Warum dauert das zwei Jahre?
Autor: Simone Bastian
Coburg, Dienstag, 18. Februar 2020
Der Abriss war schon beschlossene Sache. Aber es handelt sich um ein Werk aus der Frühzeit des Betonbaus.
"Handverdichtet" sei der Beton, schwärmte Gregor Stolarski vor zwei Jahren im Bau-und Umweltsenat über die Mohrenbrücke. Das klingt nach edlem Handwerk und war auch so gemeint. Denn die Mohrenbrücke ist eins der wenigen erhaltenen Beispiele für frühen Stahlbetonbau. Der Beton wurde seinerzeit vor Ort gegossen und von Hand nachverdichtet, "von Bauarbeitern mit Krawatten", wie Stolarski anhand von Fotos nachwies.
Seine Untersuchungen hatten damals dazu geführt, dass der Bau- und Umweltsenat den Beschluss aus dem Jahr 2012, die Brücke abzureißen, aussetzte. Nun ist die Sanierung beschlossen, und wenn alles klappt, können 2022 die Arbeiten starten, sagt Katrin Hartmann-Schmidt vom Stadtplanungsamt. Auf Basis des Sanierungskonzepts wird nun die Ausführungsplanung erstellt. Auf dieser Grundlage sind Kostenschätzungen möglich, und damit kann sich die Stadt um Fördermittel bemühen. Parallel dazu soll das Umfeld geplant werden, also der Kiosk. Danach können die Arbeiten ausgeschrieben werden.
Doch warum soll sich die Sanierung, so erst einmal läuft, über zwei Jahre hinziehen? Diese Frage stellt Tageblatt-Leser Max Hendlmeier: "Ich würde fast wetten, im selben Zeitraum könnten gleich mehrere Brücken neu gebaut werden." Nicht ganz: Ein Neubau würde auch eineinhalb Jahre dauern, sagt Katrin Hartmann-Schmidt. Der Vorteil der Sanierung, neben dem Erhalt des denkmalgeschützten Ensembles von Brücke, Kiosk und Flussnymphe aus Beton: Die Brücke muss nie komplett gesperrt werden, sondern sie wird halbseitig immer befahrbar sein. "Bei jeder Seite dauert die Sanierung ein halbes Jahr." Die Winterzeit sei ausgeklammert, weil bestimmte Arbeiten bei Minusgraden nicht möglich sein. Man wisse schließlich nicht im Voraus, wie mild oder streng der Winter wird. Auch seien große Baugruben an den Widerlagern der Brücke geplant, also im Wasser.
Hinzu kommt, dass im Vorfeld der Sanierung auch alle Leitungen erneuert werden, die dort verlaufen. Das nehme erfahrungsgemäß einige Zeit in Anspruch, sagt Hartmann-Schmidt. Vorgesehen sei, die Wasser- und Elektroleitungen künftig unter der Itz laufen zu lassen, die Fernwärmeleitung bleibt jedoch in der Brücke und muss während der Sanierung umgelegt werden. "Wenn die Ausführungsplanung vorliegt und ausgeschrieben ist, wird man schon versuchen, das so eng wie möglich zu takten", betont Katrin Hartmann-Schmidt. "Wenn alles passt, kriegen wir es in kürzerer Zeit hin." sb