Druckartikel: Was heißt sozial, was ist gerecht?

Was heißt sozial, was ist gerecht?


Autor: Josef Hofbauer

Forchheim, Montag, 18. Februar 2019

Am morgigen Mittwoch haben die Vereinten Nationen den Tag der sozialen Gerechtigkeit ausgerufen. Vertreter karitativer Einrichtungen erklären, wo sie den größten Handlungsbedarf sehen.
Zahlreiche Menschen demonstrieren für mehr soziale Gerechtigkeit. Ihr Widerstand richtet sich gegen die "unsoziale Politik der Bundesregierung", die Rente mit 67 und gegen Leiharbeit sowie für Mindestlöhne und gleichen Lohn für gleiche Arbeit.  Foto: Daniel Karmann/dpa


JOsef Hofbauer Der Welttag der sozialen Gerechtigkeit am 20. Februar dient dazu, auf Ungerechtigkeiten in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Dies betont Patrizia Renninger von der Johanniter-Unfallhilfe, die in Bayern 22 000 Beschäftigte und 37 000 ehrenamtliche Mitarbeiter vorweisen kann. Im Landkreis Forchheim sind die Johanniter allerdings nur noch mit dem Fahrdienst, den Helfern vor Ort in Eggolsheim und der Erste-Hilfe-Ausbildung im Berufsförderungszentrum in Forchheim vertreten.

Renninger verweist auf eine Studie der Bertelsmann Stiftung von 2011, wonach sich Deutschland im Bereich der sozialen Gerechtigkeit beim OECD-Vergleich nur im Mittelfeld befinde. Besonders kritisiert wurde die starke soziale Benachteiligung im Bildungssystem. Als Leuchtturmprojekt verweist die Hilfsorganisation deshalb auf den Modellversuch Optiprax des Bayerischen Kultusministeriums.

Bildungschancen verbessern

Die Erzieherausbildung mit erhöhtem Praxisbezug ermögliche es, die Ausbildung von Erziehern auf drei Jahre zu verkürzen und Praktikums- und Unterrichtsphasen abzuwechseln. Anlässlich des Tages der sozialen Gerechtigkeit machen die Johanniter deshalb darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, die Bildungschancen von Kindern zu verbessern.

"Unsere Gesellschaft basiert auf dem Ziel sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit. Solidarität ist da ein ganz großes Stichwort", betont Lisa Hofmann, Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt Forchheim. Sie beginnt bei einer funktionierenden sozialen Infrastruktur und setze sich fort bei den Kindertagesstätten und Beratungseinrichtungen bis hin zu Seniorenzentren. "Das sind all jene Bereiche, in denen die Arbeiterwohlfahrt aktiv ist", so Hofmann. Sie verweist auch auf die steigende Nachfrage nach sozialen Dienstleistungen. Sowohl für Kinder, als auch für Senioren.

Gegen Armut und Ausgrenzung

Unlängst hatten die vier großen Verbände der freien Wohlfahrtspflege (der Deutsche Caritasverband, die Diakonie, der Paritätische Wohlfahrtsverband und die Arbeiterwohlfahrt) in einer gemeinsamen Erklärung die Politiker dazu aufgefordert, soziale Gerechtigkeit zu schaffen. "Hier geht es gegen Armut und Ausgrenzung", betont Lisa Hofmann. Damit jeder Mensch die gleichen Möglichkeiten habe, sich zu entfalten, müsse die Politik die Rahmenrichtlinien festlegen. In diesem Zusammenhang fordert die Forchheimer AWO-Geschäftsführerin demokratische Werte wie Toleranz, Respekt und Verantwortungsbewusstsein ein. Ganz einfach könne man das alles mit "Hilfe zur Selbsthilfe" umschreiben, findet Lias Hofmann, die dafür kämpft, dass kein junger Mensch ohne Schulabschluss und ohne Ausbildung bleibt.

Solide Alterssicherung

Dadurch entscheide sich bereits im jungen Alter, wer zu den armen oder armutsgefährdeten Menschen von morgen gehört.

Und: Die Alterssicherung muss auf ein solides Fundament gestellt werden, damit Menschen im Alter die Sicherheit haben, nicht in Armut zu geraten.

Es funktioniere auch nicht, dass immer mehr junge Menschen für die Alterssicherung immer stärker belastet werden. Der von der Uno ausgerufene Tag der sozialen Gerechtigkeit erinnere auch daran, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinanderdrifte. Dies führe auf Dauer zu sozialen und gesellschaftlichen Konflikten.

An Benachteiligte denken

Sebastian Beetz vom Arbeiter-Samariter-Bund Forchheim fällt zum Thema soziale Gerechtigkeit spontan das Bundesteilhabegesetz ein. Hier bestehe seiner Ansicht nach auch der größte Handlungsbedarf. "Das Gesetz soll am 1. Januar 2020 umgesetzt werden und keiner weiß, wie Menschen mit Behinderungen in allen Belangen des täglichen Lebens besser gefördert werden sollen."