Vorgaben umsetzen, Gäste halten

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Franz und Ute Pansi in ihrem Restaurant. Die vergangenen Monate waren nicht leicht - Besserung ist nicht in Sicht.
Franz und Ute Pansi in ihrem Restaurant. Die vergangenen Monate waren nicht leicht - Besserung ist nicht in Sicht.
Ellen Mützel

Corona  Gastronomiebetriebe haben es derzeit nicht leicht: Hier Kontaktdaten erheben, da Nachweise kontrollieren, dort mit Gästen diskutieren - und das, obwohl sie sowieso schon mit Personalmangel zu kämpfen haben.

Seit mehreren Jahren leiten Franz und Ute Pansi die Brasserie in Bad Kissingen. Eine schöne Arbeit, aber oft auch "ein Job voller Sorgen", wie Ute Pansi es beschreibt. Die Pandemie hat es nicht leichter gemacht. Doch sie hätten immer versucht, sich an alle Vorgaben zu halten, die die vergangenen zwei Jahre mit sich brachten, sagt sie. Deswegen seien sie und ihr Mann auch aus allen Wolken gefallen, als sie in einem Bericht der Zeitung lasen, sie würden den Regelungen (hier: 2G-Kontrollen) gleichgültig gegenüberstehen.

Dabei ging es um die Prüfung des Impfzertifikats in der Corona-Warn-App, der im Gegensatz zum Impfzertifikat in der CovPassApp einen weiteren Klick braucht, um als gültig erkannt zu werden. Und, ob die Bedienungen zum Impfnachweis einen Ausweis verlangen dürfen. Da seien sie bis vor Kurzem nicht sicher gewesen. "Die Gäste haben uns immer wieder gesagt, dass wir das nicht dürfen". Erst eine Mitteilung des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga habe ihnen Sicherheit gegeben. So könnten sie dies vor den Gästen rechtfertigen, wenn diese Gegenteiliges behaupteten. Gerne machen die Gastronomen und Gastronominnen das nicht - in einer Zeit, in der sie um jede Kundin und jeden Kunden bangen müssen.

Gäste weggeschickt

Polizei und Ordnungsamt kontrollieren verstärkt die Gäste, ob sie ein gültiges Impf- oder Genesenenzertifikat und den passenden Ausweis vorweisen können. Seitdem akzeptierten die Gäste auch eher, dass das Brasserie-Personal das verlangt. "Jetzt halten die Gäste schon Impfausweis und Ausweis parat", sagt Ute Pansi. Denn auch für Gäste gilt es als Ordnungswidrigkeit, wenn sie nicht darauf hinweisen, dass sie kontrolliert werden müssen.

"Wir haben auch schon viele heimgeschickt. Das ist echt bitter", sagt Ute Pansi. Oft hätten sie nur entweder Ausweis oder Impfnachweis dabei, der andere Teil liege oft zuhause. "Das tut einem echt weh, wenn man weiß, dass sie die Dokumente haben. Sie hatten sie letzte Woche dabei, aber das nutzt ja nichts, wenn eine Kontrolle kommt." Franz Pansi erinnert sich an eine Gruppe Senioren, die schon lange nach dem Turnen immer zum Essen vorbei kommt: "Und dann hat eine von den dreien - ich kenn sie ja alle - keinen Ausweis dabei." Die Bedienung habe sie heimschicken müssen. "Und wer weiß, ob die jetzt wiederkommen, wenn das mal vorbei ist."

Kontaktverfolgung trotz Widerstand

Im Sommer hatten sie diese Sorge zwar noch nicht, dafür aber einen anderen Grund, den Unmut der Gäste auf sich zu ziehen: die Kontaktdaten aufnehmen. "Wir haben im Sommer gemerkt, dass in Bad Kissingen oft nur halbherzig die Datenaufnahme stattgefunden hat", sagt Ute Pansi. Ihr Mann ergänzt: "Das hat uns echt genervt, wir waren voll gewesen und wir haben listenweise die Daten aufgenommen. Und uns wurde immer gesagt, ,Warum das? Woanders müssen wir das nicht machen'." Seine Frau fügt hinzu: "Ich habe eigentlich nicht das Personal gehabt dafür. Das hat so aufgehalten, aber wir haben es trotzdem gemacht."

Sie hätten im Sommer immer aufpassen müssen, dass neue Gäste nicht gleich die Tische stürmen. Diese mussten erst abgeräumt und desinfiziert werden, Karte weg, Tischdecke weg, alles neu. "Das war ein Wahnsinn", erinnert Ute Pansi sich. Ganz im Gegenteil zur jetzigen Lage. Die Gäste bleiben aus: "Jetzt warten wir auf jeden einzelnen, man muss ihn quasi reinziehen." Sagt Franz Pansi. "Jetzt kommen erst die schwierigen Wochen; wir haben Personalkosten, haben Unterhaltskosten, und vom Umsatz sind mindestens 70 Prozent weg." Daher beantragen sie für Dezember wieder Hilfen. Was sich jedoch schwieriger gestalten wird als bei den ersten beiden Schließungen. Denn jetzt haben sie nicht vollständig zu den gewohnten Zeiten geöffnet, aber auch nicht komplett geschlossen.

Währenddessen bangen sie um ihr Personal, das vorher schon knapp war und in der Pandemie keinen leichten Job hatte. "Irgendwann sagen die auch mal ,Ich will nicht mehr. Wir haben jetzt zwei Lockdowns mitgemacht'. Ich weiß nicht, ob die jetzt noch einen dritten mitmachen." Noch dazu sei die Gastro allgemein ja schlecht bezahlt. Trinkgeld sei bei den wenigen Gästen auch weniger geworden.

Dazu kamen Ausgaben wie Plexiglasscheiben, Luftfilter und mehr, die zwar vom Staat erstmal gefördert wurden. Aber erst nach der Überprüfung der Hilfen werde sich herausstellen, ob der Staat die Kosten dann wirklich übernehmen wird.