"Wat is'n Dampfmaschin'?"
Autor: Franz Galster
Obertrubach, Sonntag, 29. Mai 2016
Wolfgang Gönner macht nicht nur Urlaub in Obertrubach, er bereichert seinen geliebten Ferienort auch mit einer Dampfmaschinen-Ausstellung. Seit 30 Jahren sammelt er die Modelle.
Wer erinnert sich nicht an Professor Bömmels legendären Physikunterricht in Heinrich Spoerls Feuerzangenbowle: "Wat is'n Dampfmaschin? Da stelle mer uns mal janz dumm und sagen: en Dampfmaschin' iss ne große, runde, schwarze Raum...der hat zwei Löcher. Dat eine Loch, da kömmt der Dampf rein, und dat andere Loch, dat kriegen wa später...". Entsprechend viel Interesse fand die Eröffnung einer Dampfmaschinenausstellung in den Schaufenstern der Volksbank von Obertrubach.
Die Modelle stellt Wolfgang Gönner aus Altbach bei Stuttgart zur Verfügung. Als Feriengast feierte er im vergangenen Jahr seine Goldene Hochzeit in der Fränkischen Schweiz. Im zufälligen Gespräch mit Bürgermeister Markus Grüner war die Idee zur Ausstellung geboren worden. Mancher in der älteren Generation träumte in Kinderjahren davon, einmal eine Dampfmaschine als Spielzeug zu erhalten und meist war sie zu teuer.
Dazu fuhr noch die Dampflokomotive auf vielen Gleisstrecken. Eine weitere, beeindruckende Motivation, sich mit Technik zu beschäftigen, die man noch leben konnte. Markus Grüner erinnerte in seiner Begrüßung des besonderen Gastes an jene Zeit und dankte ihm für die Bereitschaft, hier auszustellen. Geschäftsleiter Christian Habermann von der Volksbank dankte er für die Bereitstellung der Räumlichkeiten.
Vor Gönner steht auf dem Tisch eine sogenannte Spirituslokomotive aus dem Jahre 1900, zu einem runden Jubiläum von Adam Opel hergestellt. Eines von vielen unterschiedlichen Modellen. Interessiert folgen die Besucher seinen Ausführungen. Er sammelt seit etwa 30 Jahren Modelldampfmaschinen und Antriebsmodelle und verfügt zurzeit über rund 100 Modelle.
Eine Lehre als Maschinenschlosser, ein Universitätsstudium unter anderen in Heizungstechnik, dazu seine Liebe zu Maschinenbau und Dampflokomotiven, prädestiniert ihn zu diesem Hobby. In einer gut ausgestatteten Hobbywerkstatt repariert er Spielzeugdampfmaschinen und macht sie funktionsfähig. Fehlende Teile werden, soweit die Herstellung annähernd originalgetreu gelingt, zu Komplettierung der Maschinen hergestellt. Unglaubliche handwerkliche Kunst ist hier gefordert. Nachbau fehlender Armaturen, Reparatur von Wasserstandsgläsern, Nachgießen von Schwungrädern, Herstellen von Ersatzkaminen. Die Liste lässt sich beliebig fortsetzen. "Der Sammlertrieb für alte Spielzeugdampfmaschinen wird durch die Tatsache genährt, dass es immer schwieriger wird, diese Kleinode technischen Spielzeugs zu erstehen", sagt Gönner.
Es solle eine Technik erhalten werden, die in der Zeit der mit Sinnen nicht mehr zu erfassenden Technik des Elektrozeitalters das Erlebnis gestattet, Technik durch sehen, Hören, Riechen, Fühlen zu begreifen. Die Ausstellung ist einen Monat lang bis Ende Juni ganztätig zu besichtigen.