Druckartikel: Wenn täglich das ganze Haus erzittert

Wenn täglich das ganze Haus erzittert


Autor: Eckehard Kiesewetter

Junkersdorf, Mittwoch, 22. Mai 2019

Die Ortsdurchfahrt (B279) in Junkersdorf ist ramponiert, vor allem vor einem historischen Anwesen. Die Anwohner haben sich mit einem Hilferuf an den FT gewendet. Abhilfe durch das Staatliche Bauamt ist versprochen, aber problematisch.
Sabrina Arnold mit Töchterchen Greta (ein halbes Jahr alt) an der ramponierten Straße vor ihrem Haus. Wenn Lkws durchfahren rumpelt's gewaltig. Foto: Eckehard Kiesewetter


Eckehard Kiesewetter "Wenn ein Lkw vorbeifährt, dann vibriert das ganze Haus," klagt Sabrina Arnold. "Da scheppert sogar auf dem Kachelofen die Wärmflasche." Dabei steht das nostalgische Dekostück aus Metall im Wohnzimmer, also auf der von der Straße abgewandten Seite des historischen Anwesens. In der Küche, vorn im "Enders-Haus", scheppern die Teller und Tassen sowieso. "Das geht schon Jahre so", sagt die junge Mutter.

Das sehenswerte Sandsteingebäude aus dem späten 18. Jahrhundert, für dessen aufwendige Sanierung Sabrina (damals noch Finnie) und Manuel Arnold 2013 sogar den Heimatpreis des Pfarrweisacher Heimatvereins erhielten, liegt im Pfarrweisacher Gemeindeteil Junkersdorf direkt an der dicht befahrenen und - dies ist seit Jahren bekannt - sanierungsbedürftigen Bundesstraße 279. Ausgerechnet vor dem Anwesen der jungen Familie sind die Schäden besonders gravierend. Dort wurde mehrfach notdürftig ausgebessert und geglättet. Aber über Flickwerk und einen hochstehenden Gullideckel rumpelt es besonders spektakulär.

Anrufe und Mails beim Staatlichen Bauamt und beim Bürgermeister brachten keine Abhilfe - zumindest keine wirkliche. "Neulich war ein Mann von der Straßenmeisterei da und und hat ein bisschen Teer reingeschmiert", berichtet Sabrina Arnold, "aber das war für die Katz‘".

Die Gemeinde habe die Angelegenheit ans staatliche Bauamt und die dazugehörige Straßenmeisterei gemeldet, teilt Bürgermeister Ralf Nowak mit: "Eine zeitnahe Ausbesserung der Schadstelle wäre im Sinne der Bürger und der Gemeinde."

Doch Nowak hat nicht nur die schadhafte Stelle vor dem Enders-Haus im Auge‚ er wird vielmehr grundsätzlich: Es sei eine "ungute Situation, direkt an der B 279 zu wohnen", erst recht dauerhaft, also über 24 Stunden täglich, den Auswirkungen von Straßenschäden ausgesetzt zu sein. Nowak: "Das bedeutet zum einen erhöhter Lärm und zum anderen Vibrationen, die in das Gebäude gehen."

Die Fahrbahn weise, so der ULB-Politiker (Unabhängige Liste Bürgerwohl) im betroffenen Bereich (rund 170 Meter vom Autohaus bis zur Abzweigung Altensteiner Straße ) eine geringere Straßen- und Gehwegbreite auf, als die heutzutage notwendig wäre, um zwei Lkw genügend Platz zu bieten, gefahrlos aneinander vorbeizufahren. Die Straßenführung orientiert sich historisch am Bestand der Gebäude. Daher komme es schon gelegentlich vor, dass eine Dachrinne abgefahren wird und Schwertransporter auf den Gehweg ausweichen, wenn's zwickt. "So wird auch immer in der selben Spur gefahren, die dann noch mehr dem Verschleiß unterliegt, vor allem, wenn gebremst werden muss, weil es eben zwickt", so Nowak.

Als das junge Paar Arnold-Finnie das Anwesen vor zehn Jahren kaufte, war ihm das Problem mit dem Verkehr vor der Haustür prinzipiell bewusst, aber dass es so schlimm kommen würde? Inzwischen haben die Arnolds jede Menge Geld und Arbeit investiert, Auflagen des Denkmalamtes befolgt, unter anderem Sprossenfenster im alten Stil eingebaut - um jetzt um den Bestand fürchten zu müssen. "Wenn die nur mal mit einem sprechen würden",klagt die Verkäuferin über die Bau-Behörde: "Du kriegst keine direkte Auskunft, ob und wann was gemacht wird, nichts. Und dann schmieren sie irgendwas rein, damit wir Ruhe geben."

Die beschriebenen Schäden bestätigt der Junkersdorfer Gemeinderat Klaus Dünisch (Kommunale Unabhängige Liste KUL): Die gleichen Probleme wie die Arnolds habe schon der Vorbesitzer des Anwesens gehabt. "Vor kurzem bin ich selbst bei der Verteilung von Flugblättern an eben dieser Stelle fast gestürzt!" Dünisch: "Der punktuelle Schaden übersteigt das Maß der ohnehin insgesamt stark ramponierten Ortsdurchfahrt deutlich und stellt - insbesondere für Zweiradfahrer - eine erhebliche Gefahrenquelle dar."

Die Stelle sei bekannt, sagt der zuständige Mann beim Amt für Straßenbau Schweinfurt, Baudirektor Manfred Rott, als er von dieser Zeitung mit den Vorwürfen konfrontiert wird. Die Straßenmeisterei habe die Stelle mit Kaltmischgut ausgebessert, um die Verkehrssicherheit für die nächste Zeit zu gewährleisten. "Aber solche Bitumenemulsionen sind nicht so haltbar," gesteht Rott, "das löst sich mit der Zeit ab". Spätestens bis Sommer, verspricht er im FT-Gespräch, werde die Straßenmeisterei die Stelle vor dem Haus der Arnolds ausbessern, das heißt: Belag ausschneiden und neu asphaltieren. Der Bauoberrat: "Hoffen wir, dass es hilft; auf jeden Fall wird's besser."

Eine langfristige Möglichkeit, die Situation in Junkersdorf zu verbessern, sei in der Diskussion, berichtet der Bürgermeister, denn sie wäre die Voraussetzung dafür, dass keine schadhaften Flächen mehr auftreten.

Zugleich aber weist er auf ein weiteres, ortsspezifisches Problem hin: In Junkersdorf liege nämlich "eine besondere Situation der Bodenbeschaffenheit des Untergrundes der Straße und der anliegenden Gebäude vor". Hier sei es schwieriger, als unter normalen Umständen, ein dauerhaft gutes Ergebnis zu erzielen. Die enge fränkische Bauweise, Verkehrsbelastung und das hohe Grundwasser wirkten in Junkersdorf zerstörerisch zusammen, erklärt Klaus Dünisch: "Unser Dorf ist wie auf einen Schwamm gebaut und der hohe Grundwasserspiegel macht den Schwamm noch nass."

Das Staatliche Bauamt als zuständige Behörde habe der Gemeinde eine "kommende Maßnahme (Erneuerung des Fahrbahnbelages in der Ortsdurchfahrt) signalisiert", so Ralf Nowak. Der Umfang und der Zeitpunkt seien der Kommune aber nicht bekannt.

2008 bereits sei eine Sanierung durchgeführt worden, berichtet Manfred Rott, wobei die Fahrbahn aber nicht in die Tiefe abgefräst wurde. Der hohe Grundwasserspiegel verursache immer wieder Absenkungen und Risse. Und vom Grundwasserstand hänge ab, ob eine seit längerem angedachte Sanierung der B279 im nächsten Jahr durchgeführt werden kann.