"Weder Heilige, noch Zerstörer"
Autor: Michael Memmel
Bamberg, Donnerstag, 15. Dezember 2016
Tierschützer laden heute zur Mahnwache am Schlachthof - und verurteilen die Brandstiftung zu Wochenbeginn.
In der Nacht von Sonntag auf Montag verursachte ein Brand im Bamberger Schlachthof einen Sachschaden von über 100 000. Die Polizei geht von Brandstiftung aus und sucht nach den Tätern. Trotz dieses Vorfalls wird am heutigen Freitag um 16 Uhr im Rahmen der bundesweiten Aktion "Ein Licht der Hoffnung" eine Mahnwache vor dem Schlachthof in der Lichtenhaidestraße stattfinden, wie Helmut Wolff, der Vorsitzende des Landesverbandes Bayern der Tierschutzpartei, erklärt.
Wie stehen Sie zu der Brandstiftung im Bamberger Schlachthof zu Beginn dieser Woche?
Helmut Wolff: Natürlich distanzieren wir uns deutlich von solchen "Aktionen" und lehnen jede Form von Gewalt kategorisch ab. Zerstörung und Vandalismus, wobei sogar noch Gesundheit und Leben von Mensch und Tier gefährdet werden, verurteilen wir. Sie schaden und diskreditieren sogar unser eigentliches Anliegen. Wir verfolgen unsere Ziele mit friedlichen Mitteln und wollen auf demokratischem Weg Veränderungen, auf Basis unserer Gesetze und eines respektvollen Miteinanders, das heißt, wir beschimpfen und beleidigen niemanden, der anderer Meinung ist und versuchen jeden dort abzuholen, wo er/sie gerade steht. Wir sind weder Heilige, noch Missionare und versuchen durch sachliche Argumente zu überzeugen. Dabei möge man uns unsere Emotionen nachsehen, weil es nicht immer einfach ist, wenn man mit viel Herzblut und Empathie auf Ignoranz und Gleichgültigkeit stößt, oder gar mit Tradition und wirtschaftlichen Argumenten Tierausbeutung und -quälerei gerechtfertigt wird.
Hatten Sie kurz überlegt, die Mahnwache an diesem Freitag wegen des Brandes abzusagen?
Ja, kurzzeitig schon, aber nur einen Moment und wir haben diesen Gedanken auch gleich wieder verworfen. Erstens: Weil wir absolut nichts damit zu tun haben. Zweitens: Weil der Schlachtbetrieb ungemindert weiter läuft. Und drittens: Weil wir auch zeigen wollen, dass unser Protest absolut friedlich ist. Ich denke, das haben wir schon Ende September bei unserer ersten Mahnwache eindrucksvoll bewiesen.
Auf was möchten Sie mit dieser Aktion aufmerksam machen?
Hier schließen wir uns den Worten von Daniela Böhm, eine der Initiatoren der bundesweiten Bewegung "Ein Licht der Hoffnung" vom 15. bis 17. Dezember an. Zwölf Städte in Deutschland wollen mit Lichtern und Bildern vor Schlachthäusern oder in Stadtzentren auf das Leiden der Tiere aufmerksam machen, die tagtäglich für die Fleischindustrie sterben müssen. Über sechzig Milliarden sogenannter Nutztiere werden jedes Jahr weltweit getötet. Neueste Zahlen sprechen von hundert Milliarden. Mehr als 3000 Tiere sterben pro Sekunde in den Schlachthöfen dieser Welt. In dieser schockierenden Zahl sind noch nicht einmal Fische und andere Meerestiere mit eingerechnet, welche aufgrund der hohen Todesrate nur in Tonnen gemessen werden. Die vielen Schlachthausskandale beweisen leider immer wieder, dass Schlachthöfe nicht nur Orte des Todes, sondern auch des Missbrauchs sind. Die Dunkelziffer der gravierenden Verstöße gegen das Tierschutzgesetz durch Fehlbetäubungen, dem Nichteinhalten von Vorschriften, Misshandlungen, Tierquälerei und dem Schlachten trächtiger Kühe ist enorm hoch.
Wie viele Mitstreiter erwarten Sie am Freitag?
Wir rechnen wieder mit 30 bis 40 Mitstreitern und hoffen auch, dass sich wieder Menschen spontan zu uns stellen und sich mit uns solidarisieren.
Die Fragen stellte
Michael Memmel