Druckartikel: Von Tugenden und Tradition

Von Tugenden und Tradition


Autor: Richard Sänger

Hannberg, Montag, 07. Mai 2018

Die Sorge um den Zustand der Bundeswehr war nur eine von vielen, die die Redner bei der Landesversammlung des Bayerischen Soldatenbundes umtrieben. Sie forderten mehr Rückhalt für die Streitkräfte.


Mit Kritik nicht gespart wurde bei der Landesversammlung des Bayerischen Soldatenbundes (BSB) am Wochenende in Hannberg. Dabei bekamen die Politiker in Berlin für ihren Umgang mit der Bundeswehr ebenso ihr Fett weg wie der Bayerische Rundfunk für seine kurzfristige Absage der Berichterstattung mit einem Kamerateam.
Der BSB hat sich der Pflege militärischer Traditionen verschrieben und ihm gehören in mehr als 1000 Kameradschaften über 60 000 Menschen an. Der BSB kümmert sich um soziale Belange aktiver Soldaten ebenso wie um ehemalige Soldaten sowie um deren Hinterbliebene. Dies lobte der Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Staatsminister Florian Herrmann (CSU) als Festredner ebenso wie der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der per Videobotschaft zugeschaltet war.


Heuchelei der Politiker

BSB-Präsident Oberst a. D. Richard Drexl machte aber schnell Schluss mit den Nettigkeiten. "Unsere Heimat braucht mehr denn je Kameradschaft und Demokratie", erklärte er. Das hätten viele Politiker in Berlin aber scheinbar noch nicht begriffen. "Wie mit der Bundeswehr heute umgegangen wird, ist Heuchelei." Die Bundeswehr müsse ein Stabilitätsfaktor sein. "Wir stehen zu unserer Bundeswehr und deren Soldaten, die die Freiheit des deutschen Volkes verteidigen", sagte Drexl.
Neben zahlreichen Ehrengästen hatte auch der Bayerische Rundfunk mit einem Kamerateam zunächst zu- und dann kurzfristig zum sichtbaren Ärger des Präsidenten wieder abgesagt. "Hätten wir heute Gelbbauchunken über die Straße getragen oder eine Solidaritätsadresse an abgelehnte Asylbewerber im Programm, dann wären die da", schimpfte der Präsident.
Der Landtagsabgeordnete Bernhard Pohl (FW) legte in seinem Grußwort nach: So verschiebe sich bei der öffentlichen Sendeanstalt die Wertigkeit immer und mehr. Über das Treffen der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Memmingen sei nicht berichtet worden, dafür aber von der Gegendemonstration von Linksradikalen.


Drängende Fragen

Pohl wandte sich an die Delegierten: "Sie haben sich der Förderung der Wehrbereitschaft und der Unterstützung der Bundeswehr verschrieben. Hier sehe ich aktuell den größten Handlungsbedarf. Nach der Abschaffung der Wehrplicht und einiger - ich formuliere es mal wohlwollend - verunglückter Äußerungen der Verteidigungsministerin über ihre Truppe müssen wir uns jetzt und vor allem für die Zukunft fragen: Ist die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland überhaupt noch bereit, unser Land notfalls auch mit Waffengewalt zu verteidigen? Sind wir mehrheitlich bereit, unseren Bündnisverpflichtungen nachzukommen, wenn es einmal ernst wird?"
Die Bayerische Staatsregierung stehe hinter ihren Soldaten und hinter den Traditionsverbänden, erklärte Drexl. Deren Bedeutung werde nach Aussetzung der Wehrpflicht im Interesse einer wehrhaften Demokratie eher zunehmen, ist sich der Präsident sicher. Streitkräfte bedürften der Abstützung durch die Gesellschaft, um nicht Fremdkörper zu werden.
"Unsere Welt steht in Flammen. Das Krisen- und Kriegsgerede in den Medien ist vielfach überzogen", so Drexl. Aber der kluge Mensch baue vor und sorge für eine funktionsfähige Feuerwehr, bevor es brennt. "Die Löschgeräte der Bundeswehr sind unzureichend einsatzfähig, das ist der Politik bekannt. Die Friedensdividende wurde seit der Wiedervereinigung überreichlich eingefahren", kritisierte der Oberst a. D. Die Bundeswehr in Bayern sei auf eine Restgröße geschrumpft.
Inzwischen dämmere es auch den Strategen in Berlin, dass ein "weiter so" nicht funktioniert. Die Armee soll wieder aufgestockt werden, mehr Geld erhalten, sogar Standortentscheidungen aus 2011 sollen hinterfragt werden. Drexl kritisierte aber auch die ausufernde Bürokratie und Gesetzesverschärfungen sowie Regelungswut für die Sportschützen und appellierte an die anwesenden Politiker, sich dagegen zur Wehr zu setzen. "Die Drangsalierung gesetzestreuer Bürger wie Sportschützen, Waffensammler und Jäger muss endlich aufhören", forderte Drexl. "Wenn der Straßenverkehr wie der Schießsport behandelt werden würde, müsste jeder Autofahrer einen Waffenschein besitzen!"


Soldaten als Vorbild

Staatsminister Florian Herrmann zeigte sich vom Fahneneinzug beeindruckt. "Fahnen gehören zur Tradition, und hinter jeder Fahne steht auch eine Geschichte. Reservisten leisten einen bedeutenden Dienst für unsere Gesellschaft, und die Soldaten sind ein Rückgrat der Demokratie", erklärte der Staatsminister. "Die Tugenden der Soldaten sind zeitlos, und deren Werte würden vielen Menschen und auch der Politik ab und zu mal gut tun", so Florian Hermann unter Beifall.
Viel Lob gab es für die musikalische Umrahmung mit Märschen und den Hymnen für die Adelsdorfer Musikanten und ihrem Leiter Jürgen Schatz. Dank und Anerkennung zollten die Redner insbesondere der Krieger- und Soldatenkameradschaft Hannberg mit ihrem Vorsitzenden Ulrich Riss sowie dem Krieger- und Soldatenverein Aisch 1883 mit dem Vorsitzenden Ralf Olmesdahl. Die beiden Vereine sorgten die Verpflegung und einen reibungslosen Ablauf.