Wasserschloss taucht wieder auf
Autor: Horst Lange
Reckendorf, Mittwoch, 26. April 2017
Grabungen auf dem Gelände der Schlossbrauerei in Reckendorf geben historische Aufschlüsse.
Auf historischem Boden befindet sich die Schlossbrauerei in Reckendorf. Hier befand sich in früheren Jahrhunderten das Wasserschloss Reckendorf, dem auch die Schlossbrauerei ihren Namen verdankt. Dort, wo heute alljährlich das große Kirchweihzelt steht, befand sich der Standort des einstigen Schlosses. Ab 1597 war das Anwesen mit einem Schank- und Brauereirecht ausgestattet. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts verfiel das Wasserschlösschen zusehends und wurde nach 1830 komplett abgetragen. Lediglich die Brauerei mit Gastwirtschaft blieb erhalten. Auf Bitten des seinerzeit in Reckendorf amtierenden Pfarrers pachtete schließlich 1930 der gebürtige Reckendorfer Georg Dirauf Brauerei und Gastwirtschaft, der 1952 das Anwesen auch kaufte. Nach seinem Tod leitete seine Tochter Lonia Eichhorn das Unternehmen. Als deren Nachfolger lenkt heute ihr Sohn, Diplom-Ingenieur und Braumeister Dominik Eichhorn die Geschicke der Brauerei.
Seit langem geplant
Im Zuge der geplanten Erweiterung des Sudhauses der Schlossbrauerei wurden nun angesichts dieses Bodendenkmals mit archäologische Befunden des Mittelalters und der frühen Neuzeit im Bereich des abgetragenen ehemaligen Wasserschlosses und seines Vorgängerbaus Grabungen durch die Bamberger Grabungsfirma ReVe durchgeführt. Bei dem Projekt in Reckendorf handelt es sich um eine reguläre, seit langem geplante Grabung: Der Neubau wird auf einem Bodendenkmal errichtet, aus diesem Grund ging die Baugenehmigung mit der Auflage einher, das Bodendenkmal archäologisch zu untersuchen. Die Grabung fand direkt am Beginn des ehemaligen Übergangs zum Wasserschloss statt. Entsprechend wurden zum Beispiel die gemauerte Einfassung des Wassergrabens und Widerlager freigelegt.
Mit Bagger und Händen
Den Dokumentationsauftrag hatte die Archäologin Jessica Gebauer mit ihrem Team. Mit Bagger und in Handarbeit wurden die Brückenfundamente freigelegt und dies mit Foto, Handzeichnungen auf Millimeterpapier, digitaler Vermessung und textlicher Beschreibung dokumentiert. Alle Funde wurden geborgen, gewaschen und ausgewertet, natürlich alles nach den Vorgaben des Bayerischen Landesamtes für Denkmalschutz (BLfD). Als Hauptbefund wurde der gemauerte Brückenkopf aus Sandsteinquadern freigelegt. Die Brücke verlief also von Südwest nach Nordost, stand auf beiden Seiten auf einem steinernem Fundament, dazwischen lief der Wassergraben. Eines dieser Fundamente liegt in der Baugrube zum neuen Sudhaus. Nachdem die Fundamentsteine abgetragen wurden, zeigten sich deutlich zwei Gruppen von Holzpfosten, die wohl im Graben standen und die Brücke mittig unterfangen haben und trotz ihres Alters von ein paar Hundert Jahren noch erstaunlich gut erhalten sind.
Zum Abschluss wird ein Bericht mit zeitlicher Einordnung der Strukturen geschrieben und mit dem Fundgut dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege Seehof übergeben.