"Wald und Jagd" - ein emotionales Thema
Autor: Adriane Lochner
Kulmbach, Freitag, 11. März 2022
Umwelt Durch den Klimawandel nehmen Wetterextreme zu. Stürme und Trockenheit schwächen die Wälder und machen sie zu einem gefundenen Fressen für Schädlinge wie den Borkenkäfer.
Um ihre Wälder fit zu machen für die Zukunft, pflanzen Waldbesitzer derzeit viele verschiedene Baumarten. Wildtiere, allen voran Rehe, machen ihnen dabei einen Strich durch die Rechnung, denn sie fressen die Knospen junger Bäumchen, am liebsten solche, die sie nicht jeden Tag bekommen.
"Neue Baumarten werden stärker verbissen. Das führt zur Entmischung, nur Fichte und Kiefer bleiben übrig", erklärte Philip Bust, Referent für Jagd und Wildtiermanagement beim Bayerischen Bauernverband (BBV). Sein Onlinevortrag über "Aufbau klimastabiler Wälder und Schlüsselfaktor Jagd" war Teil der "Klima am Dienstag"-Reihe des BBV-Bildungswerks.
Unter den 124 Teilnehmern waren zahlreiche Waldbesitzer, Jäger und Mitarbeiter von Forstbehörden aus Oberfranken und darüber hinaus. Während ein Großteil der Zuhörer die Ausführungen des erfahrenen Jägers mit "hervorragend" oder "gut" bewertete, fanden einige Teilnehmer den Vortrag nicht praxisnah genug. Bust gab zwar zahlreiche Empfehlungen zur effizienteren Jagd, etwa die Durchführung von Bewegungsjagden oder Sammelansitzen, doch kam manchen Teilnehmern eine wichtige Frage zu kurz: Was, wenn sich Waldbesitzer und Jäger nicht einig sind?
Ärger mit dem Abschussplan
Die größten Spannungen gibt es nicht bei der Jagd, sondern meist schon vorher, nämlich beim Festlegen des Abschussplans. Er wird für jedes Jagdrevier einzeln erstellt und schreibt vor, wie viele Rehe oder Rothirsche nach Alter und Geschlecht innerhalb eines bestimmten Zeitraums erlegt werden müssen. Grundlage für den Abschussplan ist der Zustand der jungen Bäumchen. Der wird alle drei Jahre durch die Forstbehörden in einem Forstlichen Gutachten festgestellt.
Das Prinzip: Wo viele Bäumchen angeknabbert sind, gibt es zu viele Rehe. Folglich muss der Abschussplan erhöht werden. "Falsch", sagen die Jäger. Bereits vergangenes Jahr berichtete diese Zeitung über diesen Konflikt. Otto Kreil, stellvertretender Vorsitzender des Kulmbacher Jagdschutz- und Jägervereins, erklärte damals: "Wenn mehr Bäumchen verbissen sind, ist das nicht unbedingt ein Anzeiger dafür, dass es mehr Rehe gibt, sondern es kann auch bedeuten, dass sie ihre Lebensgewohnheiten ändern."