Druckartikel: Vorsitzender hat große Sorgen

Vorsitzender hat große Sorgen


Autor: Lothar Weidner

LKR Coburg, Donnerstag, 20. April 2017

Obwohl mehr Wildschweine im Kreis Coburg als in früheren Jahren geschossen wurden, fürchten sich die Jagdgenossen vor Schäden und Seuchen.


Gerhard Bauersachs wurde anlässlich der Hauptversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Jagdgenossenschaften im Bayerischen Bauernverband Kreis Coburg wieder einstimmig zum Vorsitzenden gewählt. Als Vize wirkt künftig Andreas Becker.
Bauersachs stellte fest, dass die Schwarzwildbestände ungebremst stiegen und verheerende Wildschäden anrichteten. Hinzu komme die Gefahr von Tierseuchen in einem unbekannten Ausmaß. "Die stehen bereits direkt vor unserer Haustür", warnte Andreas Bauersachs und forderte eine weitere konsequente und nachhaltige Regulierung der überhöhten Schwarzwildbestände. "Hier müssen Naturnutzer, Landwirte und Jäger miteinander kooperieren. Das ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren", ergänzte er.
In Bayern wurde nach Angaben des Vorsitzenden im Zeitraum 2015/2016 der Abschuss von Wildschweinen von 71 203 auf 85 463 Abschüsse erhöht, in Oberfranken sei auch eine Erhöhung der Strecke um 24 Prozent auf 12 237 Abschüsse zu verzeichnen. In Coburg seien 1282 Sauen im Jagdjahr 15/16 zur Strecke gebracht worden, was eine Erhöhung von 14 Prozent bedeute. Resümee von Andreas Bauersachs: "Es besteht ein dringender Handlungsbedarf. Trotzdem Dank an die Jäger."


Abschussziel nicht erreicht

Ralf Scheichenhorst von der Unteren Jagdbehörde des Landratsamtes verwies zudem auf die Jagdstrecke Coburg im Bereich Rehwild. Erlegt wurden 2335 Tiere, Opfer von Verkehrsunfällen wurden 339 Tiere. Allerdings sei das Abschussziel nur zu 32 Prozent erfüllt worden. In vier Revieren wurden sechs Keiler erlegt. Scheichenhorst verwies auch auf das Schwarzwildmonitoring, das das Vorgehen bei der Klassischen Schweinepest, der Afrikanischen Schweinepest und der Aujeszykischen Krankheit regelt. Um die Übertragung der letzteren Krankheit zu verhindern, ist unter anderem der Kontakt von Jagdhunden mit Wildschweinen auf das jagdlich Notwendige zu beschränken oder kein roher Aufbruch an Hunde zu verfüttern.
Vorsitzender Andreas Bauersachs erinnerte mahnend daran, dass Feld und Flur während der Nutzzeit vom 1. April bis 1. Oktober nicht betreten werden dürften, auch nicht von Hunden. Das sei eine Regelung des Bayerischen Naturschutzgesetzes. "Bitte sorgen Sie dafür, dass Ihre Vierbeiner nicht auf Wiesenflächen herumtollen oder ihre Notdurft verrichten, denn Exkremente belasten Grünfutter und Heu mit Bakterien", war der dringende Appell. "Ich wünsche mir ein konfliktfreies Mit- und Nebeneinander", meinte der Vorsitzende schließlich.
Ausführlich ging Katharina Mikschl von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft Freising zum einen auf das Wildtierportal ein, das die Möglichkeit bietet, sich über die Lebensweisen, das Verhalten und die Besonderheiten tierischer Nachbarn zu informieren (Näheres unter www.wildtierportal.bayern.de). Zum anderen stellte sie die Bürgerplattform Wildtiere in Bayern vor, bei der es ermöglicht werden soll, Schäden durch Schwarzwild und Wildgänse in den Griff zu bekommen. Die Bürgerplattform soll unter anderem zur Lösung von Konflikten beitragen und Wildschäden dokumentieren, um sie auszuwerten und Rückschlüsse auf die Bejagung oder die Anlage von Schussschneisen zu treffen (bei Interesse E-Mail an WilTiB@LfL.bayern.de).