Wem gehören die Tot-Beißer?
Autor: Johannes Schlereth
Bad Kissingen, Dienstag, 08. Februar 2022
Natur Fünf tote Rehe, gerissen von streunenden Hunden: Der Kissinger Jäger Helmut Fischer ist empört über das Verhalten mancher Hundehalter. Dabei liegt die Lösung auf der Hand.
           
Helmut Fischer ist fassungslos. Der Bad Kissinger Tierarzt und Vorsitzende des Bad Kissinger Jägervereins hat in den vergangenen Wochen mehrfach schreckliche Entdeckungen in seinem Jagdrevier machen müssen: totgebissene Rehe.
"Das geht jetzt schon seit drei Wochen", sagt er. Die traurige Bilanz - Stand Donnerstagnachmittag - sind fünf tote Rehe. Verkehrsunfälle scheiden als Todesursache aus. Die Straße ist zu weit entfernt. Und: Die Spuren um die Kadaver sind eindeutig. Es war ein Tier am Werke - ein Hund. "Der Wolf scheidet aus. Zwei Rehe hatten keine Fraßspuren", sagt Helmut Fischer, der seit über 30 Jahren Hegeringleiter ist.
Spuren eines Kampfs
Auf einer Strecke von mehreren Metern finden sich um den jüngsten Fund oberhalb des Bismarck-Museums Hinterlassenschaften des Kampfes. "Hier haben wir eine Spur aus Haarbüscheln und Knochensplittern", sagt Helmut Fischer. Der Kadaver weist Bissspuren im Brustbereich auf. "Ich mag gar nicht wissen, wie lange es gedauert hat, bis das Tier tot war." Im Nachgang fraßen Füchse am toten Reh - mittlerweile fehlen der Kopf und der linke Vorderlauf. Laut dem Experten war der Riss noch keine 24 Stunden alt.
Das war am Dienstag. Am Donnerstag kam dann der fünfte Riss bei Kleinbrach. Die Indizienlage ist für den Jäger und Veterinär schnell klar. Auch hier war wieder ein freilaufender Hund am Werke. Bereits im vergangenen Winter kam es in seinem Revier um Bad Kissingen zu mehreren Rissen durch wildernde Hunde (wir berichteten).
Freilaufende Hunde sind im Winter für das Wild der Super-Gau, betont der Fachmann. Denn Wildtiere wie das Reh fahren im Winter ihren Stoffwechsel herunter. Der Grund dieser Überlebensstrategie ist simpel: Energie sparen. Für Rehe ist das jedoch Fluch und Segen. Müssen sie vor einem Hund fliehen, verbrauchen sie enorme Mengen an Energie, auf die die Tiere jedoch angewiesen sind, um über den Winter zu kommen. Die Energiereserven über genügend Nahrung aufzufüllen, fällt im Winter - mangels Nahrung - dagegen schwer. Erfolgreich verlaufen solche Fluchten meistens nicht. "Rehe sind Sprinter und fliehen nur kurze Strecken. Hunde dagegen arbeiten mit der Nase und sind sehr ausdauernd. Das heißt, dass jeder Hund jedes Reh reißen kann."