Druckartikel: Wenn Baulärm den Schlaf raubt

Wenn Baulärm den Schlaf raubt


Autor: Gerda Völk

Ebensfeld, Sonntag, 22. Juni 2014

ICE-Baustelle  Am Wochenende wurden an der Unterführung am Ebensfelder Bahnhof und der neuen Unterführung "Ziegelstraße" die Behelfsbrücken eingebaut. Manche Anwohner waren genervt, andere nahmen den Lärm gelassen hin.



von unserer Mitarbeiterin  Gerda Völk

Ebensfeld — "Da nerven die Kirchenglocken mehr als die Baustelle", erklärt ein Mann auf Nachfrage. Der Ebensfelder wohnt einige Meter vom Bahnhof entfernt. Am Samstagvormittag ist er mit seinem Sohn auf der Baustelle in der Nähe des Bahnhofes unterwegs. Der Vierjährige interessiert sich für die großen Baumaschinen.
Die Bahn hatte die Anwohner nahe der Bahngleise in Ebensfeld schon mal vorsorglich auf mögliche Lärmbelästigungen im Rahmen der ICE-Bauarbeiten hingewiesen. Am Wochenende wurden an der Unterführung am Bahnhof und an der neuen Unterführung "Ziegelstraße" die Behelfsbrücken in die Streckengleise eingebaut. Die Arbeiten dauerten von Freitag, kurz nach Mitternacht, bis zum heutigen Montag, 5 Uhr.
Die dadurch entstandenen Lärmbelästigungen scheinen die Anwohner unterschiedlich zu empfinden, wie eine kurze Nachfrage ergab. Allerdings wollten die wenigsten mit ihren Namen in der Zeitung stehen. Während die einen über massive Lärmbelästigungen klagten, äußerten andere Verständnis für die Arbeiten.
"Der Lärm ist schon extrem, vor allem weil er auch nachts zu hören ist", sagt eine direkte Anwohnerin in der Bahnhofstraße. An Schlafen bei geöffnetem Fenster war nicht zu denken. Besonders das Einrammen der Spundwände hatte die Anwohnerin als erhebliche Lärmbelästigung empfunden. "Da bin ich jedes Mal erschrocken."

Eine vorübergehende Belästigung

Für Norbert Bornschlegel dagegen ist der durch die Eisenbahn verursachte Lärm ein Stück weit Normalität. Er lebt seit seiner Geburt an der Bahnstrecke. "Die Spundwände müssen reingeschlagen werden", sagt er. Außerdem sei der Lärm nicht von Dauer. Spätestens wenn alle Arbeiten abgeschlossen seien, kehre wieder Ruhe ein. Dann gebe es vor seinem Haus nur noch eine Fußgängerunterführung. "Der Autoverkehr muss dann einen anderen Weg nehmen", erklärt Bornschlegel. Gerade im Sommer fahren viele Fahrzeuge an seinem Haus vorbei.
Der durch die Bauarbeiten verursachte Lärm stört eine Gruppe von Rentnern nicht im Geringsten. Ihr Interesse gilt den Bauarbeiten und den schweren Maschinen, die auf der Baustelle zum Einsatz kommen. Dass mitten in den Gleisen auf einer viel befahrenen Strecke eine große, tiefe Lücke klafft, ist schließlich nicht alle Tage zu sehen. "Das Schützenfest hört man mehr", gibt einer der Rentner zu bedenken.
"Riesengroße Maschinen sind immer interessant", erklärt ein jüngerer Mann, der selbst am Bau beschäftigt ist. Von seinem Balkon aus betrachtet er den Fortgang der Arbeiten. Dass er einige Tage bei geschlossenem Fenster schlafen muss, stört ihn weniger. "Die Arbeit geht vor", sagt er. Außerdem schaue er in seiner Freizeit gern den Kollegen bei der Arbeit zu.