Weil Bier so schön verbindet
Autor: Rainer Lutz
Seßlach, Montag, 18. April 2016
Bierfest in Seßlach, Kirchweihkalender mit allen Terminen zur Feier des 500 Jahre alten Reinheitsgebots und alle Attraktionen rund ums Brauen und Genießen, will die Tourismusregion Coburg-Rennsteig für Werbung nutzen.
Die Spannung wird noch ein wenig aufrecht erhalten. Am Samstag steigt in Seßlach das große Bierfest. Dann wird neben weiteren gebrauten Köstlichkeiten aus der Region auch erstmals der "Zweiländer Sud" der Initiative Rodachtal zu probieren sein. Selbst als am Montag in Seßlach Vertreter der Genussregion auf die große Bedeutung der Brautradition in der Region aufmerksam machten, gab es noch keine Kostprobe vom neuen Bier aus dem Rodachtal, dafür allerhand Informationen.
500 Jahre nach dem Erlass des Bayerischen Reinheitsgebots, zu dem es in Franken schon ältere Vorläufer gibt, dreht sich auch im Coburger Land viel ums Bier. Darüber in Seßlach zu informieren, gebot sich aus mehreren Gründen. Bürgermeister Martin Mittag (CSU) erinnerte schon mal an das seit 1335 existierende Braurecht in der Stadt.
Es darf wohl angenommen werden, dass in diesen 679 Jahren stets Gerste (Malz), Hopfen und Wasser die Grundstoffe für das Produkt gewesen sind, das bis Heute in der Stadt erzeugt wird.
Stefan Hinterleitner vom Coburger Regionalmanagement bescheinigte Seßlach, wohl die im weiten Umkreis einzige Stadt zu sein, die einen Braumeister in ihrem Stellenplan verzeichnet hat. Handwerkliche Tradition und Genuss, das sieht Hinterleitner im Brauwesen wunderbar vereint. Der Rummel um das Bier und sein 500 Jahre altes Reinheitsgebot fließt gewissermaßen ein in den Begriff der Genussregion, als die das Tourismusgebiet Coburg-Rennsteig sich gerne darstellt.
Erweiterter Kalender
Gelegenheit für Tobias Gruber als LAG-Manager der Leader-Region Coburger Land, auf den Kirchweihkalender der Genussregion aufmerksam zu machen, der gerade neu herausgekommen ist.
Neben den Terminen, zu denen in den Orten des Coburger Landes jeweils Kirchweih gefeiert wird, enthält diese Ausgabe auch alle Termine rund um das Jubiläum des Reinheitsgebots. Das nennt sich dann "Braukompass". Die Termine reichen übrigens über das Coburger Land hinaus bis ins Thüringische, wo Bier wohl keinen geringeren Stellenwert einnimmt als in Franken.Während Stefan Hinterleitner schon an Hopfenanbau im Coburger Land denkt - und wenn es auch nur ein kleines bisschen wäre, um eben ein rein Coburger Bier zu brauen, sieht Yvonne Sütterlin schon jetzt den hohen Wert der Brautradition für den Tourismus. Sie vertritt die Tourismusregion Coburg-Rennsteig. Traditionelle Künste kommen bei den Gästen gut an, weiß sie, und sagt mit Blick auf Seßlach: "Eine Kommunbräu, wo man Bier abholen kann, hat man ja nicht so oft."
Die beachtliche Zahl von Veranstaltungen rund um das Reinheitsgebot freut Christof Pilarzyk besonders. Der Gastronom aus Rödental ist Zweiter Vorsitzender des Vereins Bierland Oberfranken. Bei rund 1000 verschiedenen Bieren, die in Oberfranken gebraut werden, sieht er keinen Grund, am Reinheitsgebot zu rütteln. "Wer kann schon so etwas vorweisen, das über so einen langen Zeitraum gilt", beschreibt er auch den Wert für das Marketing, den er hinter dem Gebot ausmacht. Kann auch das Coburger Land nicht mit der Rekorddichte an Brauerein mithalten, die die Bamberger Region ins Guinnessbuch brachte, so gibt es doch noch immer neun Braustätten in Stadt und Landkreis.
Dass die Brautradition gerade bei den kleinen oft als Verein oder Dorfgemeinschaft betriebenen Braustätten die Menschen besonders berührt, beobachtet Martin Mittag. "Gerade da geht es um die Pflege einer Tradition, die die Gemeinschaft stärkt. Ganze Dörfer identifizieren sich mit ihrem Ortsbrauhaus."
Mit Spannung erwartet nicht nur Martin Mittag die Bierverkostung beim Fest am Samstag, das um 14 Uhr eröffnet wird. Natürlich hofft jede Braustätte, die sich dort präsentiert, als Publikumsliebling aus dem Rennen hervor zu gehen. Vor allem der "Zweiländer Sud" wird auf viel Interesse stoßen, denn ihn hat im Vorfeld bisher noch keiner probiert.
Wer übrigens von so viel Demonstrationen der regionalen Braukunst inspiriert wird, der darf tatsächlich auch selbst zum Brauer werden. 200 Liter darf jeder Bürger in Deutschland im Jahr brauen, ohne mit dem Fiskus in Konflikt zu geraten. Die Freimenge gilt pro Person und nur für Bier, das im eigenen Haushalt oder in einem nichtgewerblichen Gemeindebrauhaus hergestellt wird.
Bei runden - doch recht erschwinglich angebotenen - 50 Biersorten allein im Coburger Land (laut Verein Bierland Oberfranken) ist das Brauen im eigenen Heim aber eher Selbstzweck.