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Wenn Open Air, dann ganz klein


Autor: Steffen Standke

Staatsbad Brückenau, Mittwoch, 13. Juli 2022

Musik In diesem Jahr findet die beliebte Konzertreihe im Staatsbad gar nicht statt. Und auch in Zukunft wird sie, wenn überhaupt, nicht mehr so groß ausfallen wie in den Jahren vor der Pandemie. Das sind die Gründe für die Umorientierung.
Größere Menschenmengen wie 2019 bei "Haindling" (im Bild) und "Pur" soll es künftig im Kurpark im Staatsbad nicht mehr geben. Kurdirektorin Andrea Schallenkammer und Veranstalter Provinztour setzen auf kleine, feine Konzerte.


Der Kurpark als Corona-Hotspot. Und das nach dem großen Open Air im Staatsbad: Dies ist eine Schlagzeile, die Kurdirektorin Andrea Schallenkammer bitte niemals lesen möchte. Die Sorge vor exorbitant vielen Ansteckungen in einer noch nicht überstandenen Pandemie nennt die 58-Jährige als Hauptgrund für die Absage des Open Airs 2022. Es gibt noch weitere.

"Wir haben im Staatsbad vier Kurkliniken, fünf, wenn die Hescuro das Regena wiedereröffnet", erläutert Schallenkammer. Da sei man vorsichtig, was das Ansteckungsrisiko für die gesundheitlich anfällige Gruppe der dortigen Patienten betrifft. "Und die Kurtaxzahler sind die eigentlichen Kunden des Open Air. Wir machen das eigentlich nicht für Auswärtige." Allzuviel Hotels existierten ja im Staatsbad nicht mehr.

Die Kurdirektorin ist sich bewusst, dass das Open Air gerade in den Jahren vor der Pandemie viele Menschen ins Staatsbad lockte. Die Band "Pur" sahen am Wochenende 29./30. Juni 2019 gefühlt mehr als 5000 Fans aus ganz Deutschland. Und das trotz des zeitgleich stattfindenden Bad Brückenauer Stadtfestes.

Menschenflut im Kurpark

Für den Kurpark zeigte das aber auch negative Folgen. "Bei ,Pur' war es Wahnsinn. Die Leute haben uns überrannt. Wir sind mit den wenigen Parkplätzen nicht zurechtgekommen", blickt Schallenkammer zurück.

Sie möchte ein Stückweit Rückbesinnung auf die Anfangszeiten, als das Open Air noch kleiner war. "Wir wollen, dass das Ambiente etwas Besonderes ist. Es soll ein Schlosspark, kein Parkplatz sein. Und es sollen sich keine Menschenschlangen bilden."

Die Kurdirektorin erinnert sich gerne an das Konzert mit Joan Baez, als 1500 bis 2000 Gäste auf Stühlen Platz genommen hatten. Zum Vergleich: Das Konzert von "Pur" 2019 war unbestuhlt.

Das Open Air müsse auch nicht jedes Jahr stattfinden, so Schallenkammer weiter. "Mit dem Veranstalter Provinztour sind wir weiter im Gespräch. Wir machen etwas, wenn es passt."

Rolf Weinmann, Geschäftsführer der Konzertagentur aus dem baden-württembergischen Neuenstadt am Kocher nennt einen weiteren Grund, warum das Open Air im Staatsbad dieses Jahr ausfällt. "Allein in Fulda gibt es dieses Jahr acht Open-Air-Konzerte." Vieles würde aus den Jahren 2020 und 2021 nachgeholt. Da sei der Markt gesättigt, auch was Bühnenmaterial und -personal angehe.

In Fulda erlebt Weinmann eine Öffnung, was Freiluftkonzerte angeht. Statt bisher zwei seien nun drei Veranstaltungen auf dem Domvorplatz möglich. Zudem bespielt Provinztour auch den Universitätsplatz. Im nächsten Jahr könnte es noch ein Stück größer werden. Da soll in der Bischofsstadt die hessische Landesgartenschau stattfinden.

Staatsbad als Konzertnische

Im Staatsbad Brückenau erlebt der Geschäftsführer einen gegenläufigen Trend. "Am Anfang konnte es nicht groß genug sein. Da wollten sie immer Masse. Jetzt schalten sie eine Stufe herunter."

Läuft nun Fulda dem Staatsbad den Rang als Konzertarena ab? Rolf Weinmann sieht in der Verlagerung auch eine Chance. Der Kurpark könne Veranstaltungsort für kleinere, bestuhlte Konzerte sein. Für Konkretes sei es noch zu früh.