Weltoffen, aber wenig Frauen
Autor: Michael Busch
Herzogenaurach, Dienstag, 06. August 2019
Es wird diskutiert über Gleichberechtigung. Es scheint auch fast jeder dafür zu sein. Doch bei einem Blick in die nähere Umgebung fällt auf: Da ist noch einiges im Argen. Und das schreibt an dieser Stelle ein Mann.
Michael Busch Die Stadt ist männlich. Na ja, knapp. Im Januar 2019, der letzten Erhebung zur Geschlechterverteilung, sind es 302 Menschen männlichen Geschlechtes mehr als weiblicher Zuordnung. Bei 24 538 eine Differenz, die nicht wirklich ins Gewicht fällt.
Trotzdem ein Grund, mal hinzuschauen, wie es mit der Gleichberechtigung in Herzogenaurach tatsächlich aussieht. Bevor es einen Blick auf die politischen Vertreter gibt, werden sich die Straßen genauer angeschaut. Etwa 110 Straßen in Herzogenaurach tragen Männernamen. Da sind Klassiker dabei wie Martin-Luther-Platz oder Schillerstraße, es finden sich aber auch neuere Namensgeber wie zum Beispiel für die Adi-Dassler-Straße und den Adi-Dassler-Platz.
Männliche Straßen
Bei den Frauen sieht es allerdings ganz mau aus. Das Dutzend bekommt man gerade so voll. Nähme man den Venusweg großzügigerweise mit dazu, müsste man bei den Männern mit den männlichen Planeten auch die Zahl weiter nach oben korrigieren (Neptun, Mars). Die restlichen Straßennamen bestehen aus Blumen - auch da könnte man Margarite noch großzügig den Frauen zuzählen -, aus Ortsangaben wie Dechsendorfer Straße oder Tierbezeichnungen, die in der Regel geschlechterübergreifend sind.
Verantwortlich für die Vergabe von Straßennamen sind die Mitglieder des Stadtrates. Auch wenn der jetzige Stadtrat nicht alle Namen zu verantworten hat, lohnt sich der Blick auf die Vertreter der Herzogenauracher Bürgerinnen und Bürger. An der Spitze steht ein Mann. German Hacker ist der 1. Bürgermeister. Ihm zur Seite steht Renate Schroff (2. Bürgermeisterin) und Georgios Halkias.
Der Stadtrat besteht aus 28 weiteren Mitgliedern. Neun davon sind Frauen, was einem Anteil von 32 Prozent entspricht. Das würde sich beim Dazurechnen der Bürgermeisterriege nicht verändern.
An der Stelle sei verraten: Nur eine Partei hat einen besseren prozentualen Frauenanteil als der Stadtratsdurchschnitt. Doch das Ranking startet vom schlechtesten Wert: Die Freien Wähler haben zwei Mitglieder im Stadtrat, zwei Männer. Sprich der Frauenanteil liegt bei null Prozent. Marginal besser ist die CSU. Bei zehn Ratsmitgliedern ist eine Frau dabei. B90/die Grünen stellen 25 Prozent Frauen bei vier Mitgliedern. Entspricht also wie bei der CSU einer Frau im Gremium. Die SPD entsendet vier Frauen, was 28,6 Prozent entspricht.
Ungeschlagener Spitzenreiter mit 100 Prozent Frauenanteil ist die FDP. Nun gut, wie bei der CSU und den Grünen ist die FDP-Vertreterin Britta Dassler auch die einzige Frau in der politischen Organisation im Stadtrat, aber bei der FDP beträgt der Männeranteil nun mal null Prozent.