Weinbau muss sich wandeln
Autor: Jutta Rudel
LKR Haßberge, Donnerstag, 16. August 2018
Fast einen Monat früher als sonst: Der Sommer treibt die Weinlese gewaltig voran. Bereits in dieser Woche startet die Lese für den Herbst-Klassiker Federweißer. Für die Winzer bedeutet das vor allem eines: Umdenken.
Die Winzer freuen sich über den heißen Sommer - das ist derzeit in vielen Medienberichten zu lesen. Dieser Aussage können Max Martin vom Ziegelangerer Weingut Martin und Peter Götz vom Weingut Zell am Ebersberg nur teilweise zustimmen. "Ein Vorteil ist, dass man durch die trockene Witterung weniger spritzen muss. Das ist gut für den Pflanzenschutz", sagt Max Martin. Peter Götz bestätigt das: "Es gibt viel weniger Pilzkrankheiten, wenn es so trocken ist."
Mehr Nach- als Vorteile
Allerdings gebe es einen großen Nachteil: die fehlende Bewässerung. "In den vergangenen Tagen hat es nur kurz geregnet, das nützt den Pflanzen gar nichts", so der Jungwinzer. Denn der Boden ist zu trocken. Das sieht man den Weinbergen an: Normal wächst zwischen den Rebstöcken saftig grünes Gras - diesesmal nicht. "Im Wechsel ist normalerweise eine Zeile bepflanzt und die nächste wird aufgebrochen, um dort Pflanzen anzusäen", erklärt Max Martin. In diesem Jahr musste er die Saat verschieben, "da diese nicht aufgehen würde."
Auch auf dem Weinberg von Peter Götz gibt es keine Grünflächen - und das ist so gewollt: "Ich habe das Gras gemäht und gemulcht, damit es den Rebstöcken keine Nährstoffe wegnimmt." Auch musste er einige Reben rausschneiden, um die Pflanzen zu entlasten.
Besonders für junge Reben, die noch nicht tief im Boden verwurzelt sind, ist die Trockenphase problematisch. "Ich habe einen kleinen Weinberg, der 160 Jahre alt ist. Die Stöcke haben ganz andere Wurzeln, da sieht man, dass die Trockenheit ihnen nichts anhaben kann", erzählt Peter Götz. Die anderen Anlagen muss er aber zusätzlich bewässern. "Wir fahren das Wasser, das wir angesammelt haben, den Berg hoch. Dort haben wir eine Tropfberegnung installiert", sagt er. "Wir behelfen uns bei der Hitze mit Tröpfchenbewässerung", erzählt der Jungwinzer. Pro Rebe bräuchte man zehn Liter Wasser, auf einen Hektar umgerechnet seien das 50 000 Liter. "Zum Glück müssen wir noch nicht alles bewässern, sonst sind das Literzahlen in Millionenhöhe." Die Wasserkosten sind für ihn aber nicht das Problem, vielmehr der "arbeits- und zeitintensive Aufwand, der dahintersteckt".
Schwindende Aromen
Zudem wirken sich die Temperaturen nur positiv auf den Rotwein, nicht aber auf den Weißwein aus. "Kalte Nächte prägen das Aroma unserer Weine. Dieses zeichnet unsere leichten, fruchtigen Weißweine aus", erklärt Götz. Wieso das so ist? "Wenn es so heiß ist und die Temperaturen nachts auch nicht unter 18 Grad fallen, dann verlieren die Trauben ihre Aromen. In der Hitze verbrennen die Trauben oder runzeln ein, die Aromen verkochen quasi", erklärt Max Martin.