Druckartikel: Weißer Ring kennt die Tipps gegen die miesen Maschen von Trickbetrügern

Weißer Ring kennt die Tipps gegen die miesen Maschen von Trickbetrügern


Autor: Heike Schülein

Kronach, Donnerstag, 01. März 2018

"Ihr Enkel hatte einen Autounfall und braucht sofort finanzielle Unterstützung", "Kann ich ein Glas Wasser haben?", "Sie haben bei einem Preisausschreiben g...


"Ihr Enkel hatte einen Autounfall und braucht sofort finanzielle Unterstützung", "Kann ich ein Glas Wasser haben?", "Sie haben bei einem Preisausschreiben gewonnen!" Trotz aller Warnungen werden immer wieder besonders ältere Menschen von Trickbetrügern mit diesen Standardmaschen um Geld oder Wertsachen gebracht.
Ein kurzer Moment der Unachtsamkeit oder zu viel Gutgläubigkeit genügen. Beim Senioren-Nachmittag stellte Walter Schaller von der Außenstelle des "Weißen Rings" in Ludwigsstadt die Arbeit der 1976 gegründeten, bundesweit tätigen Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer vor.
In seinem Vortrag zeigte er auf anschauliche Art und Weise, wie Trickbetrüger vorgehen und wie sich Straftaten vermeiden lassen. Eindrücklich warnte er vor Gefahren an der Haustür.
Kriminelle versuchten, sich unter einem Vorwand Eintritt zu verschaffen. Sie täuschen eine Notlage vor oder bitten um ein Glas Wasser, ein Telefonat oder die Abgabe eines Pakets für den Nachbarn. Andere geben sich als Polizist, Mitarbeiter der Hausverwaltung oder Berater der Krankenkasse aus.


Mit Komplizen am Werk

"Erinnern Sie sich nicht mehr an mich?": Auch eine persönliche Beziehung wird vorgetäuscht, um in die Wohnung zu gelangen; oftmals mit einem zweiten Täter, der während der Ablenkung die Räume nach Wertsachen durchsucht. Andere bedrängen ältere Menschen an der Haustür, einen Vertrag zu unterschreiben - beispielsweise für ein Zeitungsabo, einen neuen Stromtarif oder eine Versicherung. Hierfür locken sie mit Schnäppchen, Gratisangeboten oder Gewinnen.
Aus Gutgläubigkeit, Angst, Mitgefühl oder nur, um den aufdringlichen Verkäufer schnell loszuwerden, unterschreiben viele Opfer letztendlich oder kaufen ein völlig überteuertes Produkt.
Besonders hinterhältig ist der sogenannte "Enkeltrick", der existenzielle Folgen für die Opfer haben kann. Mit Schockanrufen werden vermeintliche Notsituationen von Angehörigen dargestellt, um Menschen dazu zu bringen, Geld abzuheben und es einem Boten auszuhändigen.
Eine andere Variante sind falsche Gewinnversprechen. Hier meldet sich ein angeblicher Rechtsanwalt oder Notar per Telefon und behauptet, man habe eine hohen Geld- oder Sachwert gewonnen. Vor der Übergabe sei eine "Verwaltungsgebühr" zu zahlen, die die Opfer überweisen sollten. Auch auf die üblen Maschen bei Kaffeefahrten ging Schaller ein. Bei der "Möglichkeit zur Teilnahme an einer Werbeveranstaltung" gehe es nur ums Geschäft und damit um das Geld der Opfer.
"Jeder kann Opfer einer Straftat werden", zeigt sich Walter Schaller ebenso sicher wie seine Ehefrau Inge Schaller, die seit 2008 in der Opferberatung tätig ist und die Außenstelle des Weißen Rings in Ludwigsstadt leitet. Hier finden Kriminalitätsopfer in vielfältiger Weise Beistand und praktische Hilfe. "Wir hören zu und wir glauben ihnen. Das ist für alle Opfer sehr wichtig", betonen die beiden ehrenamtlichen Mitarbeiter. Mit dem Hilfesuchenden werde ein Treffen vereinbart. Im ersten Gespräch erfahren sie, welcher Hilfsbedarf vorliegt.
Die Hilfeleistungen reichen von menschlichem Beistand und persönlicher Betreuung über Begleitung zu Terminen bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht bis zu finanzieller Unterstützung wie Überbrückungshilfen. Darüber hinaus vermittelt man Hilfe von anderen Organisationen. Oft sei es nicht nur das Verbrechen, an dessen Folgen Opfer jahrelang litten. Auch mangelnde Sensibilität derer, die im Verlauf eines Strafverfahrens mit Opfern in Kontakt kommen, sorge für Belastung: "Häufig fehlt der Blick dafür, was Opfer brauchen und beim Verarbeiten der Tat hilft." hs