Druckartikel: Weisendorf schafft Raum

Weisendorf schafft Raum


Autor: Richard Sänger

Weisendorf, Dienstag, 09. Mai 2017

Jetzt kann es ganz schnell gehen. Der Weisendorfer Marktrat hat die Weichen gestellt für die Unterbringung anerkannter Flüchtlinge im Ort. Bis zu 14 Personen finden Platz in dem Wohn- und Geschäftshaus auf der Hauptstraße.
Das Gebäude in der Ortsmitte von Weisendorf, in dem Flüchtlinge ein Zuhause finden sollen. Auf Nachfrage zur Zeitschiene erklärte Verwaltungsleiterin Eva Fröhlich, dass die Regierung nur noch auf den Beschluss und den Förderantrag warte und dann die Bewilligung sehr schnell kommen würde.  Foto: Richard Sänger


Auch in Weisendorf suchen anerkannte Flüchtlingsfamilien eine Wohnung. Der Markt Weisendorf saniert daher ein leer stehendes Wohn- und Geschäftshaus aus den 50er Jahren an der Hauptstraße.
Geschaffen wird so auf zwei Geschossen Wohnraum für bis zu 14 Personen, je nach Größe der Familie; außerdem entstehen ein zweites "offenes Bücherregal" und ein Gemeinschaftsraum in der Ortsmitte. Weisendorf profitiert dabei vom staatlichen Programm "Leerstand nutzen - Lebensraum schaffen" der Städtebauförderung.


Chance

Für Gemeinden mit leer stehenden Gebäuden kann die Wohnraumversorgung und Integration anerkannter Flüchtlinge eine Chance sein. Weisendorf ist die erste Kommune in Mittelfranken, die im Rahmen der Städtebauförderung am Förderprogramm des Freistaats teilnimmt.
Der Staat unterstützt die Gemeinden bei der Sanierung von leer stehenden Gebäuden im Ortskern, damit die Wohnungen anerkannten Flüchtlingen als neues Zuhause dienen. Mit einem Fördersatz von bis zu 90 Prozent der förderfähigen Kosten ist der finanzielle Beitrag des Staates außerordentlich hoch.
Der Markt Weisendorf hatte ein leer stehendes Wohn- und Geschäftshaus an der Hauptstraße erworben und ein Sanierungsgutachten in Auftrag gegeben. Damit wurde untersucht, ob das leer stehende Gebäude mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand als Wohnhaus genutzt werden kann.
Von der Regierung Mitelfranken wurde in Aussicht gestellt, dass zusätzlich zu den bisher geplanten Maßnahmen auch das Erdgeschoss und die Freianlagen in die Förderung einbezogen werden können. Helmut Kündinger vom Büro Topos Team aus Nürnberg stellte dem Markgemeinderat das ergänzte Sanierungsgutachten vor. Wie der Planer erläuterte, belaufen sich die Kosten der Sanierung auf rund 180 000 Euro, wobei 150 000 Euro als förderfähig anerkannt werden und mit 135 000 Euro Zuschuss zu rechnen ist.
Damit würde die Eigenbeteiligung des Marktes Weisendorf noch 45 000 Euro betragen. Laut Planer befindet sich das Gebäude in relativ gutem Zustand: Sanitär- und Elektroinstallation sowie Böden und Decken seien weitgehend in Ordnung. Weil Kinder mit einziehen, wird die Hofeinfahrt mit einem Tor versehen.
Die Integration würde besser gelingen, findet Günther Vogel, wenn die Kinder auf dem öffentlichen Spielplatz mit Weisendorfer Kindern in Kontakt kämen, statt eigene Spielgeräte am Haus zu bekommen. Außerdem fragte Vogel, wer und wie der Gemeinschaftraum genutzt werden solle und wer die Aufsicht habe.
Das sieht Bürgermeister Heinrich Süß (UWG) etwas anders: Es sei bei Mehrfamilienhäusern durchaus üblich, dass eine Spielfläche angelegt werde und schließlich gebe es auch in Privatgärten Spielgeräte, ergänzte Karl-Heinz Hertlein (CSU).


Zweischneidige Sache

Der Gemeinschaftsraum stehe nicht nur den Bewohnern, sondern auch dem Helferkreis und dem Amt für Freizeit und Kultur zur Verfügung, was Jutta Kattner (UWG) als eine gelungene Begegnungsstätte bezeichnete. Lob gab es von den Grünen dafür, dass die Gemeinde sich traut, das Vorhaben anzupacken. "Wir sind von der Idee und dem Konzept überzeugt. Das ist rundum gelungen", erklärte Christiane Kolbet. Es sei auch eine wichtige Hilfe für die Integration. Dieses Lob an den Helferkreis mochte die CSU-Gemeinderätin und Aktive des Helferkreises, Angelika Tritthart, nicht unbeantwortet lassen: "Ich möchte mich bei Frau Kolbet bedanken, dass sie das Konzept und die Arbeit des Helferkreises lobt, obwohl sie sich über eineinhalb Jahre beim Helferkreis nicht blicken ließ."