Druckartikel: Was reizt Kinder am Schießsport?

Was reizt Kinder am Schießsport?


Autor: Katja Nauer

Coburg, Donnerstag, 04. August 2016

In der Schützengesellschaft Coburg trainieren seit Jahrzehnten Kinder und Jugendliche mit Spaß und Ehrgeiz. Darüber, was die jungen Nachwuchsschützen in die Schießstände lockt, sprechen sie ganz offen.


"Was mich am meisten fasziniert, ist die Präzision", sagt der 18-jährige Christian Blasberg. "Es geht darum, die absolute Mitte zu treffen." Die vielen Wiederholungen beim Training, sich und andere dabei mit jedem Schuss übertreffen zu wollen, die Genauigkeit, Hände, Körper und Atmung unter Kontrolle zu bringen, und natürlich die Technik: Genau das ist es, was den Nachwuchsschützen seit rund zehn Jahren in der Gemeinschaft der Schützengesellschaft Coburg hält.
"Die Zielscheibe heißt eigentlich 10er und die schwarze Mitte darin ist der Spiegel", erklärt Schützenmeister Stefan Stahl. Die Scheibe ist in zehn Ringe unterteilt. Berührt der Schuss die Mitte, hat der Schütze die höchste Punktzahl, die 10, erreicht. "Sie ist nur so groß wie der Kopf einer Stecknadel", informiert Blasberg. Der Nachwuchsschütze schießt mit dem eigenen Luftgewehr, das rund 2000 Euro gekostet hat, und einem Unterhebel-C-Gewehr und bestreitet auch Wettkämpfe. Er erklärt genau, worauf es beim Luftgewehrschießen ankommt. Als Hilfsmittel dienen ihm ein Stativ, auf dem er das rund 5,5 Kilogramm schwere Gewehr ablegen kann, bevor er es an der Schulter anlegt, und ein Monitor, auf dem die Zielscheibe deutlich zu erkennen ist. Obgleich der erste Schuss für ein Pressefoto herhalten muss, gelingt ihm auf Anhieb eine Neun.
Zusammen mit 25 Jugendlichen trainiert Blasberg jeden Samstag im Coburger Schützenhaus.
Auch Maximilian Florschütz ist dabei. Der Junge ist gerade einmal zwölf Jahre alt und startet schon bei der bayerischen Meisterschaft. Seine Mutter Barbara trainiert zusammen mit Vessela Matthes und Martin Gottfried die Jugendlichen. "Kinder dürfen ab zehn Jahren schießen", erläutert Stahl. Dafür sei allerdings eine Sondergenehmigung vom Ordnungsamt und die Unterschrift der Eltern notwendig. Es geht um die Sicherheit: "Die Jugendlichen müssen psychisch geeignet sein und auch das Elternhaus einen guten Leumund haben." Kinder fangen generell mit Luftpistole und Luftgewehr an. 21 vollelektronische Luftgewehrstände gibt es am Schießstand im Weichengereuth. "Die sind am Haupttrainingstag der Jugendlichen voll besetzt."
Auch Maximilian misst sich gern im Wettkampf und mit Sportschützen anderer Vereine: "Das hat seinen Reiz und ist immer wieder mein Ansporn", sagt er. Florian Zosig wurde von seinen Eltern animiert. Den 18-Jährigen interessieren vor allem die Technik und die Perfektion des Bewegungsablaufes beim Schießen.


Viel geboten drum herum

Aber nicht nur im Schießstand ist was los. "Jetzt pflegen wir nicht nur den Sport, sondern auch die Kameradschaft und das Zusammensein", erzählt Jugendbetreuer Martin Gottfried. Die Schützengesellschaft organisiert Zeltlager, Wasserski-, Go-Kart-, und Kanu-Fahren, Besuche im Klettergarten, LAN-Partys und vieles mehr, was die Jugend heute so interessiert. "Das finden wir gut", sind sich die vier Jungschützen einig.
Ab dem Alter von zwölf Jahren darf neben Luftgewehr und Luftpistole auch mit der Armbrust trainiert werden. Mit dem Kleinkalibergewehr und der KK-Pistole dürfen Jugendliche in der Regel erst ab einem Alter von 16 Jahren schießen.
"Für Kinder und Jugendliche, die sich nicht gut konzentrieren können und Probleme mit Disziplin und Regeln haben, ist der Schießsport gut geeignet", erklärt Barbara Florschütz. "Von der ersten Stunde an lernen sie die Sicherheitsregeln und den verantwortungsvollen Umgang mit dem Sportgerät."
Der 15-jährige Andreas Blasberg hat sich auf Luft- und Sportpistole spezialisiert. Im Unterschied zum Luftgewehr habe eine Pistole nicht so viel Auflagefläche, erklärt er. "Da auch der Lauf kürzer ist, ist der Streukreis größer und man schießt weniger präzise. Deshalb gibt es auch einen größeren 10er."
Was fasziniert ihn? "Beim Schießen muss ich die perfekte Spannung finden", erklärt Andreas und nimmt mit seinem Körper seine ganz persönliche optimale Schussposition ein. Konzentriert schiebt er seinen Arm nach vorne. Dann schaut er durch die Kimme: "Das Korn muss dort genau konzentriert erscheinen", sagt er, atmet aus, wieder ein, hält die Luft an, krümmt den Zeigefinger und drückt ab.
"Seit Jahrzehnten erleben wir einen ungebrochenen Boom auf den Schießsport", sagt Stefan Stahl. Er selbst habe auch als Jugendlicher begonnen - vor 34 Jahren. "Und regelmäßig jeden Freitag trifft sich unser Jungschützenstammtisch", sagt Stahl lachend, "der jüngste Jungschütze ist immerhin 80 Jahre alt."