Wer das Klima zu Grabe trägt
Autor: Julian Megerle
Bamberg, Donnerstag, 28. November 2019
Die Uhr tickt: Der Fridays-for-Future-Protest geht heute auch in Bamberg in seine nächste Runde.
Die Fußgänger müssen auf dem schmalen Gehweg ausweichen, um Platz für den Trauerzug zu schaffen. Manche schauen ungläubig, andere machen Bilder. 20 Menschen ziehen mit brennenden Grablichtern in der Hand hinter dem schwarzen Sarg her, welcher mit dem Wort "Klima" beschriftet ist. Die "Totengräber" wohnen der Beerdigung gleich bei: Ein junger Mann mit Schildmütze, "Ferrari"-Hemd, Sonnenbrille und Nummernschildern geht als Autoindustrie, welcher unterstützt wird von einer Bergarbeiterin in der Kohleindustrie. Auf Seiten der Politik marschiert die GroKo mit leerem "Klimapaket" Seit an Seit mit Donald Trump.
Die Kunstaktion der Students for Future in Bamberg findet inmitten der sogenannten Klimawoche statt. Universitäten in der ganzen Bundesrepublik laden die Menschen zur Diskussion über Klimaschutz ein. Die Hochschule soll als "öffentliche Klimaschule" auf den drohenden Kollaps von Umwelt und Klima hinweisen und Gegenmaßnahmen auf den Weg bringen.
Die Studentin Eva Dresel schaut zu, als der Sarg samt Lichtern zum Klang eines Trauermarsches im Innenhof der Uni am Markusplatz abgelegt wird. "Dramatische Mittel sind angemessen. Und so wird die Nachricht sehr gut rübergebracht", findet sie. "Selbst an der Uni ist das Thema noch nicht präsent genug, deshalb greifen wir zu solchen Motiven", beschreibt Laura Kohler von Students for Future das Konzept.
Am heutigen Freitag gehen weltweit erneut Millionen Menschen im Rahmen von Fridays for Future auf die Straße, um für konsequenten Klimaschutz einzutreten. Allein in Deutschland finden in mehr als 500 Städten Demonstrationen statt. Auch in Bamberg startet ab 12 Uhr eine Demo am Bahnhofsvorplatz und zieht in die Innenstadt zum Heumarkt.
Luca Rosenheimer von Fridays for Future in Bamberg sieht weiter dringenden Handlungsbedarf. Der Hitzesommer mit Waldbränden auf allen Kontinenten sowie das Auftauen von Permafrostböden beschleunigten den Klimawandel. Aber nicht nur auf globaler Ebene müsse die Politik eingreifen: "Wenn Vertreter im Umweltsenat der Stadt Bamberg es ernstmeinen würden, hätten sie den Klimanotstand nicht auf nächstes Jahr im April vertagt", kritisiert Rosenheimer die Entwicklungen vor Ort. Die Verwaltung müsse mehr Mut beweisen und ordentlich Geld für Maßnahmen in die Hand nehmen.