Druckartikel: Wandern auf Spuren der Bahn

Wandern auf Spuren der Bahn


Autor: Rainer Lutz

LKR Coburg, Mittwoch, 14. August 2019

In Rekordzeit gebaut, wurde die Werrabahn rasch zu einer bedeutenden Linie. Ebenso rasch verschwand sie wieder - aber nicht ganz. Eine Spurensuche.


Warum gerade bei dem Örtchen Grimmelshausen nahe Themar der erste Spatenstich für die Werrabahn erfolgte, weiß das Internet nicht. Es war aber der Februar 1856, als es los ging mit den Arbeiten für die Strecke von Eisenach nach Coburg. Bereits am 1. November 1858 wurde die 130 Kilometer lange Strecke eingeweiht.

Aus heutiger Sicht eine bemerkenswert kurze Bauzeit, zumal neben dem Schienenstrang 17 Empfangsgebäude, 10 Lokschuppen, eine Betriebswerkstätte, 22 Wohnhäuser für Bahnbeamte, 128 Bahnwärterhäuschen, 179 Wegübergänge, 63 Unter- und Überführungen, 31 Brücken und ein Tunnel bei Förtha in dieser Zeit gebaut wurden. Allerdings waren nach einer Angabe aus dem Juni 1858 auch rund 8740 Arbeiter mit dem Bau der Bahnstrecke beschäftigt.

Als die Strecke 1859 mit einem weiteren Teilstück von 30 Kilometern Länge an die Bahnverbindung Richtung Süden bei Lichtenfels angeschlossen wurde, wuchs ihre Bedeutung für den Bahnverkehr deutschlandweit rasch an. Das blieb so, bis die Linie 1945 durch eine andere unterbrochen wurde.

Die Trennung Deutschlands in zwei Teile brachte das Ende für die Werrabahn. Im Westen wurde sie noch eine Weile weiter betrieben. Noch bis 1976 fuhren Güterzüge bis Tiefenlauter. Dann war Schluss. 1977 begann der Abbau der Schienen. Die Werrabahn war Geschichte.

Aber so ganz ausradiert ist sie bis heute nicht. Der alte Bahndamm ist kaum zu übersehen. Eine Reihe von Unterführungstunnels existiert noch. Einige Gebäude haben die Zeit überstanden, wurden zu Wochenendhäusern ausgebaut.

Auch aus den Köpfen von Freunden des Schienenverkehrs ist die Werrabahn nie verschwunden. Einige träumen von ihrer Auferstehung auf der alten Strecke. Dem wird heute kaum noch eine Chance eingeräumt - wenn auch der Lückenschluss in Richtung Hildburghausen und Eisenach ein Thema bleibt.

Der alte Bahnverlauf ist aber nicht nur für Eisenbahnfreunde eine Wanderung wert. Sie führt in wunderbare Natur und die Geschichte der Eisenbahn.