Wann kommt die Tagespflege?
Autor: Marion Eckert
Sandberg, Montag, 15. August 2022
Entwicklung Alt werden und leben auf dem Land - ein großes Thema, das so manche Hürde mit sich bringt. In Sandberg räumen die Politiker die Hindernisse dabei aus dem Weg.
Zweieinhalb Jahre war die Gemeinde Sandberg Modellkommune für das Projekt "Marktplatz der Generationen" des Bayerischen Sozialministeriums. Ziel des Projektes ist es, die Lebensqualität älterer Menschen in ländlichen Gemeinden langfristig zu gewährleisten. 2020 bewarb sich Sandberg und wurde als einzige Gemeinde im Landkreis Rhön-Grabfeld ausgewählt. Mittlerweile ist das Projekt abgeschlossen. Es wurde ein örtlicher seniorenpolitischer Maßnahmenkatalog erstellt, der der Gemeinde auch künftig als Handlungsrahmen für die Kommunalentwicklung und das Altwerden auf dem Dorf der nächsten Jahre dienen soll.
"Wir haben nun ein Konzept, das genau auf unsere Gemeinde zugeschnitten ist", betont Bürgermeisterin Sonja Reubelt. Begleitet wurde die Gemeinde durch das Projektbüro Landimpuls, Regenstauf, und Projektberaterin Ines Riermeier. Grundlage für den örtlichen Maßnahmenkatalog bilden unter anderem Daten aus Befragungen der Senioren der Walddörfer im Jahr 2020. Bereits 2018 fand ein Workshop mit Senioren und in der Seniorenarbeit engagierten Ehrenamtlichen statt, dessen Ergebnisse ebenfalls mit einflossen. Außerdem Gespräche mit Bürgermeisterin Sonja Reubelt und Sabine Nasner (Fachkraft für die Walddörfersenioren) sowie das Seniorenpolitische Gesamtkonzept des Landkreises Rhön-Grabfeld. Darüber hinaus gab es Tagungen und Online-Treffen der weiteren Projektkommunen.
Fünf Handlungsfelder erkannt
Diesen Austausch haben Reubelt und Nasner als sehr gewinnbringend und bereichernd empfunden. "Die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde, dem Gemeinderat und der Bürgermeisterin ist einer unserer großen Pluspunkte", berichtet Nasner von den Erfahrungen. Fünf Handlungsfelder führt der Maßnahmenkatalog auf: "Markt und Barrierefreiheit", "Dienstleistungen und Mobilität", "Gesundheit und Pflege", "Gesellschaftliche Teilhabe und bürgerschaftliches Engagement" sowie "Selbstbestimmtes Wohnen und neue Wohnformen." Der Walddörfer-Bus, der schon 2018 angeregt wurde, ist im Bereich Mobilität ein Baustein, der bereits um gesetzt wurde.
Das Zukunftsthema der Gemeinde werde der Bereich Pflege sein. Ziel sei es, Angebote für Pflegebedürftige sowie Entlastung für pflegende Angehörige zu schaffen. Welcher Form diese Angebote sein werden, ist derzeit noch nicht konkretisiert. Denkbar wären eine Tagespflege, eine ambulante Wohngemeinschaft oder auch eine Wohnanlage mit bezahlbarem Wohnraum. Derzeit werde hierzu eine Machbarkeitsstudie erstellt, die von der Regierung von Unterfranken bezuschusst wird, und Aufschluss darüber geben soll, wie viel Wohnraum benötigt wird und zur Verfügung gestellt werden kann. Parallel bereitet die Gemeinde durch den Abriss der von ihr gekauften Anwesen in der Kreuzbergstraße ein Grundstück vor, das entsprechend genutzt werden könne. Reubelt und Nasner bedauern, dass das Projekt "Marktplatz der Generationen" nicht weiter finanziert wird und somit eingestellt wurde. "Wir werden mit unserem Maßnahmenkatalog weiter arbeiten und ihn auch fortschreiben. Dabei ist die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung sehr wichtig. Anregungen nehmen wir gerne auf." Denn auch in den weiteren Handlungsfeldern bestehe Bedarf. Auch wenn die Walddörfer beim Thema Nahversorgung dank örtlicher Betriebe gut aufgestellt sind, müsse gemeinsam mit den örtlichen Akteuren in die Zukunft gedacht werden, um alle Orte mit Gütern des täglichen Bedarfs zu versorgen. Eine Möglichkeit seien Lieferdienste oder Automaten. Ein weiteres wichtiges Thema sei das Engagement und die Unterstützung ehrenamtlich tätiger Personen. Seniorennachmittag und Helferkreise leiden unter einer zunehmenden Überalterung und sinkenden Zahl an Helferinnen und Helfern. Es sei notwendig, die Organisation neu auszurichten und den Blick auf hauswirtschaftliche Dienstleistungen bis hin zum Thema Mittagstisch zu richten. Reubelt und Nasner sind sich abschließend einig, dass ihnen die Arbeit um eine gute Lebensqualität der Senioren in den Walddörfern nicht ausgehen wird.