Wenn Puppen lebendig werden
Autor: Elisabeth Assmann
Hammelburg, Freitag, 04. November 2022
Elisabeth Assmann Wer zu Veranstaltungen von Kulturbunt geht, kann stets etwas Besonderes erwarten. So bot auch das Puppentheater "A Beggars Opera" von John Gay mit Thomas Glasmeyer als Puppenspieler...
Elisabeth Assmann
Wer zu Veranstaltungen von Kulturbunt geht, kann stets etwas Besonderes erwarten. So bot auch das Puppentheater "A Beggars Opera" von John Gay mit Thomas Glasmeyer als Puppenspieler und Richard Mayr zur musikalischen Begleitung Unterhaltung vom Feinsten.
Wie im Wohnzimmer durften sich die Zuschauer nicht nur wegen der geringen Besucherzahl im Wasserhaus, sondern vor allem wegen der schauspielerischen und musikalischen Leistung der beiden Künstler fühlen. So vergaß man oft gebannt die lenkende Hand an den Stabpuppen dank der Arbeit Glasmeyers und war ganz nah am Geschehen. Er selbst trat auch als Polizist auf und jonglierte mit verschiedenen Dialekten für die verschiedenen Puppenpersönlichkeiten. Mit den dazu passenden Songs blieb das Publikum mitten im Geschehen. Aktuelle Bezüge und Kritik an den Herrschenden und der Scheinmoral belebten den Abend und machten auch nachdenklich. So wurden die erfolglosen Kleinkriminellen Andy, Alexander und Friedrich genüsslich ausgespielt. Genauso wie der Ehrenkodex der mächtigen Kriminellen.
"Wir Herren von Ehren fallen immer wieder auf die Füße wie Politiker auch", lässt Wegelagerer und Frauenheld Macheath verlauten. Eines ist klar: Von Darbietung und Inhalt her hätten die Künstler und Kulturbunt mehr Zuschauer verdient. Denn wie auch bei dem 1728 in England uraufgeführten, äußerst erfolgreichen Stück handelt es sich um radikale Gesellschaftssatire. Diese kam beim einfachen Volk sehr gut an und wurde von den Herrschenden gefürchtet. Auf diese Art von Oper lässt sich Bertolt Brechts Dreigroschenoper ganze 200 Jahre später zurückführen.
Für jedes Stück stellt Glasmeyer die Figuren selbst her. So sind in 30 Jahren bereits 1000 Puppen gefertigt worden. Für jedes Stück werden die Figuren, die sich je nach Vorgabe in Hüfte, Oberkörper unterschiedlich bewegen und biegen lassen, von ihm selbst gebaut. Rund 40 Stunden Arbeit stecken in einer Figur. Er habe als Schüler in der Puppen-AG in Stuttgart Feuer gefangen für dieses Metier, erzählt Glasmeyer.