Druckartikel: Was Gewerkschaften vom Europa der Zukunft erwarten

Was Gewerkschaften vom Europa der Zukunft erwarten


Autor: Karl-Heinz Hofmann

Kronach, Donnerstag, 02. Mai 2019

Karl-Heinz Hofmann Beim Arbeitnehmerempfang zum Tag der Arbeit stellte der DGB-Kreisverband Kronach die Aussagen von Praktikern wie Betriebsräten, in den Vordergrund. Das Treffen in der ehemaligen Syn...
Manfred Burdich hob die gute Zusammenarbeit von Menschen aus 30 Nationen in der Frankenwaldklinik hervor. Foto: Karl-Heinz Hofmann


Karl-Heinz Hofmann Beim Arbeitnehmerempfang zum Tag der Arbeit stellte der DGB-Kreisverband Kronach die Aussagen von Praktikern wie Betriebsräten, in den Vordergrund. Das Treffen in der ehemaligen Synagoge in Kronach stand unter dem Motto. "Europa. Jetzt - aber richtig!"

Bei den Reden der Betriebsratsvorsitzenden, Manfred Burdich (Helios Frankenwaldklinik, Kronach) und Reiner Löffler (Heinz Glas, Tettau) kamen Beispiele für Integration und die Weltoffenheit von Betrieben im Landkreis Kronach zur Sprache. Die Referenten, Mathias Eckardt (Regionsgeschäftsführer Oberfranken) und Betriebsseelsorger Eckhard Joey Schneider, forderten ein weltoffenes, soziales- und demokratisches Europa. Manfred Burdich sprach von einer multikulturellen Gesellschaft in der Helios Frankenwaldklinik und lobte die gelungene Integration und gute Zusammenarbeit der Mitarbeiter aus immerhin 30 verschiedenen Nationen. Das seien Menschen mit verschiedenen Sprachen und verschiedenen Kulturen und dennoch funktioniere die Zusammenarbeit gut.

Laut Burdich gelingt Integration, indem man handelt und nicht, in dem man darüber redet. Als Beispiele aus der Praxis nannte er zusammen arbeiten, essen und trinken sowie die Sprache und Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg. Dies habe alles viel mit Europa zu tun, wenn man Europa als Wertegemeinschaft sieht, in der Solidarität, Toleranz, Weltoffenheit und Selbstbestimmung unabdingbar sind.

Auch die Aussagen von Reiner Löffler fanden neben großem Interesse viel Beifall und Zuspruch. Zu Europa falle einem zuerst die Gemeinschaft ein, meinte er, und genau diese Gemeinschaft sei im Unternehmen Heinz- Glas sehr wichtig. Er sehe den Standort Deutschland in Gefahr, würde man nicht auch in Standorten außerhalb Deutschlands produzieren, denn Kunden wollten Produktion nahe an ihrem Firmensitz. Um die Preise für den Kunden attraktiv zu gestalten, habe man zum Beispiel Werke in Polen und Tschechien errichtet. Inzwischen produziere Heinz Glas an 16 Standorten in der Welt und es werden 23 Sprachen von 40 Nationalitäten gesprochen.

Bekenntnis zu Europa

Ein Bekenntnis zu Europa setzte Mathias Eckardt an den Beginn seiner Rede. "Wenn es die europäische Union nicht gäbe, müsste man sie erfinden", meinte er und zählte einige Vorteile für Deutschland auf, das von der EU wirtschaftlich enorm profitiere. Er stellt aber auch fest, dass die EU seit Jahren unter einer schweren marktliberalen Schlagseite leide, die von zügellosen Deregulierungen und dem systematischen Abbau von Sozial-, Umwelt- und Verbraucherschutzstandards geprägt sei.

Besorgt um "Mutter Erde" und all jene, die auf der Schattenseite der Gesellschaft lebten, zeigte sich Eckhard Joey Schneider. Dabei verwies er auf einen Aufruf von Papst Franziskus. Schneider zeigte sich überzeugt, dass in einer Welt, in der es so viel Ungerechtigkeit gebe, in der immer mehr Menschen ausgeschlossen und ihrer Menschenrechte beraubt würden, mehr Solidarität mit den Ärmsten wichtig sei.

DGB-Kreisvorsitzender Wolfgang Schmitt bezeichnete Megatrends wie Globalisierung, Migration, Klimawandel und den demografischen Wandel als Herausforderungen auch für Gewerkschaften.