Vor Gericht in die Verlängerung
Autor: Michael Busch
Erlangen, Donnerstag, 06. Dezember 2018
Am Ende flogen die Fäuste und zwei blutige Nasen wurden gezählt, ehe die Polizei im Juni aufs Sportgelände des ASV Möhrendorf gerufen wurde: Nach Spielschluss hatten sich der Spielmacher und ein Trainer in die Haare bekommen.
Michael Busch Es sind nicht immer die Fans einer Sportart, die sich in die Haare bekommen, manchmal sind es die Akteure selbst. Der Sportbeobachter weiß, dass das unsportliche Verhalten auf dem Platz immer wieder beim Eishockey, aber auch beim Fußball zu beobachten ist. Doch, dass es nach Spielende auf dem Feld weitergeht, ist eher unüblich.
In Möhrendorf ist im vergangenen Juni aber genau das passiert. Die Sportvereinigung Reuth (SpVgg) traf dort auf den Türk SV aus Erlangen. Nach dem 3:1 für die Erlanger Mannschaft endete aber auch der sportliche Höhepunkt eines spannenden und sportlich dramatischen Spiels. Nicht weniger dramatisch kam es dort zu Beleidigungen und einem Kopfstoß durch den Trainer des unterlegenen Forchheimer Vereins.
Hurensohn führte zum Blackout
Mit genau diesem Vorwurf ging es nun in eine Verlängerung vor Gericht. Hagen Förster, (Schieds-)Richter am Erlanger Amtsgericht, ließ sich den Fall nochmals genau erläutern. Die Staatsanwältin referierte, dass eben in den Abendstunden, nach dem Spiel, der Trainer auf den Kapitän des Gegners mit dem Kopfstoß reagiert habe. Dies führte zu einem Nasenbeinbruch des 25-jährigen Sportlers.
Der Vorwurf der Körperverletzung wurde von dem Trainer auch unumwunden zugegeben, allerdings hätte das Geschehen vor und dann auch nach dem Spiel eine wichtige Rolle gespielt. "Bereits vor acht Monaten mussten wir gegen den Türk SV spielen und bereits dort gab es Beleidigungen", führte der 44-jährige Forchheimer aus. Nach der Niederlage seien dann die Spieler der Gewinnermannschaft über den Platz gezogen und hätten sich bereits unfreundlich verhalten. "Ich bin selber als Hurensohn bezeichnet worden", führte er aus. Was dann wirklich passiert sei und warum er so überreagiert habe, könne er nicht erklären. "Es war eine Kurzschlussreaktion!" Er selber erkannte, dass er als Trainer natürlich eine Vorbildfunktion einnehme, die mit dieser Handlung nicht zusammenpasse.
Schutz der Polizei gesucht
Dennoch sei dieses Nachspiel zu dieser Zeit noch nicht zu Ende gewesen. Die Familie des gegnerischen Mannschaftskapitäns habe ihn ebenfalls bedrängt und nur im Schutz seines Vorstandes habe er den Platz verlassen können. "In Forchheim habe ich sogar die Polizei gerufen, weil die Familie und Freunde des Angegriffenen mit vier bis fünf Autos bei mir aufgetaucht sind." Dennoch habe er sich ein paar Tage später entschuldigen wollen, ist aber über den Kontakt des Bruders nicht bis zum eigentlichen Opfer durchgekommen. "Wir hatten zwar ein langes Gespräch, aber auch da schwangen weitere Drohungen mit."
Der in Baiersdorf lebende Angegriffene schilderte diesen Vorgang allerdings anders. Ihn selber habe der Trainer nicht erreicht, wohl seinen Bruder. Aber auch die Beleidigungen oder weitere Drohungen seien nicht gefallen. In seiner Aussage belastete er den Beschuldigten auch nicht weiter. "Nach vier Wochen war die Nase wieder in Ordnung, ein kleiner Huppel ist geblieben", gibt er vor dem Gericht an.
Auch ein durch den Rechtsanwalt des Beschuldigten aufgeführter Schlag auf den Hinterkopf seines Mandanten durch den Geschädigten wies dieser zurück. Er gab allerdings zu, dass er trotz Krankschreibung bereits drei Tage später für ein weiteres Spiel auf dem Platz gestanden habe. "Für meine Mannschaft", erklärte er. Was aber in einer Bewertung für den Tathergang unerheblich sei, wie Richter Förster betonte.