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Weiher vertiefen und ans Stromnetz


Autor: Andreas Dorsch

Höchstadt a. d. Aisch, Mittwoch, 19. August 2015

Wasserknappheit  Die Karpfen haben die Hitzeperiode gut überstanden, sofern genügend Wasser im Teich war. Um für die Zukunft vorzubeugen, gibt es in Fachkreisen bereits konkrete Vorschläge.


von unserem Redaktionsmitglied 
Andreas Dorsch

Höchstadt/Weingartsgreuth — Am Weiher vor dem Schloss in Weingartsgreuth ist deutlich zu erkennen, woran es seit Monaten mangelt: an Niederschlägen. Der Wasserstand liegt weit unter dem Normalwert. Dem Schlossweiher - einer der oberen in einer ganzen Kette - geht es so wie vielen anderen Himmelsweihern in der Region.
"Es sind viele schöne Fische drin", verrät Teichwirt und Vorsitzender der Teichgenossenschaft Aischgrund, Walter Jakob, der den Schlossweiher in Weingartsgreuth gepachtet hat. Wenig Wasser und Witterungsverhältnisse wie in den vergangenen Wochen lassen normalerweise auch den Sauerstoffgehalt im Teich so zurückgehen, dass es für die Karpfen lebensbedrohlich werden könnte.
In Bezug auf den Schlossweiher kann Jakob aber ruhig schlafen. Dort läuft ein Lüfter, der über eine Zeitschaltuhr mit Strom angetrieben wird. Dieses elektrische Gerät auf dem Karpfenteich ist allerdings die große Ausnahme. Normalerweise gibt es an den Weihern keinen Stromanschluss.
Walter Jakob und seine Kollegen aus der Teichwirtschaft müssen Tag für Tag früh raus, den Sauerstoffgehalt in den Teichen messen, und dann notfalls die unterschiedlichsten Aggregate anwerfen. Vor allem Nebenerwerbs-Teichwirten, die tagsüber einen anderen Beruf ausüben, gehen diese täglichen Aufgaben in der Morgendämmerung an die Substanz. Sie müssen aber sein, weil um diese Tageszeit der Sauerstoffgehalt im Wasser am niedrigsten ist.
Die Hitze der letzten Wochen hat den Karpfen nichts ausgemacht. Im Gegenteil: "Karpfen lieben die Wärme", sagt Walter Jakob. Nur muss ausreichend Wasser und genügend Sauerstoff im Teich sein.
Sauerstoffmangel wäre weniger ein Thema, wenn es auch an den Karpfenteichen in der Region Aischgrund Stromanschlüsse gäbe. Die Teichwirte sollten zusammen mit den Kommunen überlegen, wie man wenigstens an die großen Teichketten Stromanschlüsse bringen könnte, schlägt Jakob vor. Er bekommt mit seiner Forderung Schützenhilfe von Martin Oberle, dem Leiter der Höchstadter Außenstelle für Karpfenteichwirtschaft am Institut für Fischerei: "Strom an den Teichen wäre immer von Vorteil."
Schon seit acht Jahren hat Oberle eine andere revolutionäre Idee auf dem Schirm. Um Wassermangel in den Teichen vorzubeugen und den Fischräubern Reiher und Kormoran die Jagd zu erschweren, schwebt ihm vor, Karpfenweiher einfach tiefer zu machen. Die gefräßigen Vögel könnten sich dann nicht mehr einfach in die flachen Weiher stellen und die Karpfen aus dem Wasser picken.
Mit tieferen Teichen könnte man in den Wintermonaten mehr Wasser einfangen und dieses in Trockenperioden, wie den letzten Wochen, Landwirten beispielsweise für Sonderkulturen zur Verfügung stellen. Die Idee für die Bewässerung von Feldern aus Fischteichen sei Oberle schon vor 30 Jahren bei einem Praktikum in Israel gekommen. Eine solche Bewässerungstechnik könnte er sich jetzt auch im Aischgrund vorstellen, "allerdings nur, wo es geht". Teichwirte in der Oberpfalz stellen ähnliche Überlegungen an, weiß Oberle.
Tiefere Teiche könnten bei Weiherketten angelegt werden, wo es genügend Gefälle gibt und Sonderkulturen in der Nähe wachsen. Mehr Wasser ließe sich laut Oberle im Winter einfach auch durch die Erhöhung der Weiherdämme einfangen.


Auswirkungen werden erforscht

Welche Auswirkungen tiefere Karpfenweiher auf die Teichwirtschaft hätten, werde untersucht. Es gelte, die optimale Tiefe zu ergründen, in der die Karpfen noch wachsen und gedeihen und mit der auch der Teichwirt zurecht kommt.
Walter Jakob steht hinter Oberles Ideen. Mit tieferen Teichen würden sich Hochwasserspitzen abfangen lassen und man könnte den Landwirten helfen. Teichwirt Jakob: "Wir müssen über unseren Tellerrand hinausschauen und mittel- und langfristig denken."