Druckartikel: Was war Hans-Joachim Heist doch wieder für ein Schelm

Was war Hans-Joachim Heist doch wieder für ein Schelm


Autor: Mathias Erlwein

Eggolsheim, Sonntag, 21. Juni 2015

von unserem Mitarbeiter Mathias Erlwein Eggolsheim — Hans-Joachim Heist, der cholerisch schreiende Fernsehnachrichten-Kommentator der "Heute Show" kann auch anders. Verschmitzt, sp...
Aus Hans-Joachim Heist ...


von unserem Mitarbeiter Mathias Erlwein

Eggolsheim — Hans-Joachim Heist, der cholerisch schreiende Fernsehnachrichten-Kommentator der "Heute Show" kann auch anders. Verschmitzt, spitzbübisch, kreativ und schelmisch mit Hornbrille und herrlichen Pointen. In der Eggolsheimer Eggerbachhalle erweckte er auf Einladung der Marktgemeinde Eggolsheim mit seinem Bühnenprogramm "Noch'n Gedicht" den unvergessenen Komödianten Heinz Erhardt auf der Bühne zu neuem Leben.
In typischer Erhardt-Manier mit leicht nach vorn geschobenem Unterkiefer und kindlich-wachen Augen hinter der unverkennbaren schwarzen Hornbrille gibt er die besten Gedichte, Conférencen und Lieder des großen Komikers der 50er- und 60er-Jahre zum Besten.
Gekommen war er übrigens mit der Eisenbahn, obwohl er gar keinen Zug verkraftet. Nachdem er sich erst einmal "auf der Bühne versammelt hatte", legte Heist als Heinz Erhardt auch gleich los: "Lassen Sie uns den Abend genießen, Genossen!"
Der Auftritt war in drei Teile gegliedert, "erster Teil, zweiter Teil und..." "Dritter Teil", schallte es aus dem Publikum. Viele der rund 200 Zuhörer konnten die Reime mitsprechen, es waren viele textsichere Fans des 1979 verstorbenen Kult-Komikers dabei.
"Was bin ich heute wieder für ein Schelm", lachte ein gut aufgelegter Heist mit der Hand vor dem Mund ins Publikum. Wenn man es nicht besser wüsste, konnte man meinen, der große Meister stünde selbst auf der Bühne. Auch die Statur des 66-jährigen Imitators passt.
Nach 45 Minuten gönnte sich Heist eine kurze Pause. Pech für Zweiten Bürgermeister Georg Eismann, dass er nicht rechtzeitig vom Sektstand auf seinen Platz direkt vor der Bühne zum zweiten Teil erschien. Mit einem unmissverständlichen Deuten auf die Uhr wies Heist ihn zurecht. Eismann musste sich erklären. Er hatte den Sekt für seine Frau und seine Freundin mitgebracht. "Frau und Freundin?" fragte Heist, "da haben Sie ja einiges im Leben richtig gemacht". Dann kam wieder Erhardt.
Gedicht an Gedicht reihte sich, ohne dass auch nur einen Augenblick Langeweile aufkam. "Das Gewitter", "Die Made", "Die Ampel", "Die Kunst des Trinkens", "Der Winter", zwischendurch folgten auch einige Lieder, "Wenn ich einmal traurig bin, dann trink ich einen Korn", das Lied vom alten Lord "der fuhr nur mit dem Ford fort". Mit einem "Himmel, Gesäß und Nähgarn" schimpfte er sich selbst, wenn er mal wieder "verstreut" war. Doch keine Panik, "auch ein blinder Erhardt findet einmal einen Korn."
"Noch'n Gedicht", kündigte er unablässig an. Es folgten in flotter Reihe Kurzgedichte wie "Keine Frau ist so schlecht, dass sie nicht die bessere Hälfte eines Mannes werden könnte" oder "Nur Wasser trinkt der Vierbeiner, der Mensch, der findet Bier feiner". Nicht zu vergessen die Frau, die bei zwei Ärzten in Behandlung ist, beim älteren, wenn sie krank ist und beim jüngeren, wenn sie was braucht.
Ein wahrlich großer Heinz Erhardt-Abend in der Eggerbachhalle in Eggolsheim.