Wenn andere über dein Leben entscheiden
Autor: Katja Müller
Eltmann, Donnerstag, 10. Sept. 2020
An dieser Stelle steht heute ein sehr persönlicher Beitrag. Normalerweise schreibe ich über andere. Aber heute trifft es mich - genauso wie viele andere Familien im Landkreis Haßberge, die von der Nac...
An dieser Stelle steht heute ein sehr persönlicher Beitrag. Normalerweise schreibe ich über andere. Aber heute trifft es mich - genauso wie viele andere Familien im Landkreis Haßberge, die von der Nachricht überrascht wurden. Schaeffler will bis Ende 2022 seinen Standort Eltmann schließen und die Produktion nach Schweinfurt verlagern.
Auch der Arbeitsplatz meines Mannes ist betroffen. "Das ist nichts Besonderes", denken Sie? Sie haben Recht. In Zeiten wie diesen ist der Verlust eines Arbeitsplatzes nur allzu gegenwärtig. Wer ihn behalten darf, hat Glück. Doch was damit einhergeht, ist schlimm: Angst, Ungewissheit und Sorgen.
Was mich wütend macht, ist die Tatsache, dass die Angestellten diese Hiobsbotschaft aus der Zeitung erfahren mussten. Aus dem Nichts. Bumm. Wenn der Nachbar die Zeitung schneller aufgeschlagen hat, musste man auch noch völlig unvorbereitet Stellung beziehen.
Diese Vorgehensweise, diese "Nicht-Kommunikation", scheint in größeren Unternehmen Standard zu sein. Da frage ich mich: Wo is'n des Hirn? Und vor allem - des Herz? Macht sich einer von den Herren (das Thema Frauen in Führungspositionen klammern wir an der Stelle einmal aus) darüber Gedanken, wie es den Mitarbeitern und ihren Familien damit geht? Was das mit einem macht, wenn man nicht weiß, wie es beruflich weitergehen soll? Ob dann noch genügend Geld da ist? Ob das ganze Gerüst aus Kindergarten, Schule und Terminen zusammenbricht, das man mühsam um die Arbeitsstelle herum errichtet hat?
Nein, vermutlich nicht. Weil die Führungselite Größeres im Blick hat und ja, auch haben muss. Aber das große Ganze, das besteht aus vielen kleinen Teilen. Und wenn man auf denen ständig herumtrampelt, gehen sie kaputt und damit irgendwann auch das große Ganze. Also sollte man mit den Kleinen sorgsam umgehen. Bitte weitersagen.
k.nueller@infranken.de