Wela stellt sich international auf
Autor: Veronika Schadeck
Ludwigsstadt, Dienstag, 19. Juli 2016
Das Unternehmen hat auf die verstärkte Nachfrage reagiert und fertigt nun auch Lebensmittel nach islamischen Richtlinien.
Veronika Schadeck
Dass die Wela Trognitz zu Ludwigsstadt gehört, wissen viele. Kaum einer weiß jedoch, dass dieser Lebensmittelhersteller nun auch das Halal-Zertifikat vom Islamischen Zentrum Aachen entgegennehmen konnte.
Als Udo Brandt vor Jahren seine Tätigkeit als Leiter des Qualitätsmanagements bei Wela begann, waren Begriffe wie "halal" und "haram" ihm fremd. Heute gehören sie zu seinem Alltag. Denn das Unternehmen produziert dort ein Sortiment, das den islamischen Ernährungsregeln entspricht. Korankonforme Suppen, Gewürze oder gekörnte Brühen gehen jeden Monat an Industriekunden, die rund ein Drittel des Umsatzes bei Wela Trognitz in Ludwigsstadt einbringen.
Nachfrage gestiegen
Internationale Nahrungsmittelkonzerne bieten schon seit Jahren eine Vielzahl von Produkten an, die im Sinne des Korans als unbedenklich gelten.
Auch bei Wela ist die Nachfrage nach solchen Produkten seitens der Industriekunden in den letzten Jahren enorm gestiegen, erzählt Geschäftsführer Wolfgang Vetter. Im Privatkundenbereich werden indes bereits seit langem Produkte für spezielle Ernährungsformen angeboten. Vegane Rezepturen, Produkte ohne Schweinefleisch oder Bio-Produkte sind dafür gute Beispiele. "Halal" auf Arabisch und "helal" auf Türkisch bedeutet "das Zulässige" beziehungsweise "das Erlaubte". Der Begriff bezieht sich auf die gesamte Lebensweise der Muslime. Dabei spielt die richtige Ernährung eine entscheidende Rolle. "Haram" steht für das Verbotene. Und so sind typische Haram-Lebensmittel zum Beispiel mit Schweinefleisch gefüllte Tortellini, Zwiebelkuchen mit Speck, Trüffelpralinen mit alkoholhaltiger Füllung oder auch Fruchtgummis mit Schweingelatine.
Wachsender Markt
Wie Wolfgang Vetter weiter
erklärte, beliefern die Industriekunden von Wela Lebensmittelhersteller im In- und Ausland. Viele Länder davon seien muslimisch geprägt. Aber auch in Deutschland sei der Markt stärker als bislang angenommen. "Und er wird weiter wachsen." Darauf muss sich das Unternehmen einstellen.Udo Brandt und sein Team müssen bei der Herstellung darauf achten, dass bei der halalkonformen Lebensmittelproduktion die Inhaltsstoffe, Zusatzstoffe und Aromen nicht mit Alkohol oder mit Schweinefleisch in Berührung kommen. Das sei schon ungewohnt und aufwendig, aber völlig nachvolziehbar, wenn man sich mit der Thematik beschäftige, so Brandt. "Wir müssen die ganzen Rohstoffe halal-konform zusammentragen." Das bedeutet mehr Telefonate, mehr Zeitaufwand und auch eine entsprechende Dokumentation. Zudem muss bei der Reinigung der Geräte, Werkzeuge und Maschinen auf die entsprechenden Reinigungsmittel geachtet werden.
Für Wolfgang Vetter und Udo Brandt war es absolutes Neuland, als ein Mitarbeiter vom Islamischen Zentrum Aachen in Ludwigsstadt war und alles genau unter die Lupe genommen hat, bevor er das Zertifikat überreichte. Mit der Zertifizierung - diese muss jedes Jahr erneuert werden - gewährt nun die Wela, dass die Halal-Kritierien während des Herstellungsprozesses eingehalten und die verwendeten Inhaltsstoffe überprüft worden sind.
Das Zertifikat gibt den Kunden die Sicherheit, dass sie ein Produkt entsprechend dem islamischen Halal-Qualitätsstandard erhalten. Wünschen würden sich Wolfgang Vetter und Udo Brandt jedoch, dass einheitliche Standards eingeführt würden. Das sei bislang nicht der Fall, denn der Koran werde unterschiedlich interpretiert. So sei es auch gar nicht so einfach gewesen, ein Islamisches Zentrum zu finden, dessen Halal-Zertifikation europaweit anerkannt wird.