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Weißenbrunner Gemeinderat meldet "Gemeindehaus am Brunnen" zur Förderung an


Autor: Karl-Heinz Hofmann

Weißenbrunn, Mittwoch, 28. Juni 2017

karl-Heinz Hofmann Weißenbrunn — "Eine zukunftsweisende Entscheidung" fiel in der Sitzung des Gemeinderats. So formulierte es Bürgermeister Egon Herrmann. M...


karl-Heinz Hofmann

Weißenbrunn — "Eine zukunftsweisende Entscheidung" fiel in der Sitzung des Gemeinderats. So formulierte es Bürgermeister Egon Herrmann. Mit 11:5 Stimmen votierte das Gremium für die Aufnahme des Projekts "Sanierung des Anwesens Lernershaus, Am Brunnen 3, Weißenbrunn, zur Nutzung als Gemeindezentrum" in die Förderoffensive Nordostbayern.
Die Modalitäten und ein Nutzungskonzept sind mit der evangelischen Landeskirche und der evangelischen Kirchengemeinde Weißenbrunn abzustimmen. Sollte sich die evangelische Kirche daran nicht beteiligen, wird die Gemeinde das Projekt zurückziehen.
Allerdings war diese Entscheidung nicht leicht, denn lange Diskussionen gingen erneut hin und her - obwohl das Projekt schon seit 2011 im Gespräch ist und mehrmals auf der Tagesordnung stand.
Hauptkritikpunkt in der Diskussion war, dass von der evangelischen Kirche kein Nutzungskonzept vorliege und man auch keine Kosten kenne, so die Kritik von Michael Bohl (CSU), Heinz Roth (FW) und Klaus Hannweber (FW). Letzterer forderte in der Sitzung eine Stellungnahme durch Pfarrer Christoph Teille. Der Ansatz von 750 000 Euro im Haushalt sei ihm ohne eine belegbare gültige Kostenschätzung zu vage.
Der die Sitzung aufmerksam verfolgende Pfarrer merkte an, dass es sich um ein Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde Weißenbrunn in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche handele: um die Errichtung eines "Gemeindehauses Am Brunnen". Es solle mehrere Nutzungsmöglichkeiten geben, unter anderem denke man auch an ein barrierefreies Gemeindecafé. Dies wäre zum Beispiel im bestehenden Gemeindehaus der evangelischen Kirche nicht möglich, weshalb die evangelische Kirche an die spätere Auflösung des bestehenden Hauses denke und dies dann eventuell zum Verkauf anstehe.
Ralf Oßmann (CSU) sprach gar von "Verschwendung von Steuergeldern", so ein marodes Haus zu sanieren. Anders sah dies Günther Oßwald für die SPD-Fraktion. Seiner Meinung nach sollte das Projekt realisiert werden, aber nicht um jeden Preis. "Wir müssen einen Kostenrahmen festlegen, der einzuhalten ist."


"Chance nicht vergeben"

Herbert Spindler war sich sicher, "die evangelische Kirche will das mit bauen, wir sollten die Chance dieser großen Förderung von fast 90 Prozent der förderfähigen Kosten nicht vergeben".
An Ralf Oßmann gewandt meinte Spindler, die Steuergelder seien ohnehin vom Staat für Projekte eingeplant. Wenn Weißenbrunn seine Chance nicht wahrnehme, dann fließe das Geld eben einer anderen Kommune zu.
Bürgermeister Egon Herrmann plädierte für eine Zustimmung. "Ihr macht aus jeder Lösung ein Problem", warf er den zweifelnden Räten vor. Es handle sich um eine zukunftsweisende Entscheidung für den Ortskern von Weißenbrunn, das Ortsbild werde neu erstrahlen und es gehe im weiteren Verlauf auch um andere Projekte rund um den Platz und weitere Gebäude um die Kirche und den Dorfbrunnen.
Die evangelischen Landeskirche habe großes Interesse daran, sei ihm von Dekanin Dorothea Richter zugesichert worden. Es sei ein guter Konsens zwischen evangelischer Landeskirche, Kirchengemeinde und Gemeinde Weißenbrunn gefunden, und viele Steine seien aus dem Weg geräumt worden. "Jetzt sehen wir die Ziellinie vor uns", so das Gemeindeoberhaupt.
Geschäftsleiter Marc Peter Biedermann erörterte, dass sich die Gemeinde mit diesem Beschluss nichts vergebe. Wenn das Projekt vom Amt für ländliche Entwicklung gefördert werde, könne man immer noch nach endgültiger Kostenberechnung aussteigen, denn um Kosten und Auftragsvergaben werde es in weiteren Sitzungen gehen.
Ein weiterer Schritt werde die Vergabe der erforderlichen Planungsunterlagen sein, wozu mindestens drei vergleichbare Angebote einzuholen seien. Es gehe darum, prüfen zu lassen, ob man eine Aufnahme in die Förderoffensive Nordostbayern erreichen werde.
Ein weiterer Diskussionspunkt war der zukünftige Einsatz von elektronischen Wasserzählern (Abstimmungsergebnis: 10:6). Aufgrund der Ausschreibung durch die Fernwasserversorgung Oberfranken werden die Wasserzähler von der Gemeinde (via FWO) über die Firma Diehl- Hydrometer angeschafft.
Michael Rüger von der FWO nannte für die Beschaffung, Einlagerung, Erprobung, Logistik, Zählerverwaltung und Lieferung Kosten in Höhe von vier Euro pro Zähler. Die Einrichtung für Software mit Abgleich zum Abrechnungsprogramm würde einmalig 1700 Euro betragen. Für das Auslesegerät inklusive Zubehör und Softwarepflege würden 200 Euro pro Jahr verrechnet.
Bei einigen Räten herrschte große Skepsis über einen wirtschaftlichen Nutzen und ob das System überhaupt funktioniere. Alexander Bauer (CSU) brachte Bedenken ein, dass über diese Digitalisierung auch Manipulationen möglich seien.
Christian Höfner (FW) befürchtet sogar eine weitere Kostensteigerung des Wasserentgeltes, obwohl dieses bereits in den vergangenen Jahren um 20 Prozent angestiegen sei. Nach seiner vorliegenden Kalkulation werde man aber nach Ablauf der ersten acht Jahre jährlich 25 000 bis 30 000 Euro einsparen können, erwiderte der Bürgermeister.
In der Bürgerfragestunde appellierte Andrea Mandl an die Räte, sich Gedanken zu machen, den Tourismus zu forcieren. Der Frankenwald Tourismus Service Center mit Sitz in Kronach serviere dafür Angebote, Anregungen und Möglichkeiten auf dem Silbertablett. Weißenbrunn sei geradezu ein Eldorado für Wanderer mit seinen vielfältigen, gut markierten Wanderwegen. Deshalb sollte man sich Gedanken machen ob Weißenbrunn nicht auch Ausrichter des einen oder anderen Wander-Events werden will.