Wenn Flüchtlinge Helfer werden
Autor: Larissa Händel
Höchstadt a. d. Aisch, Donnerstag, 19. April 2018
Der heute 22-jährige Syrer Haitham Mannan kam 2015 nach Deutschland und war auf Hilfe angewiesen. Nach nur sechs Monaten war er derjenige, der seinen Landsleuten mit der deutschen Sprache hilft.
Haitham Mannan ist 22 Jahre alt und hatte viel vor: Nach seinem Abitur im Jahr 2014 wollte er im aktuell von türkischen Truppen besetzten Afrin im Nordwesten Syriens seinem Traum nachgehen und Medizin studieren. Doch daraus wurde nichts, denn der Krieg kam dazwischen. Gemeinsam mit zwei Cousins und seinem Bruder flüchtete Mannan 2015 nach Deutschland.
Wie zu erwarten, war der Anfang in diesem neuen Land nicht einfach. "Es ist schwierig, sich anzupassen, zu verstehen, wie man mit der Bürokratie umgehen muss und wie man einen Asylantrag zu stellen hat, wie Kultur und Bräuche funktionieren, wenn man die Sprache nicht spricht", erzählt Mannan. "Der Helferkreis Höchstadt rund um Herrn Kümmeth war damals bei all diesen Angelegenheiten eine große Stütze", erinnert er sich.
Als Mannan dann nach sechs Monaten schon ein bisschen deutsch sprechen konnte, kam bei ihm der Wunsch auf, sich zu revanchieren. "Ich wollte einen Teil der Hilfe, die ich erfahren hatte, zurückgeben", sagt er. Und wie hätte das einfacher funktioniert, als selbst Mitglied im Helferkreis zu werden?
Fortan war Mannan Flüchtling, Übersetzer und Helfer in einer Person. Er kümmert sich seither um Flüchtlinge, die der Sprache noch nicht mächtig sind, übersetzt ihre Post, begleitet sie zu Behörden und hilft beim Ausfüllen des Asylantrags. Auch die Begleitung zum Arzt oder in Krankenhäuser steht auf dem Plan.