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Was ist ein echtes Adventslied?


Autor: Redaktion

LKR Coburg, Freitag, 29. Sept. 2017

Mit dem morgigen Ersten Adventssonntag beginnt auch in diesem Jahr wieder die Zeit der Adventskonzerte in den Kirchen der Region. Schon viele Wochen vorher ...


Mit dem morgigen Ersten Adventssonntag beginnt auch in diesem Jahr wieder die Zeit der Adventskonzerte in den Kirchen der Region. Schon viele Wochen vorher grübeln meine Chor- und Orchesterleiterkolleg(innen)en, genau wie ich auch, darüber, welche geistlichen Werke man wohl diesmal zum Besten geben könnte, zur Erbauung des meist zahlreichen Publikums. Leider gibt es nur wenige klassische Adventslieder, die sich zur Aufführung anbieten.
Viele dieser Lieder sind nicht unbedingt in eingängigen Melodien gesetzt und dazu oft auch im Text etwas sperrig. Zu den bekannteren gehört ohne Zweifel "Es kommt ein Schiff geladen", ein sehr altes Lied, welches mit seiner eigentümlichen Melodieführung und einem Taktwechsel für Unmut bei den Chorproben und mitunter für Verwunderung beim Publikum sorgt. Und so setzen viele Adventskonzerte dann doch auf die Trumpfkarte "Weihnachtslieder" und bringen, Wochen vor dem Heiligen Abend, die ganze Palette weihnachtlicher Weisen, gerne auch aus dem angelsächsischen Kulturkreis, zu Gehör. Zur Freude aller dürfen die Chöre und Orchester somit regelmäßig ab Oktober Lieder wie "Ich steh an Deiner Krippen hier", und "Jingle Bells" einstudieren. Es geht halt nicht anders.
Immerhin hat uns ein unbekannter Komponist aber ein wunderschönes Lied für den Advent geschenkt, an dem ich persönlich immer wieder meine Freude habe. Ich kann mich an seiner Melodie und am schlichten, aber doch so eindringlichen Text nicht satthören. Die Rede ist von der wohl im Eichsfeld entstandenen Weise "Maria durch ein Dornwald ging". Laut einschlägiger Erklärung verarbeitet dieses Lied den Anfang des Lukasevangeliums. Der schwangere Maria besucht Elisabet, die werdende Mutter Johannes' des Täufers. Als Maria das Haus betritt, hüpft das ungeborene Kind Elisabets vor Freude im Mutterleib. Zu dieser Erzählung "Maria Heimsuchung" gesellt sich das einprägsame Motiv vom abgestorbenen Dornwald, der in Gegenwart von Jesus und Maria zu blühen beginnt.
Besser lässt sich die Vorfreude im Advent wohl nicht beschreiben. Altes, längst abgestorbenes, hoffnungsloses Dasein erwacht in der Vorfreude auf die Ankunft des Erlösers zu neuer, üppiger Blüte. Hier schließt sich der Kreis hin zum Lukasevangelium, denn die Schwangerschaft der bereits betagten Elisabet, welche durch ein Wunder des Herrn unerwartet doch noch die Chance erhält, neues Leben zu schenken, spiegelt das Bild des neu erblühenden, vertrockneten Dornbuschs. Lassen wir uns diese adventliche Vorfreude bewusst erleben, auch wenn, dem Trend gehorchend, Advent und Weihnachtsfest nicht nur musikalisch immer mehr miteinander verschmelzen. Glücklicherweise werden Sie, liebe Leserinnen und Leser, das wunderbare Lied von Maria im Dornwald in den kommenden Wochen sicher ab und an live oder aus der Konserve zu hören bekommen. Es möge Ihnen so viel Freude und Hoffnung schenken, wie mir.

Christoph Raabs ist Mitglied des Kirchenvorstandes der Alt-katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus Coburg.