD) so, der das Erscheinen der eigenen VG-Broschüre zur Jahresmitte ankündigte. Erstellt werde sie von einem beauftragten Medienservice aus Ebelsbach und nach der Fertigstellung an alle Haushalte und Neubürger verteilt. "Die soll dann bis zur nächste Kommunalwahl halten."
Dass jetzt ein Konkurrenz-Produkt auf den Markt gekommen ist, war seitens der Stadtverwaltung schon im letzten VG-Amtsblatt klargestellt worden, die sich davon klar distanzierte. Hennemann: "Wir können solche Privat-Initiativen nicht verhindern. Aber ich es finde es auch nicht gut, dass uns da jemand in die Quere gekommen ist."
In die Quere? Gemeint ist das Abgrasen des Werbemarktes, auf dem sich nunmehr Agenturen aus Rentweinsdorf und Ebelsbach, ein Forchheimer Verlag, der das VG-Amtsblatt zwei Mal im Monat herausbringt, zwei Anzeigenblätter aus Haßfurt sowie die beiden Tageszeitung mit Hauptsitzen in Bamberg und Coburg tummeln, wobei der Fränkische Tag die längste eigenständige Tradition aufweist.


Sparen mithilfe der Wirtschaft

Der Hintergrund des verschärften Kampfes um die Anzeigen-Kunden liegt in der Vergabe des Auftrages für das VG-Blatt durch die Gemeinschaftsversammlung an eine externe Agentur aus Ebelsbach, nachdem schon das VG-Amtsblatt an einen Verlag aus Forchheim vergeben worden war.
Die Verwaltungsgemeinschaft, die sich als öffentliche Körperschaft fast ausschließlich über Steuern finanziert, versucht damit, einen Teil des Aufwandes über Geschäftsanzeigen zu finanzieren. Und nimmt damit ein Stück vom Werbekuchen. Nun schickte sich die Multi-Media-Agentur aus Rentweinsdorfer, derer Dienste man sich im Ämtergebäude früher sowohl bei Druckerzeugnissen als auch bei Online-Projekten bedient hatte, an, dem Wettbewerber mit einem eigenständigen Produkt zuvorzukommen. Was auf Hochglanz-Papier und 62 Seiten samt vielen bezahlten Anzeigen gelungen ist.


Heimvorteil

Ein gewisser Platzhirsch-Vorteil ergab sich aus der jahrelangen Erfahrung (samt Adressen und Kontakten), zumal Firmen-Chef Frank Schilling auch noch als gleichberechtigter Vorsitzender der Tourismus- und Werbegemeinschaft fungiert.
In der Hauptsache ging es bei der VG-Sitzung aber um die Verabschiedung des Haushalt für 2017, der gegenüber dem Vorjahr eine geringe Steigerung aufweist, die laut Vorsitzendem Hennemann weniger ausmacht als die Lohnsteigerungen. Binnen 15 Minuten war die Sache vorgetragen und erledigt.


Was das VG-Amtsblatt kostet

Laut Kämmerer Horst Junge taucht die Erstellung des gemeinsamen VG-Amtsblattes, das mit der Post verschickt wird, erstmals im Haushalt auf. 31 850 Euro schießen die drei beteiligten Gemeinden Ebern, Rentweinsdorf und Pfarrweisach zu. Der Forchheimer Verlag bekommt 24 000 Euro, für die Vorarbeiten im Bürgerbüro setzt der Kämmerer 7900 Euro an. 50 Euro kommen als Einnahmen von Inseraten (Familienanzeige).
Das Gros des VG-Haushalts - 82 Prozent - machen freilich die Personalkosten aus, wobei Kämmerer Junge die Erhöhung der Beihilfe zur Beamtenversorgung, Erziehungsurlaube und Mutterschaft als "Kostentreiber" auflistete. Dazu der VG-Vorsitzende Hennemann: "Wir strecken uns beim Personal nach der Decke, weil wir befristete Zeiträume überbrücken müssen und kaum Ersatz finden."


Ebern zahlt am meisten

Der Haushalt mit einem Gesamtvolumen 2,2 Millionen Euro wurde innerhalb von 15 Minuten vorgetragen und abgesegnet. Bestandteil sind auch 28 000 Euro an Investitionen für Büroeinrichtung (3000 Euro) und EDV-Ausstattung (25 000 Euro). Dazu werden auch 8000 Euro aus der Rücklagen aus dem Vorjahr verwendet. Der Rest wird eben auf alle Mitgliedsgemeinden gemäß deren Einwohnerzahlen umgelegt.
So zahlen im laufenden Jahr: Ebern 1,15 Millionen Euro (70,77 Prozent), Rentweinsdorf 243 000 Euro (14,85 Prozent) und Pfarrweisach 235 200 Euro (14,85 Prozent) zum Gesamtbetrag, was einstimmig abgesegnet wurde, da "keine Besonderheiten eingearbeitet und nur der frühere Haushalt fortgeschrieben wurde", so VG-Vorsitzender Hennemann.