Wenn die Gerüchteküche brodelt
Autor: Andreas Lösch
LKR Haßberge, Mittwoch, 28. Dezember 2016
Etwas Ungeheuerliches soll sich in Hofheim zugetragen haben, das entnimmt man dem Facebook-Beitrag eines Mannes, der sich mit seinem Anliegen an Landrat Wilhelm Schneider wendet. Nur: Alles erscheint frei erfunden.
Andreas Lösch
Ein Beitrag auf Facebook sorgt für Aufsehen. Auf der Pinnwand des Haßberge-Landrats Wilhelm Schneider (CSU) schreibt ein Mann aus dem Maintal, dass sich in einem Supermarkt in Hofheim Ungeheuerliches zugetragen haben soll: Eine Zuwanderin, später ist konkret von einer "Syrerin" die Rede, hätte Kunden und Ladenmitarbeiter aufs Übelste beschimpft, weil sie die von ihr beanspruchten Waren nicht bezahlen konnte. Einer Kassiererin soll die aufgebrachte Frau dann eine Tüte Milch über den Kopf geschüttet haben mit den Worten "Frau Merkel zahlt das".
Das Problem nur: Es fehlt in dem Beitrag jeglicher Beleg, mit dem sich die Behauptungen verifizieren ließen. Keine Angaben über Zeit und genauen Ort. Als Quelle wird lediglich die Freundin des Sohnes genannt, die diese Geschichte den Angaben des Beitragverfassers zufolge an den Weihnachtsfeiertagen im Familienkreis erzählt hat und sie selbst so erlebt haben will.
Stimmt die Behauptung? Egal!
Unter dem Beitrag hat sich daraufhin schnell eine Diskussion entwickelt, sehr viele Kommentatoren bezweifeln stark, dass sich das Erzählte auch tatsächlich so zugetragen hat. Einigen wenigen dient die Geschichte als Grund, sich in ihrer Ansicht bestätigt zu fühlen, dass Deutschland den Bach runter gehe und Merkel an allem Schuld sei. Es ist ihnen egal, ob der Beitrag wahr ist oder nicht.Der Fränkische Tag hat versucht herauszufinden, ob an der Erzählung etwas dran ist. Die Polizei in Haßfurt, die Stadt Hofheim, das Landratsamt Haßberge, ehrenamtliche Asylhelfer aus Hofheim und der Verfasser des fragwürdigen Beitrags haben mit uns gesprochen. Fazit: Dass sich die Geschichte so ereignet hat wie auf Facebook geschildert, ist sehr unwahrscheinlich. Es lassen sich keine Belege dafür finden. Es bleiben Fragen: Warum hat niemand Anzeige erstattet? Warum weiß sonst niemand davon zu berichten, nachdem in dem Supermarkt angeblich mehrere Kunden und Mitarbeiter zugegen waren? Weil keine Anzeige erstattet und somit keine Personalien aufgenommen worden waren: Woher weiß die Zeugin, dass es sich bei der beschuldigten Person um eine Syrerin handelt? Und warum hat die beim Bezahlen nicht "Allahu Akbar" gerufen? Sie merken vielleicht: Es sind schnell Zusammenhänge konstruiert, die mit der Sache nichts mehr zu tun haben und man neigt zu Übertreibungen.