Wer kennt dieses Schuhgeschäft?
Autor: Redaktion
Forchheim, Freitag, 08. März 2019
Die Woche der Brüderlichkeit nimmt der Historiker Rolf Kießling zum Anlass, über den Forchheimer Schuhhändler Julius Prager zu schreiben, der für Deutschland gekämpft hatte und von den Nazis ermordet wurde.
Kaum jemand weiß heute noch, dass es in Forchheim das Schuhgeschäft von Julius und Ida Prager gab. Am 31. März 1933, wenige Wochen nach der Machtübernahme Hitlers, riefen die Nationalsozialisten im gesamten Deutschen Reich zum Boykott jüdischer Geschäfte auf. Ein solcher Boykottaufruf wurde auch in den damaligen Forchheimer Zeitungen abgedruckt.
In der Liste der jüdischen Geschäfte war unter anderem das Schuhhaus Prager & Co. am Paradeplatz 13 aufgeführt.
Aus Weilersbach zugezogen
Die Ladeninhaber entstammten einer jüdischen Familie, die bereits vor 1800 im Judenhof (heute Schlossplatz) in Mittelweilersbach ansässig war. Dort wurde Israel Moses Prager 1815 geboren. Dieser nahm Babette Katz zur Frau und siedelte 1862 mit seiner Familie nach Forchheim über. Der Viehhändler kaufte das bäuerliche Anwesen Fuchsenstraße 4 (alte Hausnummer 315). Sein Sohn Jakob Israel Prager, 1851 geboren, verdiente seinen Lebensunterhalt als "Handelsmann". 1879 übernahm er das Anwesen des Vaters. Im Mai 1879 heiratete er Klara Engel aus Baiersdorf, Tochter des Mechanikers Moritz Engel und dessen Frau Sara, eine geborene Merzbacher.
Das Ehepaar Jakob und Klara Prager hatte fünf Kinder. Ida war die Älteste (geboren 1880), Julius Moritz der Jüngste (1895). Sohn David verstarb im Kleinkindalter, die beiden anderen Kinder hießen Flora und Sera. Julius Moritz besuchte die katholische Knabenschule in Forchheim. Was seinen weiteren Werdegang betrifft, bleiben Fragen offen. Vermutlich absolvierte er eine kaufmännische Ausbildung. Nach kurzen Aufenthalten in Coburg und Sonneberg wohnte Julius Prager Anfang 1915 in Nürnberg in der Camerariusstraße 12 bei seiner Schwester Sera und deren Ehemann Benno Rosenbaum.
Als Soldat an der Westfront
Am 1. März 1915 musste der 20-jährige Julius Prager als Rekrut beim 19. Infanterie-Regiment einrücken. Die militärische Ausbildung war nur kurz. Bereits am 25. Juli 1915 wurde er an der Westfront eingesetzt. Vom 27. Juli bis zum 6. Oktober 1915 war er an den Kämpfen auf den Maashöhen beteiligt. Vom 7. bis 26. Oktober 1915 kämpfte er in der Schlacht in der Champagne mit. Im weiteren Verlauf des Krieges wurde Julius Prager zum Gefreiten befördert und im August 1917 mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.
Im Frühjahr 1918 wollte die deutsche oberste Heeresleitung mit einer Großoffensive an der Westfront die entscheidende Wendung des Krieges herbeiführen. Der deutsche Vormarsch begann am 21. März 1918 unter dem Decknamen "Michael" mit 71 Divisionen. Das strategische Ziel war die Eroberung von Amiens. Die Einnahme scheiterte jedoch.
Schwer verletzt
Die Offensive war bereits beendet, als Julius Prager am 25. Mai 1918 bei dem Dorf Hamelincourt in Nordfrankreich schwer verwundet wurde. Durch Schrapnellbeschuss erlitt er mehrere gravierende Verletzungen: Fraktur beider Ober- und Unterschenkel, Fraktur des linken Oberarms sowie Rückenschuss rechts. Prager wurde Mitte Juni 1918 in das Reservelazarett Nordhalben eingeliefert. Von dort kam er Ende Juli 1918 ins Lazarett Nürnberg.